Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats
die Hand auf ihren Arm, aber er kam nicht mehr dazu, eine Antwort auf ihre unausgesprochene Frage zu finden.
Draußen näherten sich Schritte.
Diesmal waren es Gillon und Erein, die den kleinen, ohne die Fackel fast dunklen Raum betraten. Zusammen mit einigen anderen hatten sie angefangen, das Schiff zu untersuchen. Jetzt blieben sie unsicher stehen, warfen einen hilflosen Blick auf Katalin, doch die Kranke hatte schon wieder erschöpft die Augen geschlossen.
»Ich bleibe hier, bis Indred zurückkommt«, sagte Gillon leise. »Du solltest dir die Papiere ansehen, die wir gefunden haben, Charru. Beryl meint, daß wir es zumin dest schaffen könnten, im Innern des Schiffs für Beleuchtung zu sorgen.«
Charru nickte und stand auf.
Daß er froh war, jetzt nicht nachdenken zu müssen, gestand er nicht einmal sich selbst ein.
*
Beryl von Schun hatte unter dem Mondstein sein halbes Leben damit zugebracht, Wasserräder, Windmühlen und alle möglichen anderen nützlichen Geräte zu konstruieren.
Jetzt kauerte er auf dem Boden in der Computer - Zentrale des Schiffes. Natürlich wußte er nicht, daß die grauen Ungetüme ringsum Computer waren. Auch Charru kannte sie nicht. Aber er hatte immerhin eine vage Vorstellung von der Funktion der Monitore und Sichtgeräte. Wenn er sich lange genug damit befaßte, würde er vielleicht dahinterkommen, wozu sie dienten.
Beryl hatte ein paar vergilbte, in Kunststoff eingeschweißte Blätter um sich ausgebreitet. Jarlon, Erein und Hasco sahen ihm über die Schulter. Er tippte auf die gedruckte Überschrift:
»Schaltplan Notstrom-Aggregat I«, entzifferte er langsam, hob den Kopf und sah Charru an. »Strom - das ist doch das, womit die Marsianer ihr Licht erzeugen, nicht wahr?«
»Ja. Und Notstrom dürfte eine Art von Reserve für Notfälle sein.« Charru kniff die Augen zusammen und starrte auf das Gewirr von Linien und Beschriftungen. »Glaubst du wirklich, daß du damit zurechtkommst?« fragte er.
Beryl grinste. »Wir haben doch auch den Energieschirm eingeschaltet, oder nicht? Meiner Meinung nach sind alle diese Pläne ohnehin für Leute gemacht, die normalerweise nicht viel von der Sache verstehen. Das meiste sind Reparatur-Anweisungen. Hier, der rote Punkt! Daneben steht Hauptschalter. Vielleicht brauchen wir nur draufzudrücken, und das Licht wird angehen.«
»Versuchen wir es! Hast du irgend etwas darüber gefunden, wo der Hauptschalter sein könnte?«
»Nein. Aber es muß zwei davon geben. Der hier heißt Hauptschalter B. Ich nehme an, daß sich der zweite irgendwo im Raum für die Piloten befindet. Bestimmt ist da oben alles so angelegt, daß man nicht erst durch das ganze Schiff klettern muß, wenn etwas schiefgeht.«
Für einen Augenblick vergaßen sie alle anderen Probleme, konzentrierten sich ganz auf das Nächstliegende.
Wenn sie erst einmal Licht im Innern des Schiffs hatten, würde vieles leichter sein. Sie stiegen zunächst in die Pilotenkanzel hinauf. Dort fanden sie nicht, was sie suchten. Vermutlich, weil sich die rote Taste in einem Schaltfeld verbarg, das anders aussah als das auf der Zeichnung. Sie trennten sich, versuchten es in anderen Räumen, die technische Geräte enthielten, und schließlich landeten sie in einem großen, kreisrunden Raum im Mittelteil des Schiffs, zu dem eine Tür mit der Aufschrift »Kontrolldeck« führte.
»Hier!« sagte Beryl von Schun nach einer Weile triumphierend.
Charru verglich die Zeichnung mit der Anordnung der Tasten und nickte. Beryl hatte sich bereits auf einen fest im Boden verschraubten Hocker geschwungen, einen von einer ganzen Reihe, die sich um den Raum herumzog, jeweils einem bestimmten Apparat zugeordnet.
Beryl zögerte. Sein schmales, bewegliches Gesicht unter dem braunen Haarschopf wirkte unsicher. Dann zuckte er die Schultern und preßte entschlossen den Daumen auf die rote Taste.
Etwas knackte.
Am oberen Rand des Schaltfeldes flammten zwei winzige rote Lämpchen auf und erloschen wieder. Beryl drückte noch einmal die Taste. Diesmal entstand ein hohes, vibrierendes Summen.
Eben noch hatte die Fackel in Ereins Faust den Raum erhellt- jetzt kam von der Decke ein fahles Flackern.
Charru hob den Kopf, kniff geblendet die Augen zusammen. Sekundenlang schienen Dutzende von winzigen Blitzen über ihm zu zucken. Dann hörte das Flackern auf, und ein Gitter leuchtender Röhren verbreitete sanftes, gleichmäßiges, schattenfreies Licht.
»Wenigstens etwas«, seufzte Erein, während er die Fackel
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