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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Examenskandidaten, der die Nacht vor der Prüfung durchbüffelt: im entscheidenden Moment dreht ihr durch. Auf der Erde hatten sie früher im Sport einen sehr treffenden Ausdruck dafür: Übertrainiert...«
    Charru zuckte die Achseln.
    Er wußte, daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als sich auf das Urteil des Marsianers zu verlassen. Kerr war als Raumpilot ausgebildet. Er verstand sein Handwerk. Noch vor kurzem hatte er den Plan der Terraner, den Mars zu verlassen, für undurchführbaren Wahnsinn gehalten. Jetzt glaubte selbst er, daß sie eine Chance besaßen. Er glaubte sogar, daß sie es auch ohne ihn geschafft hätten, wenn auch erst in Monaten oder Jahren. Und für die Söhne der Erde bedeutete das jenes letzte Quentchen Selbstvertrauen, das irgendwann einmal entscheidend sein würde.
    Charru löste die Anschnallgurte des Pilotensitzes, stand auf und reckte die Glieder.
    Ein paar Kleinigkeiten noch, dachte er. In den Passagierkabinen mußten einige Andruck-Liegen repariert werden. Helder Kerr wollte den Haupt-Computer neu programmieren - so, daß er alles an Grundwissen speicherte, was sonst nur in monatelanger Ausbildung hätte vermittelt werden können. Der Marsianer hatte das zunächst für sinnlos gehalten. Bis er es auf Charrus Vorschlag mit Shaara versuchte, die über die besondere Gabe des fotografischen Gedächtnisses verfügte und den Computer-Terminal inzwischen fast so gut bedienen konnte wie ein ausgebildeter Programmierer.
    Helder Kerr blieb in der Kanzel zurück, um Beryl von Schun noch ein paar technische Einzelheiten zu erklären.
    Charru und Camelo fuhren nach unten. Im Passagiertrakt wurde fieberhaft gearbeitet. Die Wassertanks im Frachtraum waren fast gefüllt. Die Vorräte an Konzentrat-Würfeln hätten größer sein können, aber sie würden ausreichen. Charru dachte an die vielen Hungersnöte, die die marsianischen Wissenschaftler in der Welt unter dem Mondstein ausgelöst hatten. Drei oder vier Erdentage würde die Reise dauern. Die Tiefland-Stämme hatten schon länger gehungert, wochenlang, und sie hatten gedurstet, wenn der Regen ausblieb. Ihre Welt war ein manipulierbares Spielzeug gewesen. Wenn die marsianischen Wissenschaftler studieren wollten, wie sich ihre Forschungsobjekte unter extremen Bedingungen verhielten, brauchten sie nur die Quellen austrocknen zu lassen. Ihnen tat das nicht weh. Genau-' sowenig wie den Studenten der Universität, die Filme aus der Mondstein-Welt sahen und Aufsätze über die Frage verfaßten, wie viele Kinder sterben, wie viele Mütter verdursten mußten, bis sich ein Volksstamm entschloß, seinen Anteil an dem letzten verfügbaren Wasser mit Feuer und Schwert zu erobern.
    »Fürst?«
    Die Stimme riß Charru aus seinen bitteren Gedanken. Hunon stand vor ihm, der Riese aus dem Reservat der alten Marsstämme. Sie hatten ihn mitgenommen, weil er einmal die »Terra« sehen wollte, das Schiff, das zu den Sternen fliegen konnte - eine Tatsache, die ihm genauso unglaublich erschien, wie sie es früher für die Söhne der Erde gewesen war.
    Jetzt stand er in dem großen Frachtraum, und seine Augen brannten in einem düsteren Feuer.
    »Ihr werdet es schaffen«, murmelte er. »Und die Marsianer sehen euch nicht, der Zeitkanal schützt euch.« Er machte eine Pause und runzelte die Stirn. »Wird er euch überall schützen?«
    Charru schüttelte den Kopf. »Er kann nicht weiter ausgedehnt werden als bis hierher.«
    »Und ihr wollt ihn nicht verlassen - oder?«
    Charru wischte sich das Haar aus der Stirn.
    Er wußte, was der andere dachte. Das gleiche, was auch er sich ein dutzendmal überlegt hatte. Wenn sie den Zeitkanal verließen, riskierten sie die Sicherheit aller. Und doch...
    Hunon schwankte leicht.
    Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wischte ihn weg, und seine Rechte zitterte dabei. Charru runzelte die Stirn, weil er plötzlich das Gefühl hatte, daß mit dem Riesen etwas nicht stimmte.
    »Was ist los, Hunon?«
    »Nichts. Gar nichts. - Aber sag mir die Wahrheit! Ihr wollt den Schutz, den ihr da habt, nicht aufgeben. Und ich - ich kann es nicht von euch verlangen.«
    »Du hast mein Wort, Hunon.«
    »Ich weiß...Und doch...Wie könnte ich verlangen, daß ihr eure Sicherheit aufs Spiel setzt? Für uns - die wir euch gleichgültig sein müssen...«
    Charru zögerte.
    Es war schwer, die Entscheidung zu treffen. Hunon hatte recht. Die Vernunft gebot, nur noch an das Nächstliegende zu denken. Aber hatten sie nicht oft wider alle Vernunft gehandelt? War es nicht

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