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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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fragte er sich.
    In dieser Nacht schlief er unruhig und warf sich von Albträumen geplagt hin und her. Immer wieder entkam er nur knapp dem Bären, dann wurde er von zweien gejagt, dann von dreien. Die Bären verwandelten sich in menschliche Räuber, die Dörfer niederbrannten …
    Sergej schreckte aus dem Schlaf hoch und sah die Bilder aus seinem Traum deutlich vor sich: die rauchenden Trümmer der Hütte der Familie Abramowitsch, die Schreie unschuldiger Menschen, die von Berittenen mit Peitschen und Säbeln gejagt wurden. Als das erste schwache Licht des Morgens den schneebedeckten Gipfel des Elbrus erhellte, stürzte sich Sergej in einen Bach, um wieder zu Sinnen zu kommen.
    An diesem Morgen machte er sich auf die lange Reise nordwärts. Sie würde ihn aus den Bergen heraus durch die Ukraine bis nach Sankt Petersburg führen. Die Zeit war gekommen, um den vergrabenen Schatz zu suchen, der es ihm ermöglichen sollte, weit über das Meer in das neue Land Amerika zu segeln.

TEIL 3
    Wie gewonnen, so zerronnen
    Die Liebe ist
von Anfang an mein Verhängnis gewesen …
und meine Rettung.
     
AUS SOCRATES TAGEBUCH

12
    A ls Sergej Iwanow sich zu Fuß auf seine lange Reise nach Norden aufmachte, war ein anderer Mann, der auf einem gestohlenen Pferd ritt und einen Kosakensäbel trug, den er mit gestohlenem Geld gekauft hatte, unterwegs nach Süden. Mit einer Selbstsicherheit, die nur weise Menschen oder Fanatiker besitzen, hatte Gregor Stakkos beschlossen, ein Anführer der Kosaken zu werden. »Führer machen ihre eigenen Gesetze«, sagte er laut zu sich selbst und berauschte sich an seinen Worten. Im Geist hielt er bereits Reden vor großen Menschenmassen, er deklamierte weiter: »Und die Schwachen leben nach den Gesetzen, die ihnen die Starken aufzwingen.«
    Stakkos ritt durch Südrussland, durch das Land der Donkosaken. Er war wie ein Vulkan, der jederzeit ausbrechen konnte; er war ein Mann, der alles - aber auch alles - tun würde, um seine Ziele zu erreichen. Sein Plan war ziemlich einfach: Er würde sich einer Gruppe Kosaken anschließen und nach und nach deren Anführer werden. Schon als Junge hatte er heroische Geschichten über die Saporoher, die Kuban, Terek und Donkosaken gehört und ihre Kriegstaktiken und Kampfmethoden bewundert. Er wusste, dass sie Fremde aufnahmen, die sich im Kampf hervorgetan hatten. Erst würde er einen Platz unter diesen Kriegern finden, dann würde er sich über sie erheben. Und eines Tages würden sie ihn Ataman nennen: Anführer.
    Neben diesem großen Ziel hatte er noch ein anderes: Er wollte das Land von allen Juden befreien. Er wusste selbst nicht genau, warum er die Juden so sehr hasste, er wusste nur, dass er es tat.
    Gregor Stakkos war kein Mann, der sich von Selbstzweifeln plagen ließ. Er hatte vor nichts Angst - außer vor den Schreien, die ihn nachts in seinen Träumen verfolgten. Deshalb hasste er es auch, schlafen zu müssen. In der »wirklichen« Welt konnte es niemand mit ihm aufnehmen, aber gegen die Schatten der Traumwelt konnte er sich nicht wehren. Er konnte ihnen weder den Rücken zukehren, noch konnte er seine Ohren vor ihren schrillen Schreien oder seine Augen vor dem Anblick ihrer blutenden Körper verschließen. Sein Körper war stark, aber er besaß nicht die Kraft, die schrecklichen Bilder zu bannen, die aus seinem neunten Lebensjahr stammten, aus der einen Nacht, in der seine Eltern von einem Monster ermordet wurden.
    Gregors Vater war Offizier in der Armee des Zaren gewesen und dem Alkohol übermäßig zugetan. Einmal gelang es ihm, ein ganzes Jahr lang nüchtern zu bleiben, bis er einen Unfall hatte, der ihn zum Krüppel machte. Der Oberst, wie Gregor ihn nennen musste, betrieb mit Frau und Kind einen kleinen Handelsposten nahe der Stadt Kischinew. An einem kalten Dezemberabend brütete Oberst Stakkos - wie an vielen anderen Abenden auch - betrunken vor sich hin. Er suchte nach einer Möglichkeit, seine Wut an jemandem auszulassen, fand aber keine. Das änderte sich abrupt, als Gregor auf der Flucht vor dem Schneetreiben in die Hütte gelaufen kam und die Tür hinter sich zuknallte.
    Der kleine Gregor ging direkt zum Herdfeuer hinüber, um sich dort aufzuwärmen und sich still damit zu beschäftigen, aus einem Schilfrohr eine Flöte zu schnitzen. Jeden Abend saß er beim Feuer, schnitzte still vor sich hin und war bemüht, keinesfalls die Aufmerksamkeit des Vaters auf sich zu ziehen.
    Der Oberst, der durch das Zuschlagen der Tür aus seinem dumpfen Brüten

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