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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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kein überzeugendes Argument. Normalerweise hätte trotzdem niemand zu widersprechen gewagt. Auch der Vollzugsbeamte, der jetzt tief Luft holte, widersprach nicht, sondern meldete nur seine Bedenken an.
    »Es kann aber doch sein, daß noch mehr von...von den Tieren in der Nähe sind. Dies hier ist offensichtlich mit Schwertern oder etwas Ähnlichem getötet worden. Es muß die Barbaren angegriffen haben...«
    Er verstummte.
    Was er meinte, war klar: man mußte mit der Wiederholung eines solchen Angriffs rechnen. Der Kommandant gab ihm im stillen recht, doch er wußte nur zu gut, daß sie nicht wegen eines toten Tiers ihren Posten verlassen durften.
    »Zwei Mann nehmen einen Jet und führen eine Aufklärungsaktion durch«, ordnete er an. »Zu Fuß, wo das Gelände unübersichtlich ist. Verstanden?«
    »Verstanden, Hauptmann«, kam es zurück.
    Zweistimmig - aber wenig unternehmungslustig.
    *
    Offenbar planten die Marsianer vorerst nicht, das Stadtgebiet weiter von Patrouillen abfliegen zu lassen.
    Die Wachen hatten sich blitzschnell zurückgezogen, als sie die Jets starten sahen - nicht in das unterirdische Labyrinth, sondern in den Zeitkanal, der jetzt von dem Tor bis auf den Platz mit dem Sonnensymbol verlief und in dem sie auch mit Ortungsstrahlen nicht auszumachen waren. Jetzt spähten die Männer wieder über den Zinnenkranz des Südturms. Charru konnte sie sehen - sie ihn jedoch nicht, da er bereits in eins der Zeitfelder getaucht und um ein paar Sekunden in die Zukunft versetzt worden war.
    Ein Dutzend Männer folgte ihm.
    Platz wäre für zwanzig gewesen, da sie außer den vier Jets auch den Spiralschlitten benutzten, den Hunon, der Riese von den alten Marsstämmen, mitgebracht hatte. Aber was in der »Terra« jetzt noch zu tun war, konnte ohnehin nur von denjenigen bewältigt werden, die sich unter Helder Kerrs Anleitung eine gewisse technische Fertigkeit erworben hatten. Außerdem brauchten sie in den Fahrzeugen Raum für Gepäck. Das Schiff mußte Wasser und Nahrung für hundert Menschen aufnehmen, dazu alles, was sie an Ausrüstung besaßen. Es wurde Zeit, mit dem Transport dieser Dinge zu beginnen.
    Die Männer waren schwer beladen, als sie der geraden, gepflasterten Straße folgten. Über ihnen, in einer Höhe von drei oder vier Metern, flimmerte die Luft, als staue sich Hitze in einem unsichtbaren Tunnel. Ein Tunnel war es tatsächlich. Ein Tunnel, in dem die Zeit beliebig zwischen Vergangenheit und Zukunft gebogen werden konnte und dessen geheimnisvolle Eigenschaften jeder deutlich spürte, der sie einmal kennengelernt hatte.
    Charru blieb stehen, als er den weitgeschwungenen Torbogen in der Mauer erreichte.
    Die Jets und der Spiralschlitten standen hintereinander in einer Reihe. Schnurgerade verlief jene schmale, gewölbte Zone, deren fast unmerkliches Flimmern man nur bemerkte, wenn man sich im Innern befand. Sie zielte nach Südosten, dorthin, wo sich jenseits des im roten Dunst verschwimmenden Horizonts die Garrathon-Berge erhoben. Die schweren Laserkanonen der Marsianer standen nur im Süden: eine lange, drohende Reihe grauer Metallmonster. Aber im weiten Kreis um die Stadt waren kleinere Verbände in Stellung gegangen, deren Bewaffnung Charru nicht kannte, und der Zeitkanal führte mitten durch diesen Ring hindurch.
    Gespanntes Schweigen lastete über den Männern, während sie sich den Fahrzeugen näherten.
    Charru nahm den vordersten Jet. Camelo glitt neben ihn, Karstein stieg hinten ein, nachdem sie gemeinsam einen aus Metallfolie und leichten Holzrahmen improvisierten Wasserbehälter auf den zweiten Rücksitz gewuchtet hatten. Die Kuppel schloß nicht mehr richtig, doch das spielte keine Rolle. Charru wartete, bis auch die anderen Fahrzeuge bereit waren, dann drückte er mit gemischten Gefühlen die Starttaste.
    Der Jet hob leicht ab und glitt in Grundhöhe vorwärts.
    Das Gelände war unübersichtlich, immer wieder von Felsennadeln und scharfen Graten unterbrochen, in einiger Entfernung von den massigen Steintrümmern bedeckt, die bei dem marsianischen Bombenangriff auf die Hügel bis hierher geschleudert worden waren. Charru dachte daran, wie Hunon, der Mars-Eingeborene, vor diesem Bild der Verwüstung gestanden hatte. Der Riese besaß zwar ganz normale Erinnerungen an die langen, leeren Jahre in dem Reservat, aber da sein Wille, sein Wissensdrang, seine ganze Persönlichkeit von Drogen betäubt gewesen waren, wußte er wenig über die Welt außerhalb der Reservatsgrenzen. Er hatte nicht

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