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Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker

Titel: Söhne der Erde 02 - Der Rote Kerker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die Klinik benachrichtigen. Die Herren von der Medizinischen Fakultät mischen sich natürlich wieder in alles ein. Als ob es so einfach gewesen wäre, diese Horde von Wilden unter Kontrolle zu bekommen.«
    Charru zuckte zusammen.
    Unter Kontrolle zu bekommen, klang es in ihm nach. Das hieß...
    »Ein Chaos!« jammerte der Mann in Gelb weiter. »Ich bin Liquidationschef! Wie kann man mir die Aufgaben der Medizinischen Fakultät und des Vollzugs aufhalsen? Die Mediziner müssen warten. Ich brauche den maßgeblichen Mann des Projekts Mondstein, damit er mir sagt, ob die Gefangenen vollzählig sind oder...«
    Die Stimme verklang, als sich die Tür am Kopfende der rollenden Treppe schloß.
    Stille senkte sich herab. Charru kämpfte gegen die Woge von Bitterkeit und Verzweiflung, die ihn zu überwältigen drohte.
    »Sie sind gefangen«, flüsterte Camelo hinter ihm tonlos.
    »Und jetzt?« knurrte Karstein. »Ganz sicher hat man sie weggebracht. Wie sollen wir sie finden?«
    Charru schwieg.
    Er starrte in die leere Halle, zu der Tür, hinter der die Wächter mit dem Mann in Gelb verschwunden waren, dem Mann, der sich Liquidationschef nannte. Er kannte dieses Labyrinth. Er wußte, was mit den Gefangenen geschehen war. Und er würde es verraten, wenn er die Spitze eines Schwertes an der Kehle spürte.
    »Willst du ihn als Geisel nehmen?« fragte Camelo hellsichtig.
    Charru von Mornag straffte die Schultern. Seine Stimme klang leise, doch sie vibrierte wie geschmeidiger Stahl.
    »Es ist unsere einzige Chance. Ihr übernehmt die Wächter! Wir müssen schnell sein.«
    Ohne ein weiteres Wort verließen sie den Gang und durchquerten die Halle.
    Die rollende Treppe trug sie zu der Galerie hinauf. Zwei Schritte und wie von Geisterhand bewegt glitt die Tür mit dem roten Pfeil und der glimmenden Leuchtschrift auseinander.
    Ein großer, heller Raum lag vor ihnen, angefüllt mit seltsamen Geräten, Tischen voller Knöpfe, Hebel und bunten Lichtern, einer Anzahl flimmernder Scheiben, auf denen sich Bilder bewegten. Die Wächter standen mit dem Rücken zum Eingang. Der Mann in Gelb saß hinter einem einfachen weißen Tisch, der Tür zugewandt. Aber er hatte sich halb umgedreht, blickte auf die flimmernden Scheiben und schien mit jemandem zu sprechen, der nicht anwesend war.
    »Wie soll ich garantieren können, daß die Dosis in allen Fällen hundertprozentig ausreicht? Die Droge ist eingesetzt worden, um den Willen der Gefangenen auszuschalten, nicht um sie bewußtlos zu machen. Oder haben Sie etwa genug Leute, um fast hundert Bewußtlose in die Klinik zu transportieren?«
    Er machte eine Pause, stieß ärgerlich die Luft durch die Nase.
    Charrus Faust verkrampfte sich am Schwertgriff. Vergeblich versuchte er, die Bedeutung der Worte zu erfassen. Der Begriff »Klinik« war zu fremd, um sich etwas darunter vorzustellen und dennoch schien er eine ungreifbar Drohung zu enthalten.
    »Nein, keine weiteren Gasdrogen«, sagte der Liquidationschef. »Ich lasse mir doch nicht den ganzen Betriebsablauf in Unordnung bringen, nur weil der Vollzug nicht fähig ist, seine Aufgaben zu erledigen! Lotst sie in die Klinik und setzt Betäubungsstrahlen ein, wenn es Schwierigkeiten gibt, das ist der beste Weg. Ende.«
    Seine Hand drückte eine Taste nieder.
    Mit böse verzogenem Gesicht ließ er den drehbaren Stuhl zurückschwingen. Dabei fiel sein Blick auf die offene Tür und die drei Fremden.
    Seine Augen wurden starr.
    Erschrocken holte er Luft, doch der Aufschrei blieb ihm in der Kehle stecken. Die Wächter reagierten in der gleichen Sekunde, warfen sich herum, aber sie hatten keine Chance mehr.
    Die Terraner kamen über sie wie das leibhaftige Verhängnis.
    Vor den Mündungen der Lasergewehre konnte es kein Zögern, keine Rücksicht, keine Gnade geben. Blanker Stahl blitzte, aufschreiend brachen die Wachmänner über ihren Waffen zusammen. Charru von Mornag erreichte mit einem einzigen Sprung den weißen Tisch, und der Mann in Gelb erstarrte, als er die nadelscharfe Spitze des Schwertes an der Kehle fühlte.
    Sekundenlang war es so still, daß man das feine Summen der technischen Geräte hören konnte.
    Fahl und zitternd lehnte der Liquidationschef in dem weißen Schalensessel und wagte sich nicht zu rühren. Seine Augen rollten, flackerten in panischem Entsetzen angesichts des Bluts, der kalt funkelnden Klingen, der wilden Gestalten. Charru wartete, bis er annahm, daß der andere wieder eines klaren Gedankens fähig war, dann zog er das Schwert ein

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