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Socrates - Der friedvolle Krieger

Titel: Socrates - Der friedvolle Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Millman
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klopfen.
    Als sie sich öffnete, erblickte er seinen Onkel und einen alten Mann. Sein Onkel sagte knapp: »Kadett Iwanow, das hier ist dein Großvater.«
    Der alte Mann erhob sich von seinem Stuhl und sah ihn an. Er hatte einen Kranz weißen Haares und schien sich zu freuen, Sergej zu sehen. Dann flüsterte er etwas, das sich wie ein Name anhörte: »Socrates.«

2
    H eschel breitete instinktiv die Arme aus, um seinen Enkel zu umarmen. Aber als ihm klar wurde, dass der Junge keine Ahnung hatte, wer er war, senkte er die Arme wieder und streckte stattdessen seine große Hand aus, um Sergejs kleine Hand zu schütteln.
    »Hallo Sergej, ich freue mich, dich zu sehen. Ich wäre schon viel eher gekommen, aber … Nun ja, jetzt bin ich da.«
    Kommandant Iwanow unterbrach ihn. »Hol deine Sachen, Kadett Iwanow. Du hast zwei Tage Urlaub.«
    Und zu Heschel gewandt, sagte er: »Sorgen Sie dafür, dass der Junge spätestens Sonntagmittag zurück ist. Ich erwarte, dass er dann seine Ausbildung wieder aufnimmt. Er hat noch viel zu lernen.«
    »Das hat er tatsächlich«, antwortete Heschel und nahm Sergej bei der Hand.
    Als der Kommandant sie mit einer Handbewegung entließ, gingen Sergej und sein Großvater aus der Tür, den langen Korridor hinunter, durch das eiserne Tor und auf einem schneebedeckten Pfad zu den bewaldeten Hügeln hinauf.
    Heschel, der etwa Mitte achtzig war - er hatte seine Geburtstage nicht mehr gezählt, seit Esther gestorben war -, ging langsam und mit Mühe, aber Sergej, der von der plötzlichen Freiheit wie berauscht war, hüpfte fröhlich voran. Der Junge hatte keine Worte, mit denen er sein Glück hätte ausdrücken können. Es schien ihm, als sei er plötzlich nicht mehr nur irgendein Kadett, sondern ein richtiger Junge mit einem richtigen Großvater und damit einer richtigen Familie.
    Sie bahnten sich ihren Weg durch den Wald, bis sie zu einem großen Felsen kamen. Heschel nahm eine Landkarte heraus und zeigte sie dem Jungen. »Siehst du hier den See und dort die Anstalt? Hier ist der Felsen, vor dem wir jetzt stehen.« Er zeigte auf einen Punkt auf der Karte. »Und das hier ist unser Ziel.« Dabei zeigte er erst auf ein Kreuz auf der Karte und wies dann mit der Hand den Hügel hinauf. Sergej hatte nur rudimentäre Kenntnisse im Kartenlesen, aber sie reichten aus, um zu verstehen, was ihm sein Großvater zeigte, und es sich einzuprägen.
    Nachdem er die Karte wieder eingesteckt hatte, starrte Heschel den schmalen Pfad hinauf, der im Schnee kaum noch zu erkennen war. Dann sah er auf seine Taschenuhr und runzelte die Stirn. »Wir müssen vor Einbruch der Dunkelheit dort sein«, sagte er.
    Sergej, der gewohnt war zu gehorchen, stellte keine Fragen, obwohl sein Kopf vor lauter Neugier schmerzte. Da er spürte, dass es ihm erlaubt war, Fragen zu stellen, wagte er es und fragte: »Gehen wir zu deinem Haus?«
    »Mein Haus ist zu weit weg«, antwortete Heschel. »Wir werden die nächsten beiden Tage bei Benjamin und Sara Abramowitsch verbringen. Ich kenne Benjamin seit vielen Jahren, aber das ist eine andere Geschichte.«
    »Haben sie Kinder?«
    Heschel lächelte, weil er die Frage erwartet hatte. »Ja, zwei. Awrom ist zwölf und die kleine Leja ist fünf.«
    »Die Namen hören sich komisch an.«
    »Es sind jüdische Namen. Heute Abend feiern wir den Sabbat.«
    »Was ist Sabbat?«, fragte Sergej.
    »Sabbat ist der heilige Tag, an dem wir ruhen und Gottes gedenken sollen.«
    »So wie am Sonntag?«
    »Ja, aber der Sabbat beginnt am Freitagabend, wenn die ersten drei Sterne hervorkommen. Deshalb müssen wir uns beeilen.«
    Damit konzentrierte sich der alte Mann wieder auf den Weg und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Der übermütige Achtjährige aber hüpfte von einem Stein zum anderen wie eine Gämse, bis er hinter sich die Stimme seines Großvaters hörte. »Sei vorsichtig, Socrates, die Steine sind schlüpfrig.«
    Da war er wieder, dieser Name, den er schon in der Amtsstube seines Onkels gehört hatte. Sergej nahm all seinen Mut zusammen und fragte: »Warum sagst du Socrates zu mir?«
    »Deine Großmutter und ich haben dich, seit du ein Baby warst, immer unseren kleinen Socrates genannt. Es war unser Kosename für dich.«
    »Aber warum?«
    Heschels Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an, als sein Geist sich der Vergangenheit zuwandte. »Als Natalja, deine Mutter, ein kleines Mädchen war, las ich ihr aus dem Talmud und der Thora und anderen Weisheitsbüchern vor, unter anderem auch aus den

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