Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer
geahnt, daß die neuen Marsianer auch ihresgleichen verfolgten. Und er hatte erst angesichts des Bildes der Verwüstung erkannt, wie gnadenlos und brutal diese neuen Herren handelten, in welcher Gefahr seine Gefährten schwebten, die er immer noch in ihrem Versteck am Rand der Wüste wähnte.
Charru versuchte, den Gedanken abzuschütteln.
Auch erhoffte, daß die fünf Männer noch nicht entdeckt worden waren. Er hatte Hunon versprochen, sie in die Sonnenstadt zu holen, und er würde das Versprechen halten. Wenn die, » Terra« startbereit war...
Ein riskantes Unternehmen, denn der schützende Zeitkanal konnte nicht über das Raumschiff hinaus erweitert werden, weil den Herren der Zeit dafür nicht ausreichend Energie zur Verfügung stand.
Charrus Blick glitt zwischen den marsianischen Stellungen hin und her.
Jetzt konnte er die Waffen, die sie benutzten, deutlicher erkennen. Lasergewehre natürlich. Dazu fremdartige, auf leichte Transportschlitten montierte Gebilde, die jeweils aus mehreren dünnen, trichterförmig angeordneten Rohren bestanden. Charru hatte noch nie etwas dergleichen gesehen, aber Helder Kerr würde wissen, worum es sich handelte.
»Sie sehen uns nicht!« brummte Karstein hinter ihm. »Sie sehen uns wirklich nicht!«
»Natürlich sehen sie uns nicht.« Camelo schüttelte den Kopf. »Die Wachen um das Raumschiff haben uns doch auch nicht gesehen, oder?«
»Sicher, aber...«
Karstein brach ab. Charru lächelte matt, weil er nicht anders als der Nordmann empfand. Auch er hatte gewußt, daß die Marsianer sie nicht sehen würden, doch angesichts dieser Massierung von militärischer Macht erschien es ihm dennoch wie ein Wunder.
Der Ring der feindlichen Stellungen blieb hinter ihnen.
Die von Bombenkratern zerrissenen Hügel versanken im roten Dunst, eine der endlosen, welligen Sandflächen der New Mojave dehnte sich vor ihnen. Charru wollte beschleunigen, da beugte sich Camelo neben ihm plötzlich gespannt vor.
»Was ist das?« murmelte er. »Linkerhand, auf der Dünenkuppe?«
Charru kniff die Augen zusammen.
Ein Fahrzeug, erkannte er. Oder ein Flugkörper. Ziemlich groß. Vielleicht eine Art mobiler Stützpunkt. Weiter vorn ein zweiter silbriger Punkt. Charru unterdrückte einen Fluch und zuckte die Achseln.
»Sieht so aus, als würden die Marsianer den gesamten Raum zwischen Schiff und Sonnenstadt überwachen«, stellte er fest.
»Verdammt!« knirschte Karstein.
»Aber das ist doch. ziemlich gleichgültig, oder?« fragte Camelo. »Entdecken können sie uns so oder so nicht.«
Charru warf ihm einen Blick zu. »Und wenn wir den Zeitkanal verlassen müssen? Zum Beispiel, um Hunons Freunde zu suchen?«
»Stimmt. Das wird schwierig.«
Camelo nagte an der Unterlippe. Hinter ihm verfiel Karstein in brütendes Schweigen. Charru blickte durch die Sichtkuppel und konzentrierte sich auf den Zeitkanal, obwohl er wußte, daß der Jet auch ohne sein Zutun geradeaus fliegen würde.
Noch hatten sie es nicht geschafft. Sie durften keinen Fehler machen.
III.
Der Hauptmonitor der mobilen Basis war über eine Direktleitung mit dem Büro des Präsidenten verbunden.
Simon Jessardins schmales, aristokratisches Gesicht mit der gebogenen Nase und dem kurzgeschorenen Silberhaar zeichnete sich scharf von dem Bildschirm ab. Jom Kirrand konnte die schlanken, sensiblen Hände sehen, als der Präsident einen Bericht zur Seite legte. Die Stimme klang leicht verzerrt aus dem Lautsprecher.
»Etwas Neues, Jom?«
»Keinerlei optische Ortung«, berichtete der Vollzugschef knapp. »Suchtrupps zu Fuß, die ich in die Sonnenstadt geschickt habe, hatten ebenfalls keinen Erfolg.«
»Also das gleiche Ergebnis wie bisher jedesmal?«
» Ja, mein Präsident.« Kirrand zögerte. »Trotzdem bin ich überzeugt davon, daß wir uns haben täuschen lassen. Zum Beispiel wurde in der Nähe der Sonnenstadt eine tote Flugechse aus den stillgelegten Gehegen im Sirius-Krater gefunden. Das Tier ist durch Schwerter getötet worden.«
»Ein Beweis mehr, daß sich die Barbaren tatsächlich dort aufhalten«, sagte Jessardin nachdenklich.
»So sehe ich es auch. Wir sollten uns diesmal nicht zurückziehen, bevor wir die Sonnenstadt bis auf die letzten Grundmauern zerstört haben.«
»Und wie lange wird das voraussichtlich noch dauern?«
»Genau kann ich es nicht sagen, mein Präsident. Professor Girrild hat seine Versuchsreihe noch nicht beendet. Aber alle bisherigen Ergebnisse weisen darauf hin, daß der Aktion im Endeffekt nichts
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