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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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und Fleisch und jagte eine Glutwelle von Schmerz bis in die Fingerspitzen. Neben ihm bäumte sich Ayno verzweifelt im Griff der Priester auf. Noch einmal wollte Bar Nergal zustechen, fauchend vor Haß, aber diesmal gelang es Charru, das dürre Gelenk des Gegners zu packen.
    Klirrend fiel das Opfermesser zu Boden.
    Bar Nergal kreischte schrill, als er zurückgeschleudert wurde. Er prallte mit dem Rücken gegen die Felswand, rutschte wimmernd daran herunter. Charru fuhr herum - und sah gerade noch den Dolch in der Hand des Akolythen mit dem Namen Dayel blitzen.
    »Vorsicht, Charru!« schrie Ayno gellend.
    Im nächsten Augenblick erschlaffte sein Körper, weil ihm einer der Priester die Faust ins Gesicht geschmettert hatte. Dayels Züge waren bleich und angstverzerrt. Aber er griff trotzdem an, stürzte blindlings vorwärts, getrieben von einem dämonischen Willen, der nicht sein eigener war.
    Charru fing ihn ab und schlug ihm die Waffe aus den Fingern. Fast widerstrebte es ihm, diesen Jungen, der noch nie in seinem Leben gekämpft hatte; mit einem Fausthieb niederzustrecken. Aber drei Schritte von ihm entfernt lag Ayno am Boden, und Bar Nergal brauchte nur einen Befehl zu schreien, um die Priester dazu zu bringen, sich auf den Wehrlosen zu stürzen.
    Dayel taumelte und sackte zusammen.
    Charru spräng über ihn hinweg, rannte zu Ayno, während die Priester bleich und erschrocken zurückwichen. Immer noch hatte er das Schwert nicht gezogen.
    Aber seine Augen brannten in kaltem Saphirglanz, sein Körper erinnerte an federnden Stahl, und in seinen Bewegungen lag die ganze barbarische Wildheit, mit der die Welt unter dem Mondstein die Tiefland-Krieger geprägt hatte und der die aufgescheuchten, verwirrten Männer in ihren Roben nichts entgegensetzen konnten.
    Nur Mircea Shar machte eine Geste, als wolle er sich auf den Gegner stürzen.
    Charru starrte ihm hart in die Augen und ließ die Hand auf den Schwertgriff fallen. Der Priester verharrte keuchend. Sein Blick glitt über den Bewußtslosen, dessen Lippen bluteten, über die wilde, bronzefarbene Gestalt des Fürsten, dessen Haltung keinen Zweifel daran ließ, daß er den Jungen notfalls mit seinem eigenen Leben verteidigen würde. Mircea Shar wußte, daß sie ihn überwältigen konnten, daß es nur eines entschlossenen Befehls bedurft hätte. Eine Sekunde zögerte er, dann war der Augenblick vorüber.
    Jäh wurde es in der Dunkelheit des Felsengangs lebendig.
    »Halt!« dröhnte Karsteins Stimme.
    Hinter ihm glitt Jarlon in die Grotte, Kormak, Hardan und Hasco folgten ihm, Beryl von Schun und die rothaarigen Tarether. Einer von ihnen mußte in den Gang eingedrungen sein und gehört haben, was sich abspielte. Jetzt waren sie da, die Schwerter in den Fäusten, voll kalter, vernichtender Wut.
    Mit drei Schritten stand Karstein neben der zusammengesunkenen Gestalt des Oberpriesters.
    »Du Hund!« brüllte er. »Du verdammter, verräterischer... «
    »Nicht, Karstein!«
    Charrus Stimme peitschte. Der Nordmann ließ das Schwert sinken, zitternd vor Zorn. Er brauchte seine ganze Kraft, um sich zu beherrschen.
    »Sie hätten dich umgebracht«, stieß er hervor. »Sie hätten... «
    »Sie hätten es versucht«, sagte Charru trocken. »Helft Ayno auf die Beine.« Er schwieg einen Augenblick und wandte sich dem Oberpriester zu, der sich mühsam an der Wand hochdrückte. »Hör mir zu, Bar Nergal«, sagte er hart. »Du kannst glauben, was du willst, und beten, zu wem du willst. Aber wenn du noch einmal versuchst, im Namen deiner falschen Götter Blut zu vergießen, werde ich dafür sorgen, daß du nie mehr Gelegenheit bekommst, Unheil zu stiften. Hast du das verstanden?«
    Der Oberpriester schwieg.
    Angewidert wandte sich Charru ab, gab Kormak und Karstein einen Wink, die den taumelnden Ayno stützten. Schweigend verließen die Männer die Grotte. Im Schatten des Gangs drehte sich Charru noch einmal um und warf Mircea Shar einen Blick zu.
    »Komm mit«, sagte er ruhig. »Ich möchte mit dir reden.«
    Der Tempelhüter war bleich wie ein Laken, aber er nickte.
    *
    Die Robotsonden glänzten wie flache silberne Scheiben im Licht der beiden Monde.
    In Minutenabständen stiegen sie von einem Startquadrat des Raumhafens auf, zogen sich zu einer sichelförmigen Formation auseinander und glitten über die Wüste nach Norden. Im Büro des Vollzugs, Abteilung Raumhafen, lieferte der Sichtschirm des Computers Meßdaten. Der zuständige Sicherheitschef kontrollierte die Geräte. Über einen

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