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Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats

Titel: Söhne der Erde 04 - Tage Des Verrats Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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der Priester und der Akolyth lautlos wieder am Feuer auftauchten.
    Geflüster.
    Zai-Carocs Stimme: »... nur ein einziger Stein, den wir herausbrechen müssen. Ein starker Hebel genügt. Der Gang wird einstürzen. Niemand wird mehr aus der Höhle herauskommen...«
    Das also war es!
    Sie wollten die Höhle zum Einsturz bringen, wollten Charru von Mornag und seine kleine Schar entweder töten oder den Marsianern in die Arme treiben. Und danach? fragte sich Mircea Shar. Wenn der Fürst von Mornag starb, würde keine Macht der Welt die Tiefland-Krieger davon zurückhalten, ihn zu rächen. Hatte Bar Nergal das nicht bedacht? War es ihm gleichgültig, daß er die Priesterkaste, vielleicht das ganze Tempeltal-Volk in Gefahr brachte?
    Mircea Shar wollte sich aufrichten, doch die Anstrengung ließ alles vor seinen Augen verschwimmen.
    Sekundenlang wurde es schwarz um ihn. Das Geflüster drang nur noch wie aus weiter Ferne in sein Bewußtsein.
    »Und der Verräter?«
    »Auch ihn bekommen wir. Es soll zusehen, wie es seinen frevlerischen Freunden ergeht. Er wird büßen, er wird langsam sterben.«
    »Heute nacht?«
    »Ja, heute nacht. Höre, Dayel! Für dich. habe ich eine besondere Aufgabe... «
    Die Stimme des Oberpriesters senkte sich, Mircea Shar konnte die gemurmelten Worte nicht mehr verstehen. Das Fieber glühte in seinem Körper, verwirrte seine Gedanken, schien sein Gehirn zu verbrennen. Mit einer matten Bewegung hob er die Hand, wollte etwas sagen, doch im nächsten Augenblick sank er bewußtslos in sich zusammen.
    *
    Es waren fremdartige Pflanzen, die in Reih und Glied unter durchsichtigen Folien wuchsen, fremdartige Früchte, die an den schnurgeraden Spalieren leuchteten, ein fremdartiger Boden, mit winzigen blauen, gelben und weißen Körnchen durchsetzt. Eßbar mußte eigentlich alles sein. Aber den Terranern ging es um die Art von Nahrung, die sie aus der Welt unter dem Mondstein gewöhnt waren, und schließlich hatten sie sich darangemacht, das einzusammeln, was den vertrauten Formen am nächsten kam.
    In einem Seitental entdeckten sie eine Herde schwerfälliger, ebenfalls fremdartiger Tiere - wandelnde Fleischberge. Auch Fleisch benötigten sie, dringender als alles andere vermutlich. Aber sie wollten möglichst keine Spuren hinterlassen, also konnten sie nicht an Ort und Stelle eins der Tiere erlegen.
    »Ich nehme an, daß es Lagerhäuser gibt«, meinte Gerinth nachdenklich. »Räume, wo die Erzeugnisse zum Transport vorbereitet werden. Zu irgend etwas müssen die Gebäude schließlich gut sein.«
    »Sehen wir nach«, nickte Charru. »Aber Vorsicht! Wir wollen niemanden aufstören.«
    »Wenn hier wirklich alles so perfekt überwacht wird, werden spätestens morgen früh eine ganze Menge Leute aufgestört werden«, sagte Gillon trocken.
    Charru warf ihm einen Blick zu. »Glaubst du, daß sie das Obst an den Bäumen zählen?«
    »Weißt du es?«
    Charru lächelte matt. Nein, er wußte es nicht. Vielleicht hatte die marsianische Wissenschaft auch dafür eine Methode gefunden. Vorsichtig schlichen sie durch das fahle Grau der Morgendämmerung auf die langgestreckten weißen Gebäude zu. Undeutlich hoben sich die Streifenstrukturen ab, die sie inzwischen als geschlossene Fenster kannten. Auch ein paar Türen konnten sie ausmachen. Nirgends brannte Licht; nichts wies darauf hin, daß sich jemand hier aufhielt. Charru entsann sich, daß er in irgendeinem Zusammenhang erfahren hatte, in der Universität von Kadnos werde rund um die Uhr gearbeitet. Für die Zuchtanstalten schien das nicht zu gelten.
    Da man durch die Fenster nicht nach innen sehen konnte, blieb ihnen nichts übrig, als auf gut Glück die nächstbeste Tür zu nehmen.
    Sie glitt auseinander, als Charru darauf zuging. Der Raum dahinter erinnerte ihn auf den ersten Blick an den Operationssaal in der Klinik: blitzende Apparate auf langen Tischen, dünne Glasröhren, teilweise durch Schläuche miteinander verbunden, unverständliche Geräte hinter den Glasscheiben hoher Schränke. Auch die anderen sahen sich um. Hinter ihnen schloß sich die Tür und schnitt die hereinflutende graue Lichtbahn ab, so daß keine Einzelheiten mehr zu erkennen waren.
    Charru zögerte, dann wandte er sich nach links, wo er eine Verbindungstür zu weiteren Räumen vermutete.
    Minuten später hatten sie gefunden, was sie suchten.
    Ein schmaler, langgestreckter Raum, an dessen Wänden sich vollgepackte Regale hinzogen. Durchsichtige Beutel stapelten sich darauf, Dosen, Glasflaschen.

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