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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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fand dich bei Schura, die mir sagte, dass deine Mutter und deine Großeltern ausgeritten waren, um auf einer Wiese neben dem Fluss zu picknicken. Ich beschloss, mich ihnen anzuschließen, aber als ich auf die Wiese kam, umringten mich bewaffnete Männer und fesselten mich.«
    Zitternd vor Wut sprach er weiter: »Während ich gefesselt am Boden lag und mich nach Kräften abmühte, mich zu befreien, musste ich mit ansehen, wie Sergej Iwanow deine Mutter erst vergewaltigte und sie dann umbrachte. Dann wandte er sich deinen Großeltern zu. Ich lag hilflos gefesselt am Boden, als er sie niederstreckte. Ich habe viele Jahre gewartet, bis ich dir alles gesagt habe, aber jetzt musste ich es tun, weil ich dich um etwas bitten muss.«
    Mit kraftloser Stimme fuhr er fort: »Damals habe ich einen heiligen Eid geschworen, das Monster zu finden und zu töten, das deine Mutter … das sie alle …«
    Paulina hatte Vater Dimitri niemals weinen gesehen und daher berührten sie seine Tränen umso mehr. Schluchzend sprach er weiter: »Ich habe natürlich meine Männer, hart gesottene Typen wie Korolew zum Beispiel. Aber sie sind nicht dazu bestimmt, den Tod meiner Frau und meiner Eltern zu rächen. Diese Pflicht ist von Blutes wegen dir allein auferlegt.«
    Er sah ihr fest in die Augen und fügte hinzu: »Ich werde älter und vielleicht nicht mehr lange leben, deshalb liegt es nun an dir, meinen Schwur zu erfüllen.« Er studierte aufmerksam ihren Gesichtsausdruck, bevor er fortfuhr: »Und außerdem kennt Sergej Iwanow mich.«
    Er sagte eine Weile nichts, um die Wirkung seiner Worte einsinken zu lassen. Paulina verstand, dass sie als Frau und als Fremde einen entscheidenden Vorteil hatte. Sakoljew dachte: Mein Kind, meine Zukunft, wird das Leben des Monsters auslöschen, das mich all diese Jahre verfolgt hat .
    Dann fuhr er fort: »Hätte ich einen Sohn, würde ihm diese Aufgabe zufallen, aber stattdessen habe ich eine besonders talentierte Tochter. Nun weißt du, warum du so hart trainieren musst, warum ich so große Hoffnungen in dich lege und warum ich dir das Medaillon geschenkt habe. Ich will, dass du niemals vergisst, wer deine Mutter und deine Großeltern ermordet hat.«
    »Ich werde es nicht vergessen«, versprach Paulina. Und als sie es sagte, waren ihre Augen so kalt und so grausam wie die ihres Vaters Dimitri Sakoljew.
    Am nächsten Morgen stand Paulina wie üblich früh auf, um zu trainieren. Auf dem Weg zur Scheune, wo sie Jergowitsch treffen wollte, sah sie Schura, die dabei war, Wasser zu holen. Paulina war sich sicher, dass Schura etwas über den Tod ihrer Mutter und ihrer Großeltern wissen musste, und rief die alte Frau zu sich.
    Schura, die sich immer freute, Paulina zu sehen, setzte die beiden Eimer ab und kam näher. Aber ihr Lächeln erstarb und ihre Schritte wurden langsamer, noch bevor sie Paulina erreichte. Als diese sich umdrehte, sah sie den Grund: Neben der Hütte stand Vater Dimitri und beobachtete die beiden. Ungeduldig bedeutete er Paulina, mit dem Training anzufangen. Als sich Paulina wieder umdrehte, hatte Schura die Wassereimer wieder aufgenommen und war davongeeilt, ohne sich noch einmal umzusehen.
    An diesem Tag war Paulina so gut wie nie zuvor. Vater Dimitri sah, wie sie mehrere Angreifer gleichzeitig abwehrte. In der Vergangenheit hatten sich die Männer stets zurückgehalten und Paulina eher wie ein Maskottchen behandelt, aber nun drangen sie unbarmherzig auf sie ein. Paulina hatte oft genug blaue Flecken und Prellungen, aber diese heilten aufgrund ihrer Jugend schnell genug.
    Die Männer waren ihr zwar kräftemäßig überlegen und hatten aufgrund ihrer Körperlänge auch eine größere Reichweite, aber selbst dem großen Jergowitsch, der ein kleines Pferd heben konnte, gelang es nicht, Paulina zu fassen zu bekommen. Paulina war einfach zu wendig und zu schnell.
    Der alte Jergowitsch glaubte mittlerweile fast, dass sie in die Körper der Männer hineinsehen, ihre Schwachstellen entdecken und diese ausnutzen konnte. Paulina fing ebenfalls an, daran zu glauben. Aber was die Männer am meisten überraschte, war die Kraft, die sie mobilisieren konnte. Paulina konnte treten wie ein Pferd. Die Kraft - die für eine Frau ihrer Größe ungewöhnlich war - schien nicht aus ihr selbst zu kommen, sondern direkt aus der Erde.
    Ihre Hände, Ellenbogen, Knie und Füße schienen immer zu wissen, wo die empfindlichen Druckpunkte lagen, die einen Mann bewegungsunfähig machen konnten. Versuchte einer sie zu

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