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Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Titel: Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Absichten hatten - warum gaben sie sich dann nicht zu erkennen, sondern hielten ein ganzes Volk in einer engen, abgeschlossenen, ausweglosen Welt gefangen?
    Charru rührte sich nicht.
    Er gestand sich ein, daß er Angst hatte - eine kalte, würgende Angst vor dem Unbekannten, dem Unbegreiflichen dieser fremden Welt. Seine Gedanken wirbelten, verzweifelt versuchte er, zu irgendeiner Entscheidung zu kommen. Die nächsten Worte der Menschen dort unten hörte er, ohne sie wirklich wahrzunehmen - und dann traf ihn plötzlich wie ein Schock die Erkenntnis, daß sie über ihn, Charru von Mornag, sprachen.
    »...gibt keine andere Möglichkeit, er ist tatsächlich in den Fluß gegangen. Ich habe bereits Anweisung gegeben, den Leichnam aus der Pumpstation zu holen. Übrigens war die optische Überwachung eingeschaltet. Möchten Sie den Film sehen?«
    Es war der Mann mit dem kurzen silbernen Haar, der gesprochen hatte. Sein Begleiter nickte, und der Silberhaarige wandte sich ab und gab jemandem ein Zeichen, der unmittelbar unter Charru in einer Tür oder Nische stehen mußte. Etwas klickte, dann erlosch langsam das Licht im Raum - und in dieser Sekunde bemerkte Charru den Ring aus winzigen Flämmchen, der sich um den Fuß der schimmernden Halbkugel herumzog.
    »Das war...
    Nein, dachte er.
    Unsinn! Es konnten nicht die Flammenwände sein. Die Kuppel war nicht blau, und sie war winzig. Aber vielleicht stellte sie eine Art Fenster dar, vielleicht spiegelten sich die Flammenwände an ihren Rändern, vielleicht...
    Seine Gedanken stockten.
    Schlagartig wurde es wieder heller, und als er den Kopf wandte, hielt er unwillkürlich den Atem an.
    Da war ein Fenster in seine Welt.
    Eine viereckige, leuchtende Scheibe. Er konnte das Tal des Todes sehen, die Priesterkrieger in ihren schimmernden Rüstungen, den schwarzen Fluß, der still und lautlos dahinströmte...
    Und dann sah er sich selbst.
    Eine taumelnde, blutige Gestalt, die die Krieger wie ein Tier hetzten...
    Er sah sich über die schwarzen Felsen fliehen, sah sich verharren, schließlich in den Fluß waten, und begriff, daß die Wand dort etwas anderes sein mußte als ein Fenster, durch das man von dieser in die andere Welt hineinsehen konnte.
    Und was war es dann?
    Ein Fenster in die Zeit? Gab es das? Hatten die Menschen dieser Welt irgendeine Möglichkeit, die Vergangenheit wieder zurückzuholen und sichtbar zu machen?
    Fasziniert beobachtete Charru, wie sein Abbild in die kochenden weißen Nebel getragen wurde. Die Worte über das seltsame Ding mit dem Namen Pumpstation fielen ihm ein, über den Leichnam, den die Männer dort herausholen lassen wollten. Sie hielten ihn für tot. Sie hatten dafür gesorgt, daß niemand die Welt zwischen den Flammenwänden lebendig verlassen konnte. Aber warum? Warum wollten diese Menschen niemand anderen in ihrer Welt dulden?
    Das bunte, flimmernde Bild aus der Vergangenheit erlosch, und in der Halle begannen wieder die Wände zu leuchten. Charru biß sich auf die Lippen. Benommen starrte er auf die beiden Fremden hinunter. Der Mann in der grauen Robe ließ mit einem tiefen Atemzug die Schultern sinken.
    »Ein perfektes Spielzeug«, sagte er seufzend.
    »Oh. Es ist mehr als ein Spielzeug, das wissen Sie.«
    »Natürlich. Entschuldigen Sie den Ausdruck. Es ist in der Tat sehr lehrreich. Ich hätte nicht geglaubt, daß der Krieg zwischen den Priestern und den Wilden tatsächlich genauso verlaufen würde, wie Sie ihn programmiert hatten.«
    »Nicht ich. Die Wissenschaft. Ja, es ist wirklich sehr lehrreich...«
    Die beiden Männer blickten immer noch in die schimmernde Halbkugel. Charrus Herz hämmerte. Er hatte begriffen, von welchem Krieg sie sprachen, und er fragte sich, was um alles in der Welt das Wort »programmiert« bedeutete.
    So etwas Ähnliches wie »geplant«?
    Hatten die Menschen dort unten den Krieg gewollt? Hatten sie die schwarzen Götter zu den Priestern sprechen lassen und befohlen, die jahrhundertealte Feuerbestattung zum Frevel zu erklären und...
    Das war zu ungeheuerlich.
    Und es war sinnlos. Was hätten die Menschen davon gehabt - außer, es machte ihnen Spaß, dem Gemetzel zuzusehen?
    Spielzeug, wiederholte Charru in Gedanken.
    Spielzeug... Aber das konnte nicht sein, nicht wirklich, das...
    »Gehen wir«, sagte der Mann mit dem Silberhaar. »Vor morgen nacht wird nichts Entscheidendes mehr geschehen. Die Priester raffen sich bestimmt zu keiner neuen Aktion auf, ohne noch einmal die schwarzen Götter herbeizurufen.«
    »Und

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