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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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befehlsgewohnte Stimme, doch Kormak konnte sie nicht beeindrucken. Er knurrte nur erbittert, und im nächsten Augenblick schob er den Oberpriester am Kragen seiner blutroten Robe über die Schwelle.
    Der hagere Greis fauchte vor Wut, stieß um sich, zappelte im Griff des hünenhaften Nordmanns. Dann schien ihm bewußt zu werden, daß er auf diese Weise eine lächerliche Figur abgab. Stocksteif blieb er stehen, den kahlen Schädel hochmütig erhoben. In den tiefliegenden schwarzen Augen flackerte der Haß wie ein Abglanz von Wahnsinn.
    Charru zog die Brauen zusammen.
    Aus den Augenwinkeln sah er, wie Dayel eine Bewegung machte, als wolle er ein paar Schritte zurückweichen, und dann doch stehenblieb. Der junge Akolyth war blaß geworden. Bar Nergal streifte ihn mit einem glühenden Blick, dann starrte er wieder den Mann an, in dem er seinen Todfeind sah: den Fürsten von Mornag, der die Schuld daran trug, daß die jahrhundertelange Terrorherrschaft der Priester gebrochen war.
    Die Greisenstimme krächzte. »Ihr wagt es, Hand an mich zu legen! Ihr Hunde wagt es...«
    » Laß ihn los, Kormak«, sagte Charru ruhig.
    Der Nordmann gehorchte achselzuckend. Bar Nergals dürrer Körper zitterte vor Erregung.
    »Warum hast du gelauscht?« fragte Charru.
    »Fürchtest du mein Wissen? Ich habe alles gehört, alles! Ich habe...«
    »Niemand hätte dich gehindert, zu kommen und zuzuhören«, stellte Charru fest. »Niemand macht euch das Recht streitig, zu wissen, was geschieht, und eure Meinung dazu zu sagen. Kannst du nicht endlich begreifen, daß wir alle den gleichen Kampf kämpfen, Bar Nergal? Mircea Shar hat es gewußt. Dayel weiß es, und die Tempeltal-Leute wissen es. Sieh Scollon an! Er ist hier, weil es auch um sein Schicksal geht. Die Priester haben das gleiche Recht.«
    »Sich unter deinen Befehl zu stellen?« fauchte Bar Nergal.
    »Derjenige gibt die Befehle, den die Mehrheit zum Führer bestimmt. «
    »Und welche Mehrheit hat dich zum Führer bestimmt? Die Priester? Das Tempeltal?«
    »Ja«, sagte der graubärtige Scollon in die kurze Stille.
    Er war aufgestanden, das Gesicht leicht gerötet. Sein Blick verriet, daß die alte Furcht vor den Priestern immer noch nicht ganz gebannt war. Aber seine Stimme klang fest.
    » Ja«, wiederholte er. »Die Tempeltal-Leute haben mich zum Sprecher gewählt, und ich weiß, daß sie entschlossen sind, Charru von Mornag zu folgen. Er hat uns gut geführt...« .
    »Gut geführt?« kreischte Bar Nergal. »Gut geführt, du abtrünniger Hund? Er wird uns alle ins Verderben führen! Es gibt keinen Schutz gegen die Waffen der Mächtigen. Es ist Frevel, mit einer Maschine in den Himmel fliegen zu wollen! Wir müssen uns ergeben! Wir müssen uns den Mächtigen zu Füßen werfen und um Schonung flehen...«
    »Hast du das nicht schon einmal getan, Oberpriester?« fragte Gillon von Tareth trocken.
    Bar Nergal fuhr herum.
    Er keuchte, ein dünner Speichelfaden rann aus seinem Mundwinkel. Jetzt schien wirklich Irrsinn in seinen Augen zu flackern.
    »Aber diesmal werde ich nicht mit leeren Händen kommen!« zischte er. »Diesmal werden sie mich mit offenen Armen empfangen, wenn ich ihnen das Geheimnis der Strahlen verrate. Diesmal...«
    »Du Dreckskerl!« knirschte Karstein. »Du verräterische Ratte!«
    »Karstein!«
    Nur Charrus scharfe Stimme hinderte den Nordmann daran, sich auf den Oberpriester zu stürzen. Karstein ließ die Fäuste sinken, zitternd vor Wut. Bar Nergal war zurückgeprallt. Jetzt raffte er seine Robe, wollte sich herumwerfen, doch da packte ihn Kormak schon wieder am Kragen.
    » Du kannst ihn nicht gehen lassen, Charru!« knurrte er. »Der Kerl ist imstande, zu den Marsianern zu rennen und uns alle zu verraten.«
    Charru nickte nur. Bar Nergal keuchte und stierte wild um sich.
    »Loslassen!« krächzte er. »Ihr habt kein Recht...«
    »Wir haben das Recht, uns zu schützen«, unterbrach ihn Charru hart. »Wenn wir mit der »Terra« starten, kannst du gehen, wohin du willst. Und jeder mit dir, der den Wunsch dazu hat. Aber nicht jetzt, Bar Nergal. « Er überlegte kurz und wandte sich Helder Kerr und Beryl zu. »Gibt es hier unten einen Raum, den man abschließen kann?«
    Der Marsianer zuckte die Achseln. »An sich nicht. Aber ich kann irgendwo den Mechanismus so verändern, daß sich die Tür nur noch von außen öffnen läßt. Am Ende des Tunnels gibt es zum Beispiel eine Art Kammer, die überhaupt nichts enthält. Da kann auch ein Tobsüchtiger kein Unheil

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