Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein

Titel: Söhne der Erde 01 - Unter dem Mondstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
würde.
    *
    Conal Nord verließ die Funkstation tief in Gedanken versunken.
    Er hatte mit seinem Stellvertreter gesprochen und hinter dessen venusischer Höflichkeit tiefes Erschrecken gespürt. Ein Erschrecken, das sicher nicht der Verzögerung des Projekts Mondstein galt, aber den Gründen, die möglicherweise dahintersteckten. In der Welt der Vereinigten Planeten war der Wissenschaftsglaube fest verwurzelt, und in der Tat konnten wissenschaftliche Irrtümer zu tiefgreifenden Erschütterungen führen. Der stellvertretende Generalgouverneur machte beinahe den Eindruck, als sehe er die allgemeine Sicherheit in Frage gestellt. Eine übertriebene Reaktion - und doch wußte Conal Nord, daß er nicht nur in diesem Einzelfall damit rechnen mußte.
    Er fragte sich, ob er nicht doch einen Fehler gemacht hatte.
    Die Wissenschaft würde sich beeilen, die Zweifel auszuräumen, die er angesprochen hatte, alles würde weitergehen, wie es ursprünglich geplant war. Am Ende blieb vermutlich nur Unruhe zurück. Unruhe bedeutete Unsicherheit, und er, Conal Nord, trug dafür die Verantwortung. Eine steile Falte stand auf seiner Stirn, als er Simon Jessardins Büro betrat.
    Der Präsident hatte gerade den Monitor ausgeschaltet. Er bemerkte Nords fragenden Blick und lächelte.
    »Ich erinnere mich nicht, daß ich mich je so ausgiebig mit dem Mondstein beschäftigt hätte wie in den letzten Tagen. Inzwischen kennt im übrigen jedes Kind der Tiefland-Barbaren die phantastische Geschichte ihres Anführers. Und sie glauben sie, Conal. Ich hätte das nicht für möglich gehalten.«
    Nord dachte daran, daß auch niemand eine Flucht aus dem Mondstein für möglich gehalten hatte.
    »Und wie reagieren sie?« fragte er.
    »Im Augenblick setzen sie ihr Leben aufs Spiel, um in unmittelbarer Nähe der Flammenwände nach einem Ausweg zu suchen. Sie werden keinen finden, und später wird die ganze Geschichte zu einer Legende werden. Allerdings erst, wenn die Priester den Barbarenhäuptling hingerichtet haben.«
    »Was sie nach dem nächsten Auftritt des schwarzen Gottes zweifellos tun werden.«
    »Zweifellos. - Sie haben mit dem stellvertretenden Gouverneur gesprochen?«
    »Er ist beunruhigt.« Nord zuckte die Achseln. »Vielleicht war es ein Fehler, die Ergebnisse der Wissenschaft in Zweifel zu ziehen. Auf jeden Fall halte ich es für besser, mit dem nächsten startenden Schiff zur, Venus zurückzukehren.«
    »Das wäre die »Kadnos III« in zwei Tagen. Tut mir leid, daß Sie uns so schnell verlassen wollen, Conal. Treffen Sie mich doch nach der Sitzung mit den Chef-Organisatoren der Verpflegungszentren. Wenn Sie einstweilen irgendwelche Wünsche an das marsianische Unterhaltungsprogramm haben...«
    »Danke. Aber ich möchte zum Abschied noch einen Blick in den Mondstein werfen. Er ist allen Vorbehalten zum Trotz faszinierend.«
    »Das ist er. Und einige Ihrer Vorbehalte dürften ihren Grund in eben dieser Faszination haben. Beziehungsweise in der moralischen Verwerflichkeit, die Sie darin sehen, daß Sie das Schauspiel genießen.«
    »Möglich...«
    Der Venusier lächelte und stellte wieder einmal fest, daß sein Gesprächspartner ein äußerst scharfsinniger Mann war.
    Als er sich verabschiedete, dachte er über die beunruhigende Frage nach, ob Simon Jessardin seine, Conal Nords, Beweggründe möglicherweise besser verstand als er selber.
    *
    Die Flammen loderten.
    Kormak nickte den Männern zu, die das Seil hielten, schlang das freie Ende um sein Handgelenk und versuchte, ein Stück nach unten zu steigen. Er tat jedenfalls so, als versuche er es. In Wahrheit wußte er, daß es unmöglich war: es gab keine Stelle entlang der Feuerwände, die noch nicht genau geprüft worden war. Aber heute nacht war das ganze Tiefland in Bewegung, scheinbar in eine rastlose Suche verstickt. Vor einer halben Stunde hatten sich, durch die Wächter alarmiert, ein paar Priester von der Mauer aus die ungewöhnliche Aktivität angesehen. Lange waren sie dort stehengeblieben - doch sie unternahmen nichts, da sie vorerst Wichtigeres zu tun hatten.
    Bar Nergal wollte die schwarzen Götter rufen.
    Die Trommel dröhnte bereits, erregte, aufgescheuchte Menschen bewegten sich durch die Straßen und strebten dem Versammlungsplatz zu. Sie fürchteten, was vor ihnen lag. Beim letztenmal hatte der Gott gezürnt und seine Blitze gegen sie geschleudert. Und wenn er immer noch nicht versöhnt war, würde er sie diesmal vielleicht zerschmettern.
    Charrus Blick löste sich von Kormaks

Weitere Kostenlose Bücher