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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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entschied Charru knapp. »Karstein, Kormak, ihr bildet die Nachhut. Wir müssen leise sein. Gillon paß auf, daß keiner von den Priestern anfängt, Litaneien zu singen.«
    »Aye...« Der rothaarige Tarether grinste sardonisch.
    »Gerinth?«
    »Ich bin hier.«
    Ruhig trat der alte Mann an Charrus Seite. Seine Hand lag am Triff des mächtigen Langschwerts, die grauen Augen spiegelten unerschütterliche Ruhe der Erfahrung. In der Welt unter dem Mondstein hatte er den Dürrekrieg mitgemacht und den legendären Kampf um die Große Mauer. Jetzt erlebte er, daß die halbversunkenen Sagen von der Sternenwelt jenseits der Flammenwände Wirklichkeit wurden. Aber diese Sternenwelt war nicht das Paradies, von dem die Legenden erzählten. Es war eine mörderische Welt, die sie zu vernichten suchte. Das zerfurchte, gütige Gesicht des Ältesten war hart geworden.
    Langsam, so lautlos wie möglich schritten die Männer über den glatten grauen Boden.
    Nichts rührte sich. Kein Geräusch drang von draußen durch die Öffnungen. Es lag auf der Hand, daß die Angreifer erst einmal ihre Toten zählten und ihre Reihen ordneten, doch die Stille wirkte trotzdem gespenstisch.
    Charru erinnerte sich daß er schon einmal blindlings in ein Labyrinth von Gängen und unbekannten Räumen eingedrungen war.
    Zwei Nächte lag es zurück, und er hatte den Weg aus der Welt unter dem Mondstein gefunden. Deutlich sah er die entsetzten Augen der Wachmänner vor sich, ihr Zögern, die kopflosen Reaktionen. Ihre Waffen mochten überlegen sein, aber dafür waren sie es nicht gewohnt zu kämpfen. Sie würden auch jetzt zögern. Und wenn es nur wenige waren, die zufällig auftauchten, würden sie vielleicht in Panik fliehen.
    Aber ein einziger entschlossener Mann mit einer Waffe genügte, um ein Blutbad anzurichten, machte sich Charru klar.
    Mechanisch hob er die Hand, als sie sich der Biegung des Flurs näherten. Hinter ihm verstummten die Schritte, nur Gerinth und Camelo glitten an seine Seite. Der Gang knickte rechtwinklig ab, und nach wenigen Metern endete er vor einer jener glatten Wände, die sich wie durch Zauberei öffneten, wenn man darauf zutrat.
    Charru versuchte es.
    Das leise Surren verursachte ein Prickeln in seinem Nacken. Licht fiel durch die Öffnung: das kühle, sanfte Licht der leuchtenden Wände, die er bereits kannte. Vor ihm lag eine Galerie ähnlich der, die sich in dem Museumsbau um den Saal mit dem Mondstein gezogen hatte, und er schlich mit wenigen Schritten bis zu der weißen Brüstung.
    Eine weite Halle.
    Schimmernde, knapp mannshohe Trennwände unterteilten sie in verschiedene Bereiche, im ersten Moment war nur ein undurchschaubares Gewimmel lautlos hin und her hastender Menschen zu sehen. Charru kniff die Augen zusammen. Instinktiv suchte er nach den zinnoberfarbenen Helmen, wie sie, die Besatzungen der silbernen Vögel getragen hatten. Es gab keine. Dafür entdeckte er mindestens zwei Dutzend Männer mit geschulterten Strahlenwaffen, die um ihre einteiligen schwarzen Anzüge breite weiße Gürtel trugen.
    Weiß war die Farbe, die vorherrschte. Die Farbe der Klinik, kombiniert mit mattroten oder gelben Gürteln, die den jeweiligen Träger dem Justiz oder Universitätsbereich zuordneten.
    Charru begriff nur, daß all diese einförmigen Anzüge und die schmucklosen Tuniken der Frauen etwas Uniformhaftes hatten. Es mußte eine Art Empfangshalle sein, die da vor ihm lag. Immer wieder öffneten sich Türen, betraten Menschen den Raum und folgten den Wegen zwischen den Trennwänden. Sie wurden von lächelnden jungen Mädchen empfangen, die Fragen stellten und Papierblätter beschrifteten. Zweimal glitten schmale fahrbare Pritschen herein, auf denen Kranke oder Verletzte festgeschnallt waren. Es gab keine Gitter, keine Ketten - nichts, das an einen Kerker erinnert hätte. Wenn diese eine Hinrichtungsstätte war, dann hatten auch die Menschen des Mars den Tod mit einem Kult umgeben. Einem fremdartigen, emsigen Kult, der dennoch dem der Priester des Tempeltals glich, wo sich jede Nacht willenlose Marionetten hatten an den schwarzen Obelisken ketten lassen, um sinnlose, brutale Strafen für lächerliche Vergehen zu erdulden....Charru schauerte.
    Der Gedanke, daß diese fremde Welt dem Schreckensregiment der Priester verwandt sein könnte, schien ihn wie ein Hieb zu treffen. Rasch wandte er sich ab, denn der Anblick der Bewaffneten dort unten ließ keinen Zweifel daran, daß dieser Weg Versperrt war.
    »Zurück?« fragte Camelo

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