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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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auf.
    Langsam ließ er mich los. »Denk immer daran, Sophia, wenn du nicht mehr zu schätzen weißt, was ich dir biete, wird dir alles genommen werden.«
    Â»Ich werde daran denken.«
    Es war, als würde ein silbernes Netz enger um mich gezogen.
    â€¢ • •
    Am folgenden Montag ging ich ohne einen Funken Hoffnung zum letzten Mal zu der Lichtung.
    Ich ging hart mit mir ins Gericht, als sie natürlich leer war. Wenn ich so weitermachte, würde ich bald nur noch dahinvegetieren, und zu der Sorte Mensch wollte ich nicht gehören. Das Leben musste weitergehen.
    Ich tat alles, um auf andere Gedanken zu kommen. Ich ging im Garten spazieren. Ich bewegte Lily. Ich stickte weiter an dem Wandteppich. Ich zwang mich, mich auf den Inhalt der Bücher zu konzentrieren, die ich las. Ich studierte weiter die Natur, auch wenn es auf die wunden Stellen in meinem Herzen drückte.
    Â»Es wird Zeit für einen Ausflug«, verkündete M. Bernard eines Abends. »Morgen fahren wir nach Memphis, damit du Weihnachtsgeschenke für deine Geschwister einkaufen kannst.«
    Fünf Monate lang war ich nicht über die Abteigrenzen hinausgekommen – meine Aufregung war echt.
    Am nächsten Morgen beschleunigte die Vorfreude meine Schritte, als ich noch in der Dunkelheit zu der wartenden Kutsche lief. Obwohl ich Odettes finstere Blicke aushalten musste, weil sie gezwungen war, so früh aufzustehen (wobei ich wusste, dass sie sich, sobald ich weg war, noch einmal hinlegen würde), hatte ich es heute genossen, Toilette zu machen. Über einem gold gemusterten Brokatkleid trug ich einen braunen Samtumhang. Meine Mütze war aus bernsteinfarbener, gefältelter Seide mit einer gebogenen Straußenfeder, die so weit herunterreichte, dass sie meine Wange kitzelte.
    Als wir vom Gut rollten, drückte mein Patenonkel meine Hand. »Oho! Ma fifille freut sich aufs Einkaufen. Wie ihre Augen leuchten!«
    Ich lächelte. »Damen mögen Kaufläden, nicht wahr?«
    Er schloss bald die Augen und döste in der Ecke.
    Ich schaute hinaus auf die gesegnete, mir fremde Landschaft. Von den Erntewagen gefallene Baumwolle schwebte wie Schnee am Rand der unbefestigten Straßen.
    Am frühen Nachmittag erreichten wir Memphis. Wir gingen in ein Seidengeschäft, wo M. Bernard amüsiert meine geschickte Einkaufstaktik verfolgte. Ich zerdrückte Stoffe in der Faust, um zu sehen, ob sie zu leicht knitterten oder zu steif oder zu alt waren.
    Wir kauften ein Stück amethystfarbenen Taft und einen Wolltwill in einem matten Rauchblau, der Annes Teint wunderbar hervorheben würde, sowie silbrig schimmernden Satin für Westen für meine Brüder. Von anderen Händlern kauften wir ein mit Gagatperlen besticktes Cape aus schwarzer Spitze, zwei Zylinder aus Biberpelz, ein Frisierset, dessen Porzellangriffe mit Glockenblumen bemalt waren, ein Flakon des Veilchenparfüms, das M. Bernard an mir mochte, einen dicken wollenen Umhang und ich weiß nicht, was noch alles. Der Umhang, dachte ich mit einem verstohlenen Lächeln, würde Anarchy gefallen.
    Â»Das Parfüm ist für dich, nicht wahr?«, fragte M. Bernard.
    Â»Nein Sir, für Anne. Sie wird es auch mögen.«
    Â»Das glaube ich nicht. Ich will nicht, dass außer dir jemand nach Veilchen duftet.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Dann eben für mich.«
    Wir speisten in einem eleganten Restaurant. Ich konnte kaum meine Freude darüber verbergen, nicht am Ende des langen Tisches in Wyndriven Abbey sitzen zu müssen. Ich nahm alles um mich herum auf: die Leute, ihre Art, sich zu kleiden, und den Klang fremder Stimmen.
    M. Bernard lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und beobachtete mich mit selbstzufriedenem Vergnügen. »Wir werden die Reise nach Memphis öfter machen müssen«, meinte er. »Du bist so viel munterer als in den letzten Wochen.«
    Erst auf dem langen Heimweg merkte ich, dass ich eigentlich viel lieber nach Chicataw gefahren wäre. Memphis war anregend gewesen, aber die Menschen dort waren Fremde und würden es auch immer bleiben. In Chicataw hätte ich Freundschaften schließen können. Kein Wunder hatte sich mein Patenonkel für einen Besuch in Memphis entschieden.
    Als wir durch Chicataw fuhren und am Pfarrhaus vorbeikamen, hing ich fast aus dem Fenster. Selbst zu dieser späten Stunde brannte in einem Fenster im oberen Stock noch Licht. Ob es Gideons Zimmer war? Es

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