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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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zu beweisen. Und sie sollten nicht lange warten müssen.
    Ein paar Wochen nach ihrer Ankunft kamen Kundschafter ins Dorf und berichteten, dass eine Gruppe Abreken, tschetschenische Kämpfer, den Grenzfluss nach Russland überquert hatten und dort plünderten. Dabei hatten sie auch zwei Russen getötet. Da die Kosaken weitere Überfälle erwarteten, wurden die Wachen verdoppelt.
    Stakkos sah eine Chance, sich endlich als Held hervorzutun. Mit den Erzählungen seiner Heldentaten - einige davon wahr, andere reine Erfindung - hatte er bereits die Anerkennung einiger jüngerer Männer gewonnen. Und die Tatsache, dass ein einarmiger Riese mit ihm ritt, hatte noch zu ihrer Bewunderung beigetragen.
    Stakkos baute sich also vor seinen jungen Anhängern auf und verkündete: »Wir sollten nicht warten, bis die Abreken den Terek erneut überqueren. Korolew und ich werden heute Nacht hinüberreiten, die Tschetschenen aufspüren und töten. Wir werden ihre Waffen, Pferde und Stiefel als Beutegut zurückbringen. Und auch ein paar Andenken«, fügte er grinsend hinzu. »Vielleicht das eine oder andere Ohr.«
    Bei diesen Worten hielt er einen Beutel in die Höhe. Zwei der jungen Männer, die sich nach einem Abenteuer und nach Ruhm sehnten, schlossen sich ihm sofort an. Drei weitere, die nicht als Feiglinge dastehen wollten, taten es ihnen nach.
    Ein paar Stunden später - kurz vor Tagesanbruch - schlichen sich Stakkos und seine kleine Truppe an das Lager der Tschetschenen heran. Er hatte seinen Männern eingeschärft, sich die Kugeln aus den Pistolen nur für den absoluten Notfall aufzusparen. Messer und Säbel waren leiser und genauso effizient.
    Die Abreken waren hartgesottene Kämpfer. Aber sie hatten nicht damit gerechnet, dass sie nachts in ihrem eigenen Lager von sieben jungen Heißspornen angegriffen werden würden. Stakkos und seine Männer hätten wahrscheinlich alle im Schlaf getötet, wenn nicht einer der Tschetschenen zufällig aufgestanden wäre, um zu pinkeln. Er hatte gerade noch Zeit einen Alarmruf auszustoßen, bevor ihm die Kehle durchgeschnitten wurde.
    Die anderen Abreken sprangen auf und griffen nach ihren Säbeln, Pistolen und Gewehren. Stakkos, dem klar war, dass das Überraschungsmoment dahin war, stürzte sich wie ein Wilder auf die feindlichen Kämpfer und enthauptete einen mit seinem Säbel, während er mit der anderen Hand seine Pistole zog und einem zweiten direkt ins Gesicht schoss. Inspiriert durch diese heldenhafte Tat ihres Anführers und die scheinbare Unbesiegbarkeit Korolews kämpften die Jungen wie die Löwen.
    Acht Männer und zwei Frauen hatten im feindlichen Lager geschlafen. Stakkos tötete eine Frau, als sie einen Karabiner auf einen seiner Männer richtete und Korolew nahm die zweite Frau lebend gefangen. Als Korolew und die anderen mit ihr fertig waren, bettelte sie um ihren Tod - ein Wunsch, den ihr Korolew nur zu gern erfüllte.
    So initiierten der neue Ataman Stakkos und sein Stellvertreter Korolew die jungen Männer, die Stakkos von nun an als seine Gefolgsleute bezeichnete. Und zu solchen waren sie tatsächlich geworden.
    Die kleine Truppe kehrte blutbeschmiert und mit den Pferden der Feinde in ihr Dorf zurück. Nur zwei der Jungen waren verletzt worden. Sie trugen die Wunden wie Orden. Und Gregor Stakkos hatte bewiesen, dass er ein guter Stratege und ein fähiger Führer war - und dass er wie ein Löwe zu kämpfen vermochte.
    Man bereitete ihnen einen Heldenempfang. Alles schien gut zu gehen, bis zwei der jungen Männer damit prahlten, was sie und Korolew der Frau angetan hatten. Als die Dorfältesten davon hörten und als sie erfuhren, dass die jungen Männer Stakkos mit Ataman anredeten, waren sie empört. Und als sie dann noch den Beutel mit den »Andenken« sahen, spuckten sie verächtlich auf den Boden und wandten sich ab. Stakkos hatte sich an diesem Tag des Heldenmutes und der Schande einerseits die Bewunderung der jungen Männer, andererseits aber die Feindschaft der Älteren erworben. So verließ er das Dorf mit Korolew und fünf jungen Kosaken im Gefolge, die den Kern seiner späteren Truppe bilden sollten.
    In den folgenden Monaten plünderte die Truppe auf Befehl ihres Atamans allein stehende jüdische Höfe. Völlig wahllos fielen sie ein oder zwei Mal im Monat wie ein Sturm über die Gehöfte her und hinterließen eine Spur der Verwüstung. Ansonsten ritten sie ganz normal wie andere Kosakentrupps auch Patrouille an der Grenze, um diese gegen die Feinde Russlands zu

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