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So will ich schweigen

So will ich schweigen

Titel: So will ich schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Mädchens ins Gedächtnis, das dort unter dem riesigen schwarzen Regenschirm am Kanal gesessen und geangelt hatte.
    Es konnte nicht sein. Und doch … Noch einmal las sie die Beschreibung der Kinder der Wains, die Annie Constantine so sorgfältig festgehalten hatte, und sie wusste, dass sie sich nicht irrte.
    Das kleine Mädchen, das sie kennengelernt hatte, war nicht Marie Wain.

24
    Er wusste sofort, dass es ein Vorwand war, als Gemma sagte, sie müssten die Kinder abholen. Er starrte sie fragend an, doch sie schüttelte nur kaum merklich den Kopf.
    Frustration packte ihn. Er wollte nicht gehen, bevor er selbst mit Babcock gesprochen und gehört hatte, was dieser aus Piers Dutton herausbekommen hatte. Bis jetzt sah es zumindest nicht so aus, als hätte Dutton Caspar in die Betrügereien hineingezogen, aber wenn Caspar doch in die Sache verwickelt war … Das wäre eine Katastrophe für Juliet, und es wäre seine Schuld.
    Und wenn Dutton vom Verdacht des Mordes an Annie Lebow freigesprochen würde, bedeutete das, dass er, Kincaid, diese Katastrophe vollkommen unnötig heraufbeschworen hatte? Gewiss hatte Dutton eine fette Haftstrafe verdient, weil er seine Kunden systematisch betrogen hatte, aber war das den Schaden wert, den Juliet dadurch erlitten hatte? Vielleicht hatte seine Schwester von Anfang an recht gehabt – er war ein selbstgerechter Scheißkerl, allein an seinem eigenen tugendhaften Image interessiert. Die Tatsache, dass Caspar Newcombe ein Idiot war, machte die Sache auch nicht viel besser.
    Gemma hatte schon ihre Jacke übergezogen und warf ihm nervöse Blicke zu, während sie mit Sheila Larkin plauderte. Was hatte sie herausgefunden, das sie nicht vor …
    Der Gedanke, der ihn durchzuckte, ließ das Blut aus seinem Kopf weichen. Warum hatte Caspar Piers Dutton ein Alibi liefern
wollen? Was, wenn es gar nicht Dutton war, der ein Alibi brauchte, sondern Caspar selbst?
    Was, wenn Caspar herausgefunden hatte, dass Annie Lebow vorhatte, Dutton zu verpfeifen, weil er sie betrogen hatte, und beschlossen hatte, dafür zu sorgen, dass es nicht dazu kam? Es stand nicht nur ihre Firma auf dem Spiel – Kincaid gewann allmählich den Eindruck, dass Caspar für Piers Dutton alles tun würde. Es war offensichtlich, dass Dutton keineswegs bereit gewesen war, das Gleiche für ihn zu tun.
    Plötzlich hatte er es ebenso eilig wie Gemma, hier wegzukommen. Er schnappte sich seine Jacke und unterbrach Gemmas Unterhaltung mit Larkin. »Sagen Sie Ihrem Chef, er soll uns anrufen, wenn es etwas Neues gibt«, sagte er zu der jungen Frau, und sie nickte, wenngleich sie über seine Schroffheit ein wenig überrascht schien.
    »Wird gemacht.«
    Er nahm Gemmas Arm, eilte mit ihr die Treppe hinauf und hinaus in die frühe Abenddämmerung. Die dicken grauen Wolken schienen direkt über den Dächern zu hängen und mit einem ungeheuren Gewicht darauf zu lasten, und feine Schneeflocken prickelten auf Kincaids Wangen wie mikroskopisch kleine Glassplitter.
    »Ist es wegen Caspar?«, fragte er. »Was hast du herausgefunden?«
    »Caspar?« Gemma sah zu ihm auf und schirmte ihre Augen mit der Hand vor dem Schnee ab. »Wovon redest du?«
    Erleichterung durchflutete ihn. Er hatte Gespenster gesehen, sonst nichts, und es widerstrebte ihm plötzlich, über seinen unsinnigen Verdacht zu sprechen. »Was ist es dann?«, fragte er, doch sie hatte sich schon von ihm gelöst und lief zu ihrem Wagen, wo sie die Tür aufriss und sich auf den Fahrersitz fallen ließ.
    Sie hatte den Motor schon angelassen, ehe er seine Tür zugeschlagen
hatte, und den Gang eingelegt, bevor er sich anschnallen konnte. »Gemma, sagst du mir vielleicht mal, wo’s brennt?«
    Gemma lenkte den Wagen in den dichten Spätnachmittagsverkehr im Zentrum von Crewe, ohne ihn anzusehen, und sagte nur: »Marie Wain.« Als er sie verständnislos anstarrte, fügte sie hinzu. »Es war ein offenes Geheimnis. Annie Lebow war öfter bei den Kindern, als sie die ärztliche Versorgung für Rowan organisierte. Sie hätte es sehen müssen.«
    »Gemma.« Er legte seine Hand auf ihre. »Würdest du mir bitte endlich sagen, wovon du die ganze Zeit redest?«
    Diesmal sah sie ihn kurz an, als sie vor einer Ampel herunterschaltete. »Marie Wain – das kleine Mädchen, das ich getroffen habe – ist nicht Marie Wain. Es steht schwarz auf weiß in Annies Aufzeichnungen zu ihrem damaligen Fall. Das Baby von Gabriel und Rowan Wain hatte braune Augen, wie ihr Bruder, wie ihre Eltern. Die Augen des

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