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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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nahegelegenen Straße das Geräusch eines Ochsenkarrens. Der Anführer sah zu den sich gemächlich nähernden Bauern hinüber und beschloss, dass Sergej für sie nicht weiter von Interesse war. »Los!«, rief er und ritt mit seinen Männern davon.
    Sergej war sich noch immer nicht sicher, ob es tatsächlich Kosaken gewesen waren, aber sie waren gute Reiter und - wie er vermutete - auch gute Kämpfer. Wenn sie beschlossen hätten, ihn zu durchsuchen oder zu berauben, hätte die Begegnung für ihn sicher kein gutes Ende genommen.
     
    Der Vorfall ließ Sergej keine Ruhe. Warum hatten sich die beiden Männer so angesehen? Nun, er war noch einmal davongekommen und im Augenblick hatte er etwas viel Wichtigeres zu erledigen. Da er auf der Wiese keinen Baum entdecken konnte, wanderte er weiter an der Newa entlang. Dann ging er denselben Weg noch einmal zurück, falls er etwas übersehen haben sollte. Aber er konnte keine andere Wiese finden, auf die die Beschreibung seines Großvaters zugetroffen hätte. Er war sich sicher, dass er sich an alles genau erinnerte. Dies musste die richtige Wiese sein, aber wie sollte er den Schatz finden, wenn er nicht einmal den Baum finden konnte?
    Da der Spätsommertag heiß geworden war und Sergej wieder einen klaren Kopf bekommen musste, setzte er den Rucksack ab, zog sich aus und sprang in das kalte, klare Wasser der Newa. Nachdem er ein paar Minuten lang geschwommen war, watete er ans Ufer und hockte sich ein paar Augenblicke lang auf den steinigen Boden. Zu seinen Füßen schwappte das Wasser. Er stellte sich vor, dass sein Großvater als Kind hier schwimmen gelernt und vor langer Zeit auch einmal an diesem Ufer gehockt hatte.
    Dann stand er auf, wusch seine Kleidung aus und hängte sie zum Trocknen auf. Während er in der Sonne lag, dachte er über seine Möglichkeiten nach: Alles ist genau, wie es mein Großvater beschrieben hat , dachte er. Allerdings mit einer Ausnahme: Der Baum ist nicht mehr da . Er konnte immer noch die Stimme seines Großvaters hören, als dieser gesagt hatte: »Das Kreuz bezeichnet eine alleinstehende Zeder, zwischen deren Wurzeln auf der dem Fluss abgewandten Seite eine Truhe vergraben ist.«
    Sergej zog sich seine noch feuchte Kleidung wieder an und marschierte auf der Suche nach einem Baumstumpf kreuz und quer über die Wiese. Er suchte auch die Ränder der Wiese ab, da wohl seither neue Bäume gewachsen waren, die das Aussehen der Wiese verändert hatten. Aber er fand nichts. Hatte er etwas übersehen? Es war ja auch möglich, dass hier einmal tatsächlich eine Zeder gestanden hatte, die aber irgendwann gefällt worden war. Vielleicht hatte sie ein Bauer des Holzes wegen umgehauen.
    Sergej ging noch einmal an den Rand der Wiese und sah in die Mitte. Plötzlich meinte er dort eine leichte Erhebung zu erkennen. Er ging darauf zu und fand dort unter der Oberfläche tatsächlich die Überreste von Baumwurzeln. Sein Herz begann schneller zu schlagen.
    Er nahm den Spaten aus dem Rucksack und fing an zu graben. Nach kurzer Zeit schon hatte er eine drei Meter große Fläche freigelegt. Nun sah er, dass verfaulende Wurzeln von der Mitte aus nach außen strebten. Dort in der Mitte musste einmal der Stamm des Baumes gewesen sein.
    Laut Karte musste die Truhe zwischen zwei Wurzeln auf der dem Fluss abgewandten Seite sein. Er sah zur Newa und ging dann auf die andere Seite des ehemaligen Stammes. Dort begann er zu graben. Irgendwann stieß sein Spaten auf etwas Hartes. Aufgeregt fiel Sergej auf die Knie und wühlte und schaufelte mit den Händen weiter.
    Zitternd vor Aufregung und keuchend vor Anstrengung legte er schließlich eine Truhe frei und hob sie aus der Grube. »Ich hab sie, Opa!«, schrie er laut, so als ob Heschel ihn hören konnte. Die Truhe war größer, als er sie sich vorgestellt hatte und auch viel schwerer.
    Sergej kniete sich neben die Truhe und brach sie auf. In ihr lag ein großer Leinensack. Einen Augenblick lang fragte Sergej sich, ob darin ein Familienerbstück wäre, ein Schatz, mit dem er seine weite Reise über das Meer zahlen könnte. Vielleicht war er wertvoll genug, um sich ein Haus und ein Stück Land damit zu kaufen.
    Er band die Schnur auf und griff in den Sack hinein, um den Inhalt zu erfühlen. Was war das? Es fühlte sich wie Holz an. Noch eine Truhe? Dann konnte Sergej es nicht mehr aushalten und zog den Gegenstand heraus. Es war eine Uhr.
    Sergej starrte seinen »Schatz« fassungslos an. In seinem Kopf ging alles drunter und

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