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Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Titel: Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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geschleudert.
    Charru wich blitzartig aus, hörte die Bewegung hinter sich, fühlte im nächsten Augenblick einen brennenden Schmerz an der Schulter. Wut überschwemmte sein Bewußtsein, er schwang das Schwert hoch über dem Kopf und stürzte sich auf die zurückweichenden Priester. Ein Hagel von Lanzen flog ihm entgegen, und er wäre durchbohrt worden, wenn sich nicht in der gleichen Sekunde etwas um sein Bein gewickelt und ihn niedergerissen hätte.
    Schwer schlug er zu Boden, wälzte sich herum und riß das Schwert hoch. Eine schwarze Schlange zuckte auf ihn zu, wurde zerteilt - der fingerdicke Lederriemen einer Peitsche, wie sie die Tempelsklaven benutzten. Charru schnellte hoch, wurde noch in der Bewegung von einem neuen Hieb getroffen. Eine Lanze streifte seine Schulter und riß den Muskel auf, gleichzeitig schlang sich das Ende einer Peitschenschnur um den Schwertgriff und riß ihm die Waffe aus den Fingern. Er warf sich nach vorn, wollte das Schwert wieder packen, doch da kamen seine Gegner schon über ihn wie eine vernichtende Woge.
    Als er aus dem Nebel von Blut und Schmerzen tauchte, hatten zwei halbnackte Tempelsklaven seine Arme gepackt und zerrten ihn hoch.
    Die Trommel war verstummt, und er hörte nur noch das aufgeregte Geschrei auf dem Platz. Jarlon... Camelo... Verzweifelt versuchte er, den Schleier vor seinen Augen zu durchdringen, doch er konnte nichts erkennen, konnte nur hoffen, daß es den anderen gelungen war, sich wieder zu den rettenden Felsen durchzuschlagen.
    Als er den Kopf drehte, sah er das Totengesicht des Oberpriesters vor sich.
    Bar Nergals Augen loderten, die dünnen Lippen zuckten. Er hielt das Messer in der Rechten, das Messer, das noch von Arliss' Blut befleckt war. Heftig und stoßweise kam sein Atem, und Charru fühlte, daß der Haß des alten Mannes groß genug war, um sein Opfer auf der Stelle zu töten.
    Jetzt! In dieser Sekunde, ohne jedes feierliche Zeremoniell...
    Die dürre Greisenhand fuhr hoch.
    Zitternd verharrte sie einen Moment in der Luft - und mit jäher, verzweifelter Kraft riß sich Charru los und rannte.
    *
    Fackelträger, die erschrocken zurückprallten.
    Die Peitschen der Tempelsklaven - doch sie reagierten zu spät, Charru konnte in letzter Sekunde unter den pfeifenden Schnüren hinwegtauchen. Vor ihm begrenzte eine vorspringende Mauer das Plateau. Er wollte sich herumwerfen, dann erkannte er, daß die oberste der Treppenstufen wie ein Sims um die Pyramide führte. Er rannte weiter, keuchend, taumelnd in halber Bewußtlosigkeit. Auch auf der Rückseite des Tempels gab es die breiten, endlosen Treppen. Nackter Fels schimmerte am Fuß des Bauwerks. Dort standen keine Häuser mehr, dort wagte sich die wogende Menge nicht hin. Freiwillig nicht! Denn dort lag die Felswand, aus der die schwarzen Götter traten...
    Der Wutschrei der Priester gellte in Charrus Ohren.
    Er warf den Kopf herum, stolperte, versuchte sich vergeblich an der Stufe festzukrallen. Hilflos rutschte sein Körper die schräge Steinfläche hinunter. Kanten und Unebenheiten schürften ihm die Haut auf, der Schmerz schien ihn wie ein Feuermantel einzuhüllen. Und doch fühlte er etwas wie wilden Triumph, weil er wußte, daß ihm die Priester jedenfalls nicht auf die gleiche Weise folgen würden:
    Taumelnd kam er am Fuß der Tempelpyramide wieder hoch.
    Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen, aber er konnte das terrassenförmig ansteigende Gelände erkennen, das große Plateau vor dem Tor der Götter und die Krieger in ihren schimmernden Rüstungen, die von rechts herankamen. Charru lachte wild. In ihren schweren Helmen, Kettenhemden und Beinschienen würden sie ihn bestimmt nicht einholen. Er war in den weiten Steppen des Tieflands aufgewachsen, nicht in einem engen Tal, er konnte schneller rennen als sie, selbst jetzt noch. Die Sohlen seiner geschnürten Sandalen klatschten auf den Stein, er lief auf die hohe, glatte Felswand zu, hinter der sich die schwarzen Götter verbargen. Sollten sie kommen und ihn mit ihren Blitzen töten - das war besser als das Opfermesser dieses widerlichen Greises, der sich als Herr über Leben und Tod aufspielte. Charru tauchte in den tiefen, schützenden Schatten, rannte an der Wand entlang, die sich gestern Nacht vor seinen Augen geöffnet hatte, und versuchte, an ihrem zerklüfteten Rand aufwärts zu klettern.
    Es war leichter, als es aussah.
    Charru bewegte sich in einem Taumel aus Furcht, Wut und halber Bewußtlosigkeit, kaum Herr seiner Sinne, und er war

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