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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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und dass sein Name Sergej Iwanow ist.«
    Dann zog sie sich etwas zurück, um Konstantins Reaktion besser sehen zu können. Sie hatte Überraschung erwartet, Neugierde oder Unglaube - irgendetwas. Aber Konstantin furchte nur die Stirn, als ob er angestrengt nachdachte.
    »Was ist denn los, Konstantin?«
    Er antwortete, als ob er nicht wirklich bei der Sache wäre. »Das mit deiner Mutter tut mir leid. Wie furchtbar das alles für dich sein muss.«
    Paulina spürte, dass Konstantin ihr etwas verheimlichte. Sie wollte ihn gerade fragen, als ihr einfiel, dass sie gehen musste. »O Kontin, ich muss schnell weg, sie werden mich schon vermissen.«
    Und damit war sie auf den Füßen und rannte durch das dichte Unterholz, über den Baumstamm zurück ins Dorf. Jergowitsch würde schon ungeduldig auf sie warten und er würde verärgert sein. Natürlich würde er ihrem Vater nichts sagen, aber falls dieser bereits zurück sein sollte … Sie wagte es nicht, dies zu Ende zu denken.
    Natürlich würde Konstantin Paulinas Geheimnis sicher bewahren, auch wenn er wusste, dass es nicht der Wahrheit entsprach. Er musste immer wieder an den Namen denken: Sergej Iwanow, denn er hatte ihn schon einmal gehört - in einer Unterhaltung, die er vor Jahren belauscht hatte. Er erinnerte sich an den Namen aus einem guten Grund: Es war nämlich möglich, dass dieser Sergej Iwanow sein Vater war.
    Konstantin war immer davon ausgegangen, dass er eines der Waisenkinder war, deren Eltern umgebracht worden waren, bis er eines Tages etwas mithörte, was Schura gesagt hatte. Obwohl er sich anstrengte, mehr zu hören, verstand er nur ein paar Worte: »Ein Baby tot … ein Junge … das andere mitgenommen.« Konstantin war sich sicher, dass sie über ihn sprachen, weil er gerade erst bei Schura und Tomorow in der Hütte gewesen war. Dann war er um die Hütte herumgeschlichen und hatte die beiden belauscht.
    Er musste Paulina davon abbringen, Sergej Iwanow zu töten. Aber was sollte er ihr sagen? Sagte er ihr die Wahrheit, dann würde sie sicherlich Vater Dimitri fragen, ob das stimmte. Was sollte er jetzt nur tun? Er wusste ja nicht einmal, ob dieser Mann wirklich sein Vater war. Vielleicht hatte er es ja falsch verstanden. Sollte er dafür die schönen Stunden mit Paulina gefährden? Und wenn er es ihr sagte, konnte das durchaus seinen Tod bedeuten. Aber wie konnte er jetzt noch schweigen?
     
    An jenem Abend kam Vater Dimitri kurz vor dem Einschlafen in Paulinas Zimmer, setzte sich zu ihr aufs Bett und sah sie lange an, bevor er sagte: »Paulina, du bist mir immer eine gute, gehorsame Tochter gewesen und hast mich stets stolz gemacht. Du wunderst dich vielleicht manchmal, warum du nicht wie andere Mädchen aufwächst. Das liegt daran, dass du nicht wie andere Mädchen bist. Du bist etwas Besonderes, du hast besondere Gaben und dir ist ein besonderes Schicksal bestimmt - wie mir auch.«
    Er wartete einen Augenblick, um die Bedeutung dieser Worte einsinken zu lassen, dann griff er an seinen Hals und nahm eine Kette ab, die Paulina noch nie aufgefallen war. Daran hing ein silbernes Medaillon. Unsicher, was sie damit anfangen sollten, nahm sie es vorsichtig in die Hand.
    »Es ist ein Geschenk, um den Tag zu feiern, an dem du mir geboren wurdest.«
    Eine Träne fand ihren Weg aus Paulinas Augenwinkeln auf die Wange. Da es Paulina peinlich war, ihre Gefühle offen zu zeigen, wischte sie die Träne schnell wieder weg.
    »Öffne es«, sagte Vater Dimitri und deutete auf einen kleinen Verschluss.
    Im Medaillon befand sich eine winzige verblichene Fotografie, die zwei Menschen zeigte: einen Mann mit dunklem Bart und eine blasse Frau. Ihr Vater sprach weiter, während Paulina das Bild anstarrte: »Das sind deine Großeltern: meine Mutter und mein Vater.«
    Paulina spürte, wie ihr das Blut gefror, als ihr Vater sie fragte: »Erinnerst du dich, was ich dir über den Mörder deiner Mutter erzählt habe - diesen Sergej Iwanow?«
    Sie nickte stumm.
    »Er hat auch deine Großeltern ermordet. Es geschah alles am selben Tag.« Er atmete tief ein und Paulina sah, dass er selbst jetzt noch den Verlust betrauerte. Sie streichelte die Hand ihres Vaters. »O Vater …«
    Dimitri zog schnell die Hand weg und sagte hastig: »Wir lebten glücklich und zufrieden in einem Kosakendorf. Da ich weg musste, um meine Pflichten zu erfüllen, ließ ich dich in der Obhut deiner Mutter und deiner Großeltern zurück. Du warst damals noch ein Baby. Ich kam früher als erwartet zurück und

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