Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Schwester. Gillon von Tareths rotschöpfige Brüder. Der junge Derek, zwölf Regenzeiten alt, der seinen Vater verloren hatte und sich dicht an Jarlon drängte.
    Warten...
    Das Leben in den weiten Ebenen lehrte Geduld, aber es lehrte sie erst mit den Jahren. Jarlon fieberte. Die jungen Männer standen mit den Fäusten an den Schwertgriffen, jede Sekunde bereit, sich mit blankgezogener Waffe einem Angreifer entgegenzuwerfen. Nur leises Atmen und das Flüstern der Kinder unterbrach die Stille. Bar Nergals hohe, düstere Gestalt überragte die Gruppe der Priester und Akolythen, und Jarlon hatte das Gefühl, als erwache der Oberpriester erst in diesem Augenblick aus dem dunklen Wahnsinn, der seinen Geist umfangen hatte.
    Der junge Mann straffte sich.
    Nie würde er aufhören, die Priester zu hassen. Aus brennenden Augen starrte er zu dem fahlen Gespenst in der roten Robe hinüber. Und dann fuhr er plötzlich heftig zusammen.
    Jemand sprach.
    Eine Stimme, die von überall und nirgends zu kommen schien, die einfach da war und den Raum füllte. Die Stimme einer Frau - kühl und sanft und eigentümlich beruhigend.
    »Bitte, bleiben Sie an Ihren Plätzen! Bitte, bleiben Sie an Ihren Plätzen! Es ist notwendig, sich für die Dauer der nächsten Minuten so wenig wie möglich zu bewegen. Ich wiederhole...«
    Jarlon fuhr herum.
    Er stand dem offenen Flur auf der rechten Seite am nächsten. Die Stimme konnte nur aus dem Flur kommen. Mit klopfendem Herzen machte der junge Krieger ein paar Schritte in den kahlen grauen Gang. Gleichzeitig hörte er hinter sich ein kaum wahrnehmbares Surren.
    Die Tür schloß sich.
    Erschrocken rannte er darauf zu, doch diesmal glitten die beiden Wandstücke nicht wieder auseinander.
    Jarlon warf sich gegen den glatten grauen Stoff, den er nicht kannte. Panik schoß in ihm hoch. Verzweifelt hämmerte er mit den Fäusten gegen die matte Fläche, und jenseits der Tür hörte er immer noch die unheimliche Stimme, die monoton ihre sinnlosen Anweisungen wiederholte.
    »Bewegen Sie sich nicht! Es ist notwendig, auf Ihren Plätzen zu bleiben und sich nicht zu bewegen. Bewegen Sie sich so wenig wie möglich, bis weitere Anweisungen folgen...«
    *
    Schritte.
    Schnell, dennoch weich auf dem elastischen weichen Boden irgendeinem Einheitsmaterial, aus dem offenbar nicht nur hier, sondern auch in der Stadt Kadnos jedes Haus und ein Teil der Inneneinrichtung bestand. Charru hatte es aufgegeben, Einzelheiten der Umgebung zu beachten. Es gab nur zwei Dinge, die zählten: der mögliche Fluchtweg und die Gefahr, entdeckt und binnen einer Sekunde von den furchtbaren Feuerstrahlen erfaßt zu werden.
    Jetzt lauschte er den Schritten, flach an die Wand eines Flurs gepreßt.
    Camelo und Karstein waren hinter ihm, schon mit gezogenen Schwertern. Die Wächter kamen aus einem anderen Flur einem von vielen, die alle in eine hohe sechseckige Halle führten.
    Bevor er sich zurückzog, hatte Charru eine Reihe gläserner Transportschächte und eine Treppe entdeckt. Eine rollende Treppe. Sie bewegte sich aufwärts bis zu einer halbrunden Galerie; in der glatten Wand gab es eine Tür. Ein roter Pfeil, leuchtende Schriftzeichen, die Größe der Halle das alles erweckte den Eindruck, es müsse sich um einen Knotenpunkt, irgendein Zentrum dieses unentwirrbaren Labyrinths handeln.
    Aber warum dann keine Wachen?
    Vielleicht, weil man die Opfer überall, nur nicht hier suchte?
    Charru wußte es nicht. Er lauschte. Die Schritte erreichten die Halle, und wenig später gerieten zwei schwarz uniformierte Wachmänner in sein Blickfeld.
    Der Mann, der zwischen ihnen ging, trug einen einteiligen mattgelben Anzug mit einem seltsamen Emblem auf den schwarzen Schulterstücken. Der silberne Gürtel erinnerte Charru an den zwergenhaften Professor, der vor zwei Ewigkeiten so eifrig für die sofortige Hinrichtung des gefangenen Barbarenfürsten gestimmt hatte. Wissenschaftlicher Leiter des Projekt Mondstein - so hatte sich der Zwerg genannt.
    War der silberne Gürtel ein Rangabzeichen?
    War dann der Mann in Gelb vielleicht der Wissenschaftliche Leiter dieses Labyrinths, dieser Hinrichtungsstätte, die ihren Zweck so völlig hinter weißen Wänden und friedlicher Stille verbarg?
    Jedenfalls wurde er von den Wachmännern begleitet und nicht etwa abgeführt. Er war blaß wie die meisten Marsianer. Schütteres braunes Haar bedeckte den schmalen Kopf, und als er sprach, mehr zu sich selbst, klang die Stimme dünn und greisenhaft in der Stille.
    »Man muß

Weitere Kostenlose Bücher