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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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klang wie das Zischeln einer Schlange.
    Stakkos nickte zustimmend. »Finden wir also heraus, wer der Bessere ist.«
    Obwohl sein Gegner zum Fürchten aussah, hatte Stakkos einen großen Vorteil: Er würde eher sterben, als sich geschlagen zu geben. Korolew, der noch nie besiegt worden war und der die meisten Gegner schon allein durch seine Erscheinung einschüchterte, hatte das instinktiv erkannt. Die beiden umkreisten einander und begannen nach der Schwachstelle des anderen zu suchen.
    Korolew war ein ausgezeichneter Kämpfer - und dies trotz seines fehlenden Arms. Er hätte auch wie üblich gewonnen, aber ihm unterlief ein kleiner, folgenschwerer Fehler. Wie die meisten Menschen hatte er Stakkos unterschätzt und drang blind auf ihn, als der andere einmal zurückwich. Stakkos nutzte dies zu seinem Vorteil und warf Korolew zu Boden, wobei es ihm gelang, gleichzeitig sein Messer zu ziehen. Er stemmte ein Knie auf den massigen Brustkasten seines Gegners und hielt ihm das Messer an die Wange.
    »Wie ich sehe, hast du schon eine hübsche Verzierung auf deinem schönen Gesicht«, sagte er höhnisch. »Möchtest du auf der anderen Wange auch eine? Oder soll ich dir den rechten Arm auch noch abschneiden, damit du das Gleichgewicht besser halten kannst?«
    »Tu was du willst«, antwortete der Einarmige, »aber ich werde so oder so mit dir reiten und dir solange folgen, wie es mir beliebt.«
    »Gut gebrüllt, Löwe. Ich werde dich also lassen wie du bist.«
    Mit diesen Worten ließ Stakkos von Korolew ab. Er wollte ihm auf die Füße helfen, aber Korolew sprang ohne Hilfe auf und stieg auf sein Pferd. Während sie weiterritten, unterhielten sie sich, aber sie taten es nicht, wie Freunde es tun, denn das würden sie nie werden, sondern wie zwei, die die Not verbündet hat.
    Wenn Stakkos direkte Fragen stellte, antwortete Korolew ohne Umschweife. Die Narbe hatte er sich selbst beigebracht, um sein Gesicht auf diese Weise »weniger hübsch« zu machen, wie er es nannte. Den Arm hatte er vor drei Jahren verloren, als er einen mit einer Axt bewaffneten Mann mit einem Messer angegriffen hatte. Bevor er den anderen töten konnte, war es diesem gelungen, ihm eine tiefe Wunde in den Arm zu schlagen. Der Arm war sofort völlig nutzlos geworden und hätte sich zudem höchstwahrscheinlich auch entzündet. Nachdem Korolew dem Mann die Kehle durchgeschnitten hatte, nahm er dessen Axt und vollendete, was sein Gegner begonnen hatte. Dann stieß er den Armstumpf in ein Becken mit glühenden Kohlen, um die Wunde zu kauterisieren. Er war eine Zeit lang krank gewesen, aber er hatte überlebt.
    Stakkos erfuhr zudem, dass auch Korolew früh sein Heim verloren hatte. Aber über die genauen Gründe konnte er nichts herausfinden. »Es gab Ärger und danach hatten sie alle Angst vor mir«, war das Einzige, was Korolew dazu sagte.
    »Sie haben dich auf die Straße gesetzt?«
    Korolew schüttelte den Kopf. »Nein, sie sind abgehauen. Als ich eines Morgens aufwachte, waren sie alle weg.« Er sah Stakkos aus seinen grünen Augen an. »Was ich dir erzählt habe, bleibt unter uns. Du solltest dir über eines im Klaren sein: Wenn du irgendjemandem davon erzählst, bringe ich dich um oder sterbe bei dem Versuch, dich umzubringen. Also hüte deine Zunge, denn wahrscheinlich würde es mir gelingen.«
    Stakkos nickte zustimmend und verlangte dieselbe Verschwiegenheit von Korolew. Er fügte hinzu: »Zu denen, die mir treu ergeben sind, bin ich gut, aber mit denen, die mich verraten, habe ich kein Erbarmen. Haben wir uns verstanden?«
    Sie sahen einander in die Augen und zum ersten Mal in seinem Leben verspürte Korolew so etwas wie Angst. Er schüttelte sich und stellte seinerseits noch eine Bedingung. »Ich habe einen großen Appetit auf Frauen. Wenn wir also Gefangene machen …«
    Stakkos unterbrach ihn. »Wir machen keine Gefangenen!«
    »Aber bevor sie sterben, bekomme ich die Frauen. Einverstanden?«
    Stakkos stimmte bereitwillig zu. Sein Hunger nach Frauen war nichts im Vergleich zu seinem Hunger nach Macht. Korolew konnte die Frauen gern haben.
    So schlossen die beiden ein Bündnis. Im Lauf der nächsten Jahre würden diese beiden Männer den Kern einer neuen Art von Kosaken bilden, deren Ataman Stakkos sein würde. Und Gleichgesinnte würden von diesem Ataman und seinem Adjutanten angezogen werden, so wie sich Fliegen von frischem Mist angezogen fühlen.

17
    A n einem regnerischen Februarmorgen flüsterte Anja Sergej etwas zu, als dieser gerade

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