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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Babcock es wusste. Sie hatten keinerlei konkrete Beweise, die Wain mit der Kinderleiche in Verbindung brachten, und auch keine Erklärung dafür, wie Wain zu dem Kind gekommen sein sollte. Und nicht nur das – Kincaid hatte in seiner Laufbahn schon mit so manchem Perversen zu tun gehabt, und er wusste, dass diese Menschen zwar oft äußerlich ganz normal und vernünftig wirken konnten, sich aber dennoch stets durch irgendeinen kleinen Tick verrieten. Er hatte ein feines Gespür für diese Art von gestörter Persönlichkeit entwickelt, und bei Gabriel Wain erkannte er keine Anzeichen dafür.
    Dennoch war der Mann beunruhigt und hatte Angst.
    Babcock, der offenbar einsah, dass er ihn nicht weiter unter Druck setzen konnte, ohne seine Anschuldigungen konkret belegen zu können, änderte seinen Kurs. »Wo waren Sie vorgestern Abend, Mr. Wain?«
    »Hier. Bei meiner Frau und meinen Kindern.«

    »Die ganze Nacht? Kann Ihre Frau das bestätigen?«
    »Lassen Sie meine Frau aus dem Spiel!«, sagte Wain wütend. »Ich lasse nicht zu, dass Sie sie quälen. Sie hat schon genug durchgemacht.«
    »Mr. Wain.« Gemmas Stimme war leise, doch sie zog sogleich die Aufmerksamkeit aller auf sich. »Wo sind Ihre Kinder?«
    Kincaid fiel auf, dass er auf dem Boot keinerlei Geräusche gehört hatte und dass die dicht zugezogenen Vorhänge hinter den Kabinenfenstern nicht einmal gezuckt hatten.
    »Einkaufen gegangen.«
    »Und Ihre Frau?«
    Er zögerte und blickte sich um, als hoffte er, dass ihm von irgendwo eine Erleuchtung käme. »Hat sich hingelegt«, sagte er schließlich.
    »Und die Ärztin, die Sie gestern besucht hat, behandelt die Ihre Frau? Dr. Elsworthy, so heißt sie doch, oder?« Gemma sah Babcock an, als erwarte sie eine Bestätigung.
    Babcock starrte sie nur an. »Elsworthy? Hier? Das war das Boot, das sie aufgesucht hat?«
    Das war eine Katastrophe, dachte Kincaid, der nur entsetzt zuschauen konnte – eine massive Fehlkommunikation. Aber weder Babcock noch Gemma hatten die beiden irgendwie miteinander in Verbindung gebracht.
    Babcock kriegte jedoch die Kurve in einer Weise, die jeden guten Polizisten mit Neid erfüllen musste. »Meine Güte«, murmelte er halblaut, dann wandte er sich an Wain und sagte in einem Ton, der keine Widerrede duldete: »Ich glaube, Sie sollten mir jetzt erst mal erzählen, wie es eigentlich kommt, dass Sie unsere Rechtsmedizinerin kennen.«
     
    Babcock wartete, bis er allein in seinem Büro war, ehe er Althea Elsworthy anrief. Er versuchte es zuerst im Krankenhaus,
erfuhr aber zu seiner Überraschung, dass sie am Morgen angerufen und sich krankgemeldet habe – offenbar ein so bemerkenswertes Ereignis, dass ihre Kollegen in der Rechtsmedizin schon Wetten abschlossen, ob es nun die Pest oder das Denguefieber war, was sie umgehauen hatte.
    Heute schien er andauernd irgendwen um einen Gefallen bitten zu müssen. Es kostete ihn einiges an Überredungskunst, aber schließlich gelang es ihm doch, Elsworthys Telefonnummer zu ergattern und dazu die vage Angabe, dass sie »irgendwo in der Nähe von Whitchurch« wohne.
    In der Hoffnung, dass die Telefonnummer genügen würde, wählte er und lauschte dem wiederholten doppelten Summton. Kein Anrufbeantworter sprang an, und er wollte es schon aufgeben, als das Läuten abbrach und eine vertraute Stimme sich mit einem schroffen »Elsworthy« meldete.
    »Babcock«, erwiderte er ebenso knapp, und als keine Antwort kam, seufzte er und sagte: »Wehe, Sie legen jetzt auf, Doc.«
    Wieder Schweigen. Dann sagte sie resigniert: »Ich nehme an, Sie haben mit Gabriel Wain gesprochen.«
    »O ja. Und abgesehen von der Tatsache, dass Sie mich nach Strich und Faden lächerlich gemacht haben, ist Ihnen eigentlich klar, dass Sie das Ihre Zulassung kosten könnte? Geheime Absprachen mit einem Mordverdächtigen? Verschweigen ermittlungsrelevanter Informationen?«
    »Chief Inspector, es ist Ihr gutes Recht, wütend auf mich zu sein. Aber ich bin zuallererst Ärztin und erst an zweiter Stelle Rechtsmedizinerin – auch wenn es sicher schon einige Jahre her ist, dass ich zuletzt daran erinnert worden bin.«
    »Am besten, Sie fangen ganz vorne an«, sagte er mit erzwungener Geduld.
    »Hat Gabriel Ihnen denn nichts erzählt?«
    »Ich will es von Ihnen hören.« Und das wollte er tatsächlich,
nicht nur, um Wains Aussage zu überprüfen, sondern auch, weil er immer noch nicht recht glauben konnte, dass die Dr. Elsworthy, die er zu kennen geglaubt hatte, so weit vom rechten Weg

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