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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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verletzt. Dies hier mußte etwas anderes sein. Keine der Krankheiten, die sie kannten, denn das hätte Indred gewußt. Vielleicht eine Krankheit, die es nur auf dem Mars gab?
    Charru fuhr sich mit der Hand über die Stirn.
    Er dachte an Mircea Shar, seinen seltsamen Anfall von Schwäche. Krankheiten konnten ansteckend sein, konnten sich in Windeseile verbreiten...
    Nur das nicht!
    Ihre Lage war verzweifelt genug. Einen Augenblick hatte Charru das Gefühl, als türmten sich die Schwierigkeiten zu einem unüberwindlichen Gebirge, zu einer Last, der er einfach nicht mehr gewachsen war. Er grub die Zähne in die Unterlippe und nahm sich zusammen.
    »Was hast du getan, Indred?« fragte er.
    »Alles, was ich konnte. Ein Aufguß aus fiebersenkenden Kräutern, kühlende Umschläge - aber es scheint nicht zu helfen. Sie ißt nicht, kann nichts bei sich behalten. Ihr Herz schlägt zu schnell und zu schwach. Man kann nur warten.«
    Warten...
    Charru sah in Katalins totenblasses Gesicht und kämpfte gegen ein Aufwallen jähen, sinnlosen Zorns an. Es gab keinen Schuldigen. Es gab nicht einmal Götter, mit denen man hadern konnte. Er atmete tief durch und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    »Auch Mircea Shar ist krank, glaube ich«, sagte er langsam. »Wir müssen feststellen, ob es noch mehr sind. Gerinth, du sprichst mit Karstein - seine Nordmänner würden sonst noch behaupten, es gehe ihnen gut, wenn sie schon halb tot sind.«
    »Aye. Und die Tempeltal-Leute?«
    »Sie dürften auch irgend jemanden haben, der etwas von Krankheiten versteht. Glaubst du, daß du den finden kannst, Indred?«
    »Warum nicht?« Die alte Frau lächelte. »Es ist nicht so, daß man nicht mit ihnen reden könnte. Sie fürchten die Tiefland-Krieger, aber zu uns Frauen sind sie schon oft gekommen. Und es gibt viele unter ihnen, die das Joch der Priester hassen, die nie mehr dorthin zurückwollen, woher sie gekommen sind.«
    »Glaubst du wirklich?«
    »Ich weiß es. Auch im Tempeltal hat es Mütter gegeben, die sich für ihre Kinder ein anderes Leben wünschten als das, was ihnen die Priester erlaubten.«
    Charru nickte.
    Schweigend sah er Indred und Gerinth nach, deren Schritte in dem metallenen Gang widerhallten. Als er sich umwandte, hatte Katalin die Augen geöffnet, und ihre Hände bewegten sich unruhig.
    »Charru?« flüsterte sie.
    Er trat zu der Schlafmulde und kauerte sich auf die Fersen. Katalins Blick flackerte. Sie war nur halb bei Bewußtsein.
    »Ich... ich werde sterben, nicht wahr?«
    »Unsinn! Du bist nur erschöpft, überanstrengt, du brauchst Ruhe.«
    Sie schüttelte den Kopf. Ihre Hände tasteten haltsuchend nach Charrus Arm. »Durst«, formten ihre zitternden Lippen.
    Er griff nach der bereitliegenden Wasserhaut und schob einen Arm unter Katalins Rücken, um sie zu stützen. Sie trank gierig, ihr Atem ging schnell und flach. Mit einer matten Bewegung ließ sie den Kopf an seine Brust sinken.
    »Halt mich fest«, flüsterte sie kaum hörbar. »Ich will nicht sterben... Ich will bei dir bleiben... Halt mich fest... «
    »Katalin... «
    Er preßte den schmalen, fieberglühenden Körper an sich, aufgewühlt und verwirrt. Katalins blondes Haar fiel über seine Hände, ihr mühsamer Atem streifte seine Haut. Sie zitterte, aber er begriff plötzlich, daß es nicht nur die Krankheit war, die sie zittern ließ.
    Sie war eine Frau, nicht mehr das unbekümmerte Mädchen von früher, die Gefährtin seiner Kindheit.
    Er hatte es gewußt, doch er war ihr augewichen. Jetzt hielt er sie fest, streichelte ihr Haar, aber für Sekunden fühlte er sich so hilflos wie selten in seinem Leben.
    Sie spürte seine Anspannung.
    »Laß mich nicht allein«, flüsterte sie. »Bleib bei mir... «
    Und dann, mit einem plötzlichen, tiefen Atemzug: »Nein... Du darfst nicht... Ich weiß, daß du das nicht kannst... « Sie löste sich von ihm und ließ sich auf das Lager zurückfallen, ein blasses Geisterlächeln um die Lippen. »Ich werde sterben... Und deshalb - deshalb sollst du wissen, daß ich dich schon immer geliebt habe, Charru, all die Jahre... Aber jetzt mußt du gehen. Tanith hat sich krank gefühlt und Derek auch. Du mußt Indred holen. Wir dürfen doch jetzt nicht auch noch krank werden... «
    Er verschwieg, daß Indred von Dalarme schon hier gewesen war.
    Katalins Worte klangen noch in ihm nach: Worte, die eine fremde, verborgene Saite in seinem Innern anrührten, die ihn zugleich mit Erregung und einem Gefühl brennenden Zweifels erfüllten. Er legte

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