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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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eine sehr intensive Beziehung zu einem Verdächtigen aufbaute. »Sie sagten, Sie wären Annie Lebow zum ersten Mal begegnet, nachdem sie Ihr Boot gerammt hatte«, fuhr Larkin fort, »aber in Wahrheit haben Sie sie schon vorher sehr gut gekannt.«
    Kincaid sah, wie der Schock dem Mann in die Glieder fuhr; sah, wie seine Muskeln sich strafften, als der Fluchtinstinkt einsetzte – und wie er sie gleich darauf mit einer bewussten Willensanstrengung entspannte.
    »Das da ist übrigens mein Chef«, sagte Larkin und deutete auf Babcock, wie um ihre Position zu stärken. »Chief Inspector Babcock. Und das sind Superintendent Kincaid und Inspector James von Scotland Yard.«
    Bei der Erwähnung von Scotland Yard legte Wain die Fingerspitzen auf die Ruderpinne, als müsse er sich festhalten, doch als er sprach, war seine Stimme fest. »Ich hab sie gekannt, ja, das gebe ich zu. Aber ich will Ihnen verraten, warum ich nichts gesagt habe.« Er ließ den Blick über die versammelten Polizeibeamten schweifen, und Kincaid glaubte an dem Blitzen in seinen Augen ablesen zu können, dass er Gemma wiedererkannte, doch Wain ging darüber hinweg. »Als ich gehört habe, dass sie tot ist, war mir klar, dass Sie sich gleich auf mich stürzen würden. Ich hatte früher schon mal mit der Polizei zu tun, und ich weiß, dass ihr Typen euch immer die greift, die sich am wenigsten wehren können, und dass euch die Wahrheit völlig egal ist.«
    »Stellen Sie mich doch auf die Probe, dann werden Sie schon sehen«, entgegnete Larkin, unerschrocken wie ein Bullterrier. »Worum ging es bei Ihrem Streit mit Ms. Lebow an Heiligabend?«
    »Ich kenne niemanden, der Lebow heißt. Für mich war sie
Annie Constantine. Ich hatte sie jahrelang nicht mehr gesehen, seit sie dafür gesorgt hatte, dass die Vorwürfe gegen uns fallen gelassen wurden. An diesem Abend, an Heiligabend, da war sie wohl genauso überrascht, mich zu sehen, wie ich, als sie plötzlich vor mir stand. Sie schien sich zu freuen, hat nach den Kindern gefragt, wollte sehen, wie es ihnen geht.
    Aber das konnte ich nicht zulassen, verstehen Sie? Es brachte alles wieder zurück, diese ganze schreckliche Zeit, und das habe ich ihr auch gesagt. Jetzt schäme ich mich dafür, aber ich habe sie angeschrien, und sie war gekränkt. Sie hat gesagt, sie hätte uns doch immer nur helfen wollen, und das stimmt auch. Ich würde es gerne zurücknehmen, was ich zu ihr gesagt habe, wenn ich nur könnte.«
    Wains Worte klangen aufrichtig. Aber dennoch hatte Kincaid das Gefühl, dass er irgendwie um die Wahrheit herummanövrierte.
    »Und sie hat Sie nicht gefragt, was Sie über das Kind wussten, das in der Wand des Viehstalls gefunden wurde, an dem Sie gearbeitet hatten?«, fragte Larkin.
    Kincaid wusste gleich, dass Larkin einen Fehler gemacht hatte, dass der zeitliche Ablauf nicht passte. Juliet hatte die Leiche des Kindes erst am Heiligabend gefunden; Wains Streit mit Annie hatte der Zeugin zufolge am Nachmittag desselben Tages stattgefunden. Zu diesem Zeitpunkt konnte sie unmöglich von dem Kind gewusst haben. Sie hatten nicht einmal einen Beweis dafür, dass sie je davon erfahren hatte.
    »Was?« Wain schien fassungslos. »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Jetzt schaltete Babcock sich ein. Er trat einen Schritt auf das Boot zu und sagte: »In einem Viehstall hier ganz in der Nähe wurde die Leiche eines weiblichen Säuglings gefunden, eingemörtelt in die Wand.«
    »Reden Sie von dem ehemaligen Hof der Smiths?«, fragte
Wain, und als Babcock nickte, fuhr er fort: »Ich habe mal einen Job für sie gemacht, das stimmt, aber ich habe nicht … Sie können doch nicht glauben …« Er brach ab und schüttelte nur den Kopf, als hätte es ihm die Sprache verschlagen.
    »Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll«, meinte Babcock im Plauderton. »Kommt mir irgendwie ein bisschen unglaubwürdig vor, dass jemand in dem Stall gemörtelt haben soll, ohne dass Mr. Smith etwas merkte. Oder dass jemand Ihre Arbeit ausgenutzt und einfach ein bisschen was dazugekleistert haben soll, ohne dass Sie es mitkriegten.«
    Gabriel Wains Züge wurden hart. »Sie können unmöglich wissen, dass dieses«, er hielt inne und schluckte, »dass dieses Kind dort eingemauert wurde, als ich den Job für die Smiths gemacht habe. Ich war nur ein paar Tage dort, und soviel ich weiß, ist der alte Hof verfallen, nachdem die Smiths verkauft hatten. Jeder hätte da reingehen können.«
    Er hatte recht, und Kincaid konnte sehen, dass

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