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So zärtlich war das Ruhrgebiet

So zärtlich war das Ruhrgebiet

Titel: So zärtlich war das Ruhrgebiet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laabs Kowalski
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Schönheit seines Heimatlandes pries. In
der Zusammenfassung lautete sein Loblied etwa so:
             „Rumänien ist schön! Sein Himmel ist übersät von
Myriaden funkelnder Sterne und die Luft geschwängert von den Düften der Rosen
und des Hammelfetts. Sein Äther ist durchpulst vom ewigen Gezirpe der Fideln glutäugiger
Recken und vom rhythmischen Klatschen der Stockhiebe auf die Rücken störrischer
Esel und ungehorsamer Frauen.“
    Drei Stunden später saßen wir
endlich erschöpft in einem Zug, der uns glücklich nach Medias brachte.
     
    Am Abend vor der Hochzeit trat Ernie, der Bruder
Kristinas, an Onkel Heinzi heran und klärte ihn auf, dass man nun gemeinsam
aufbrechen werde, um das Fleisch für das morgige Fest zu besorgen. Auch Dubrasch,
ein Freund von Ernie, und ich durften mit.
    Mit einem uralten Pritschenauto,
an dem der vordere linke Kotflügel fehlte, ging es hinauf in die Berge. Längst
war die Sonne untergegangen, gespenstisch leuchtete im trüben Licht des einen
Scheinwerfers die raue, wilde Landschaft vor uns auf. Ab und an kreuzte ein Bär
die Straße oder ein Wolf, und einmal musste Ernie halten, weil ein Mann die
Fahrbahn blockierte. Wie sich herausstellte, war es der Alte aus dem Zugabteil,
der seine Bitte erneuerte, jemand Starkes solle mit seinem jungen Weib
beisammenliegen, damit er endlich einen Erben erhalte. Dubrasch versicherte
ihm, sich in der nächsten Woche darum zu kümmern, und der Alte gab den Weg
frei, froh, endlich Gehör gefunden zu haben.
             „Früher hatten Männer wie er nicht diese
Probleme“, erzählte uns Ernie, „da gab es in den Dörfern der Berge noch das
Heuhaufenfest. Alle gebärfähigen Frauen eines Dorfes steckten am Tag des
Heuhaufenfestes ihre Oberkörper in einen großen Heuhaufen, nur ihre nackten
Hinterteile ragten hervor. Und alle Männer des Dorfes machten sich unten herum
ebenfalls frei und stellten sich hinter die Frauen. So blieb in den abgelegenen
Bergdörfern das Blut der Nachkommen frisch. Doch leider gab es einen Dorfvogt,
dem diese Sitte zu archaisch war. Er tat nur deshalb mit den anderen mit, weil
er um seine Wiederwahl zu fürchten hatte, falls er sich geweigert hätte, denn
wir sind ein Land, in dem man Traditionen achtet. –  Jahr um Jahr verging, und
das Heuhaufenfest war bei Jung und Alt, insbesondere bei den Hässlichen und
Idioten, über alle Maßen beliebt.“
             „Und weshalb ist es dann abgeschafft worden?“,
fragte Onkel Heinzi.
             „Das hatte mit dem Dorfvogt zu tun. Sein Name
war Kokucescu, und er hatte eine Tochter, die nun zum ersten Mal auch am
Heuhaufenfest teilnehmen sollte. Wie die anderen steckte sie ihren Kopf in das
Heu, und als sie spürte, dass auch sie Besuch erhielt, rief sie laut aus: ,Nun,
was da in mir ist, das kenne ich doch! – Papa, bist du’s?“
             Damit hatte sich der Dorfvogt Kokucescu zum
Gespött der Leute gemacht. Er verlor die Wiederwahl, ging nach Bukarest und
wurde später Minister für Kanalbau, Zauberei und Kultur. An dem Tag, als er es
wurde, verbot er das Heuhaufenfest. Den Verwandtenbeischlaf aber, den schaffte
erst sein Nachfolger ab.“
    Nun erzählte auch Dubrasch, um
die lange Fahrt vergessen zu machen, in gebrochenem Deutsch eine Geschichte.
             „Heinzi, hörst du mir zu! Kannte ich Mann, wo
ging los, eine Drischbatzka kaufen. Stolperte er auf Weg zum Markt über Dose mit
Bohnen, verstauchte sich Knöchel, humpelte in Bibliothek und las ein Buch über
Knollen. Lernte er dort kennen Frau und verliebte er sich. Doch betrog ihn Frau
mit Leihtraktorist mit Eiterbeule auf Stirn. Ließ sich Mann darum langwachsen
Nägel und studierte Physik. Eines Tages an Universität er sieht Frau mit Ziege
auf Arm und verfällt er in Liebe zu ihr. Heiratet er Frau und bekommt er zur
Hochzeit geschenkt was? Eine Drischbatzka! Siehst du, macht Gott immer alles
gut und denkt sich an alle!“
             Onkel Heinzi stutzte.
             „Sagt mal, wollt ihr mich eigentlich
verarschen?“
             Ernie und Drubasch brachen in Gelächter aus.
    „Herzlich willkommen in der
Familie! Du bist jetzt einer von uns.“
    Es war bereits kurz vor
Mitternacht, als Ernie den Wagen abermals stoppte.
             „Alles aussteigen!“, wies er uns an.
             Onkel Heinzi war irritiert, denn außer einer mit
Pfählen eingezäunten Weide war weit und breit nichts zu erkennen oder zu

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