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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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haben, einen Ausgang innerhalb des abgesperrten Gebietes finden.«
    Gerinth überlegte einen Moment, dann nickte er. »Das wäre den Versuch wert. Aber wir können erst im Morgengrauen gehen. Wir werden Licht brauchen, und wir dürfen es nicht riskieren, Fackeln zu benutzen.«
    »Und mir wirst du sicher gleich den Vorschlag machen, vorher zwei Stunden zu schlafen, oder?«
    Gerinth hob die Brauen. Er ging auf den spöttischen Ton nicht ein.
    »Genau das«, sagte er. »Und du wirst es auch tun. Alles andere wäre Narrheit.«

V.
    Es war noch dunkel, als sie aufbrachen.
    Eine kleine Gruppe hatte zumindest einen Teil der Höhle erkundet und denen beschrieben, die versuchen würden, das Gebiet der marsianischen Zuchtanstalten zu erreichen. Einer der unterirdischen Gänge führte offenbar schnurgerade nach Südosten, tief in das Gebirge hinein. Die Morgendämmerung würde in etwa zwei Stunden anbrechen, und bis dahin mußten sie es, wenn überhaupt, geschafft haben.
    Charru hatte einen starken Trupp zusammengestellt, denn auf dem Rückweg würden sie einiges zu schleppen haben - das hofften sie wenigstens. Sie hatten alle eine Weile geschlafen, und bevor sie aufbrachen, ging Charru noch einmal in den Frachtraum, wo die Kranken lagen. Außer Katalin und Derek war jetzt mindestens ein Dutzend Männer, Frauen und Kinder bewußtlos. Das kleine Mädchen aus dem Tempeltal lebte noch, aber ob es die nächsten Stunden überstehen würde, wagte nicht einmal Indred zu entscheiden.
    Immerhin war es einer anderen Gruppe gelungen, wenigstens ein Minimum an frischen Nahrungsmitteln aufzutreiben: Kräuter und ein paar eßbare Wurzeln.
    Ob es half, war fraglich, da die Kranken kaum etwas bei sich behalten konnten. Und ob dieses ganze nächtliche Unternehmen letztlich etwas nützen würde? Charru versuchte gar nicht erst, eine, Antwort auf die Frage zu finden.
    Nacheinander betraten sie die Höhle: Charru mit der Fackel an der Spitze, Gerinth und Jarlon, der ruhige, besonnene Hakon mit einem der Lasergewehre, Gillon und Erein, die beiden rothaarigen, grünäugigen Tarether, Karstein, Kormak und Leif, schließlich Shaara, schmal und dunkel, als einzige Frau, da sie die besondere Gabe hatte, jeden Weg wiederzufinden, den sie einmal gegangen war. Sie trug die zweite Fackel und ein leichtes Kurzschwert am Gürtel des einfachen, grob gewebten Leinenkleides. Damals, als unter dem Mondstein die Priester-Krieger über das Tiefland herfielen, hatte sie dieses Schwert aus der Hand ihres gefallenen Bruders genommen. Und sie hatte damit an der Seite der Männer gekämpft, genau wie viele andere Frauen.
    Jetzt bewegte sie sich vorsichtig über den geröllbesäten Boden des unterirdischen Gangs, atmete die kühle, feuchte Moderluft und versuchte, nicht an die neue Bedrohung zu denken, die über sie alle hereingebrochen war.
    Sie fürchtete die Dunkelheit und bedrückende Enge der Höhle. Eine alte, tiefverwurzelte Furcht, die noch aus der Welt unter dem Mondstein stammte, wo Berge und Felsen unheilvolle Geheimnisse geborgen hatten. Wasser, das aus dem Nichts kam und im Nichts verschwand, ein Fluß, der die Toten des Tempeltals in die Ewigkeit tragen sollte, Tore im Gestein, aus denen schwarze Götter traten. In Wahrheit war der Fluß nicht in die Ewigkeit gestürzt, sondern in ein unterirdisches Becken, wo Maschinen das Wasser wieder zur Quelle pumpten. Und das Göttertor war einfach ein Tor gewesen, nichts weiter. Shaara dachte an die blaue Kuppel, die sie so lange für den Himmel gehalten hatte. Sie versuchte, sich ihre versunkene Welt zu vergegenwärtigen, doch sie konnte es rächt, ohne zugleich die Außenseite des Bildes zu sehen: die Fremden, die sich über die Kuppel beugten, zu den winzigen Spielzeug-Figürchen hinunterstarrten, ihnen Dürre oder Überschwemmung, Hunger, Krieg und Tod schickten.
    Shaaras dunkle Augen glitzerten wie Kohle im Fackellicht.
    Erst als sich Erein zu ihr umwandte, erlosch der zornige Funke. Er lächelte ihr zu und griff nach ihrer Hand, um ihr über einen scharfkantigen Felsbrocken hinwegzuhelfen. Shaaras schmales Gesicht leuchtete auf. Bald, dachte sie, würden sie es Gillon sagen, der jetzt die Tareth-Sippe anführte. Der Rat würde die Zeremonie für sie und Erein feiern, und ihr erster Sohn würde vielleicht in einem Raumschiff geboren werden, das zu den Sternen flog...
    An der Spitze blieb Charru einen Augenblick stehen und hielt die Fackel höher.
    Sie hatten den Bereich der Höhle verlassen, den sie schon aus

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