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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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- habe ich genug Geld zusammen, Mutter. Du solltest dich also besser mit dem Gedanken anfreunden, dass wir bald gehen werden.«
    »Natürlich«, antwortete sie, »das verstehe ich. Aber alles ist doch so schön und wir sind doch alle so glücklich. Warum hast du es nur so eilig, nach Amerika zu kommen?«
    Sie fand ständig etwas, das dringend repariert werden musste, und eines Tages bat sie ihn, doch etwas Geld zum Unterhalt der Familie beizutragen - was er ihr natürlich nicht abschlagen konnte, da er schließlich in ihrer Wohnung lebte und es nur gerecht war, dass er sich an den Kosten beteiligte. Aber seither wuchsen seine Ersparnisse langsamer, als er es sich erhofft hatte.
    Sergej war sich bewusst, dass Valeria Anja im Grunde gar nicht gehen lassen wollte, und das führte in den folgenden Wochen zu Spannungen innerhalb der Familie. Seine Besorgnis nahm noch zu, als er Berichte über Pogrome im Süden las und Gerüchte von anderen Vorfällen hörte. Aber trotz der Sorge, die in seinen Eingeweiden wühlte, war das tägliche Leben in Sankt Petersburg im Großen und Ganzen friedlich und gut. Sergej versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass seine Sorgen zwar verständlich, aber letzten Endes unbegründet waren.

16
    G regor Stakkos hatte ein klares Ziel vor Augen und er war nicht mit den moralischen Skrupeln behaftet, die andere Menschen kennen. Da er nicht vorhatte, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, stahl er Nahrung, Geld und Pferde, wo er nur konnte. Dabei hinterließ er eine Spur des Todes. Stakkos hatte keinen Zweifel daran, dass er das Recht hatte, über Leben und Tod zu entscheiden, und dass die Gesetze der normalen Sterblichen für ihn keine Gültigkeit besaßen. Er sah sich bereits als Ataman, als einen Führer der Kosaken. Und bald würden auch andere ihn als solchen anerkennen.
    Männer wie Gregor Stakkos sind in der Geschichte häufig zu Führern großer Nationen geworden, aber wer führen will, braucht Menschen, die ihm folgen. Stakkos lernte viel, indem er beobachtete und die richtigen Fragen stellte, aber wohin er sich auch wandte, nie gewann er Freunde oder Anhänger.
    Eines Tages kam er in eine Kosakensiedlung am Don, deren Bewohner die Südgrenze Russlands vor Plünderern schützen sollten. Und schon nach ein paar Tagen beschuldigte ihn ein junger Mann, der etwa in seinem Alter war, ihm ein Messer gestohlen zu haben. Für diese »Verleumdung«, wie Stakkos es nannte, schlug er den anderen zusammen und richtete ihn so übel zu, dass dieser beinahe ein Auge verloren hätte. Das Messer tauchte nie wieder auf.
    Ein paar Tage später berichtete ein Mädchen schamerfüllt, dass Stakkos sie vergewaltigt hatte. Sie konnte ihre Anschuldigung zwar nicht beweisen, aber da sie die Tochter des Dorfältesten war, musste Stakkos fliehen, bevor der Ataman zurückkam, und wieder einmal eine neue Siedlung finden, in der er sein Glück versuchen konnte.
    Diese beiden Ereignisse lehrten ihn, dass er sich in Zukunft zusammennehmen musste - zumindest solange, bis er sein Ziel erreicht hatte. Ich werde warten müssen , dachte er, während er sein neues Messer wetzte.
    Als Stakkos aus dem Kosakendorf ritt, folgte ihm ein riesiger, einarmiger Mann, den die Dorfbewohner Korolew genannt hatten. Korolew war Stakkos bereits im Dorf aufgefallen und er hatte Erkundigungen über ihn eingezogen, aber obwohl ihn alle kannten, wusste niemand etwas Genaues über ihn. Korolew war einen ganzen Kopf größer als Stakkos, hatte markante Gesichtszüge, tiefsitzende grüne Augen und langes schwarzes Haar, das er zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Muskelbepackt wie er war, hätte man ihn durchaus als gut aussehend bezeichnen können, hätte er nicht eine große Narbe auf der Wange gehabt, wären seine Augen nicht zu klein und zu eng beieinander gewesen und hätte ihm nicht der linke Arm gefehlt.
    »Er bleibt gern für sich«, hatte ein älterer Kosak gesagt. »Ist schon vor einem Jahr angekommen, hat sich aber nie angepasst.«
    Es war offensichtlich, dass Korolew nun Stakkos folgte. Es gab nur eine Möglichkeit, seine Absichten herauszufinden. Stakkos musste ihn zu einer Konfrontation zwingen. Er hielt an und fragte direkt: »Was willst du?«
    »Ich habe gesehen, wie du auftrittst. Ich will herausfinden, ob du ein würdiger Kamerad bist.«
    »Ich bin niemandes Kamerad, aber für die, die mir folgen, bin ich ein großzügiger Anführer.«
    »Dann musst du mich im Kampf besiegen«, sagte Korolew lächelnd. Seine Stimme

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