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So wie Kupfer und Gold

So wie Kupfer und Gold

Titel: So wie Kupfer und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Nickerson
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mir eine Gänsehaut, als sie verblasste.
    Ich gestand mir eine Woche Ruhe zu, um mich zu erholen, und aß alles, was Nährstoffe und Kräftigung versprach (selbst Aalsuppe). Ein Rückfall wäre unerträglich gewesen.
    Wieder fragte ich mich, weshalb M. Bernard keinen Arzt gerufen hatte. Ja, ich genas, aber dieser Ausgang war keinesfalls vorauszusehen gewesen. Er hatte Ducky erklärt, dass er Ärzten nicht traute, aber vielleicht hätte ein Doktor darauf bestanden, dass man mir die Haare abschnitt, was bei hohem Fieber üblich war. Ich lächelte schwach – das hätte M. Bernard nie erlaubt.
    Am Samstagabend leistete ich zum ersten Mal nach meiner Krankheit meinem Patenonkel wieder Gesellschaft in der Bibliothek. Wir saßen in unseren üblichen Sesseln, und während er von den Ereignissen berichtete, die ich in den vergangenen Wochen verpasst hatte, stickte ich an dem vernachlässigten Wandteppich. Die Arbeit wollte mir nicht von der Hand gehen – ich war immer noch schwach und unbeholfen und mit den Gedanken nicht bei der Sache. Nur noch wenige Tage, dann würde meine Familie kommen. Sie würden mich verändert vorfinden. Viel Wasser war den Bach hinuntergeflossen, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten.
    M. Bernard hatte gerade eine Anekdote erzählt; jetzt verstummte er. In seiner Miene lag ein Hunger, der mich unbehaglich in meinem Sessel herumrutschen ließ. Ich tat, als sei ich ganz versunken in meine Stickarbeit, musste mich aber ans Atmen erinnern. Ich ließ meine Nadel fallen, und als ich danach griff, nahm er meine Hand. Er küsste meine Handfläche. Kraftlos und weiß wie ein toter Fisch lag sie unter seinen Lippen.
    Â»Sophia, willst du mir die Ehre erweisen und meine Frau werden?« Die Worte trafen mich wie Steine.
    Einen Moment lang brachte ich keinen Ton heraus. Als ich mich wieder in der Gewalt hatte, riss ich hastig meine Hand zurück. »Bitte, ich bin noch nicht bereit dafür. Ich bin immer noch nicht vollständig genesen.«
    Er erhob sich abrupt. »Meine Gefühle können dir nicht entgangen sein. Aufgrund deiner Jugend hatte ich Geduld mit dir, aber ich werde nicht länger warten. Wir werden deinen Geschwistern bei ihrer Ankunft unsere Verlobung bekannt geben. Und wir werden einen Weihnachtsball abhalten und es aller Welt verkünden.« Sein Ton war herrisch. Er hatte das alles geplant und war ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass es genau so ablaufen würde, ohne dass ich etwas dazu beisteuerte. »Die Zeremonie kann wahrscheinlich erst im neuen Jahr stattfinden, aber unsere Verlobungszeit wird sicher angenehm, mon cœr .« Er trat hinter mich, hob mein Haar hoch und liebkoste meinen Nacken. »Sehr schön«, murmelte er und ich spürte seine Zähne auf meiner Haut.
    Ich zuckte zusammen und versuchte meinen Ekel zu verbergen. »Es ist mir eine große Ehre und ich bin Ihnen sehr verbunden, Sir, aber ich kann Sie nicht heiraten.«
    Er erstarrte, als ich mich ihm entzog. Dann straffte er die Schultern, ging zu seinem Sessel mir gegenüber und setzte sich auf die Kante. »Und darf ich wissen, weshalb nicht?«, fragte er eisig.
    Ich musste irgendwie antworten, ohne ihn zu beleidigen. »Es gibt – es gibt viele Gründe. Ich bin gänzlich ungeeignet. Ich bin zu jung und kenne mich nicht aus in der Welt. Ich bin mittellos. Und ich mag Sie als – einen guten Freund und Beschützer, der Vaterstelle einnimmt, aber ich kann Sie nicht als meinen Ehemann lieben.«
    Â»Hast du Angst davor, mich zu heiraten?«
    Â»Angst? Vor Ihnen? Nein, natürlich nicht, aber vor der Verantwortung, Madame de Cressac und Herrin der Abtei zu sein.«
    M. Bernard lehnte sich zurück und knetete den weichen Plüsch der Armlehnen. »Hast du dir überlegt, welche Möglichkeiten es sonst für dich gibt? Einerseits könntest du meine Frau sein und von allem profitieren, was ich dir bieten kann. Du hättest einen Mann, der dich anbetet, der alles in seiner Macht Stehende tun würde, um dich glücklich zu machen. Und ich glaube nicht, dass ich dir gleichgültig bin. Ich habe ab und an deine Reaktion gespürt und wir waren uns liebevoll zugetan, nicht wahr? Unzählige Male hast du mir versichert, du wünschtest, du könntest meine Großzügigkeit vergelten. Ich gebe dir nun die Gelegenheit, mir alles zurückzuzahlen. Ich bitte dich nur um das

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