Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
Vom Netzwerk:
Plänen erzählte, wollte sie zuerst heftig protestieren, aber dann nickte sie traurig und sagte nur: »Bitte pass auf dich auf, mein Sohn.«
    Nach einem reichhaltigen Frühstück machte sich Sergej auf den Weg. »Nach diesem Mahl muss ich bestimmt fünf Tage lang nichts mehr essen, Mutter.«
    »Ich wünschte, du könntest deine Aufgabe erfüllt haben, bevor du wieder Hunger bekommst«, antwortete Valeria. Aber sie ahnte, dass sie Sergej wochen- oder gar monatelang nicht mehr sehen würde, und obwohl es keiner von ihnen aussprach, wussten beide, dass sie sich möglicherweise niemals wiedersehen würden.
     
    Während Paestka ihn über weite Ebenen und sanft geschwungene Hügel nach Süden trug, machte Sergej eine Bestandsaufnahme seiner bisherigen Bemühungen, Sakoljew zu finden. Es war fast unmöglich, dass ein einzelner Mann in einem so riesigen Land wie der Ukraine eine Mörderbande finden würde, die blitzschnell zuschlug und sich sofort wieder zurückzog, ohne Zeugen zu hinterlassen. Er hoffte einfach, dass seine Sinne, die in den Jahren in der Wildnis geschärft worden waren, und seine Intuition, die er in den Jahren der Kontemplation entwickelt hatte, ihm den Weg weisen würden. Er würde ihre Spur aus Rauch, Blut und Tränen aufnehmen und nicht mehr aus den Augen verlieren.
    Und wenn er sie gefunden hatte, würde er sie zunächst einmal aus der Ferne beobachten, um ihre Stärke und ihr Verhalten kennen zu lernen. Er würde seinen Sohn finden - wenn es ihn denn gab - und versuchen, ihn allein zu sprechen. Dieser Plan war zwar nicht einfach, aber immer noch besser, als einfach in das Lager zu reiten und ein Blutbad anzurichten, das auch das Leben seines Sohnes gefährden könnte.
    Ansonsten würde er einfach abwarten, was sich ergab. Nur ein Narr unterschätzt seine Feinde. Und Seraphim würde sagen: »Jeder Plan kann immer nur provisorisch sein.«

41
    I m Frühling des Jahres 1908 war die fünfzehnjährige Paulina ihrem Vater gegenüber zum ersten Mal ungehorsam, indem sie Konstantin ihr Geheimnis erzählte. Sie wusste, dass es bei ihm sicher sein würde und dass sie ihm absolut vertrauen konnte. Und indem sie die Last, die auf ihren Schultern lag, mit ihm teilte, hoffte sie, dass etwas Licht in die Finsternis kommen würde, die sich in der letzten Zeit auf ihre Seele gelegt hatte.
    Als sie am Morgen an Konstantin vorüberging, steckte sie ihm einen Zettel zu, auf dem in Großbuchstaben geschrieben stand: »Wir treffen uns heute Nachmittag in unserem Versteck.«
    Konstantin freute sich nicht nur über den Brief, er freute sich vor allem darüber, dass er ein paar Minuten allein mit Paulina sein würde. Er versuchte, sich eine gemeinsame Zukunft mit ihr vorzustellen, aber es gelang ihm irgendwie nicht. Und wie sollte es auch? Er konnte ihr nichts bieten, denn er besaß nichts als die abgetragenen Kleider, die er am Leib trug, und selbst die waren ihm von anderen gegeben worden.
    Während einer Pause im Training, als Vater Dimitri sich mit einigen der Männer zurückgezogen hatte, lief Paulina in den Wald und über den Baumstamm auf die andere Seite des Bachs. Dort in der kleinen Höhle, die er in das Dickicht geschlagen hatte, wartete Konstantin auf sie.
    Paulina kuschelte sich eng an Konstantin und legte eine Hand auf seine Schulter. Dann flüsterte sie ihm ins Ohr: »Schon vor Jahren hat mir mein Vater ein Geheimnis verraten, das ich eigentlich keinem sagen darf. Aber jetzt muss ich es. Weißt du, Elena ist gar nicht meine Mutter.«
    Sie wartete, um ihm Zeit zu geben, diese Enthüllung zu verdauen. Sie konnte nicht wissen, dass Konstantin es bereits wusste - und noch vieles andere mehr, von dem sie keine Ahnung hatte. Dann fuhr sie atemlos fort: »Meine richtige Mutter wurde von einem Monster mit weißem Haar umgebracht. Seit ich das weiß, habe ich immer Albträume, in denen ein weißhaariger Zauberer mich mit seiner Stimme verhext, bevor er auch mich umbringt. Ich versuche, ihn zu töten, bevor er etwas sagen kann, aber es gelingt ihm immer, ein Wort hervorzubringen. Ich kann mich nie daran erinnern, was er sagt, aber im Traum sterbe ich immer.«
    Ihre Stimme zitterte, während sie Konstantin diese Dinge ins Ohr flüsterte. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, da sie hier niemand hören konnte, aber sie genoss die Nähe. Plötzlich wurde ihr klar, dass sie diese Nähe und Vertrautheit brauchte.
    Aufgeregt fuhr sie fort: »Mein Vater hat mir erzählt, dass der Mann aus meinem Albträumen wirklich lebt

Weitere Kostenlose Bücher