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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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lernen.
    Vor allem lernen, daß sie die Sicherheit des marsianischen Staates nicht einfach eintauschen konnte gegen eine andere Sicherheit, gegen einen Menschen, der immer für sie da war, wenn sie ihn brauchte. Einen Moment lang versuchte sie, Mariels Tod mit Charrus Augen zu sehen. Er hatte die Wachen eingeteilt, er hatte das Gelände innerhalb des Kraters für sicher gehalten, er hatte nicht daran gedacht, daß es nötig sein könnte, die Kinder besonders zu beaufsichtigen. Niemand hatte daran gedacht. Lara wußte, daß ihn keine Schuld traf. Aber wußte er es selbst? Wußte er, ob seine Entscheidung wegen der »Terra« richtig war? Hatte sie, Lara, nicht etwas von ihm verlangt, daß er ihr einfach nicht geben konnte, weil es nicht existierte: Sicherheit und Beruhigung?
    Mit einer heftigen Bewegung warf sie das helle Haar zurück.
    Inzwischen war es innerhalb des Kraters fast dunkel, aber die Hitze drückte immer noch wie ein lastendes Gewicht. Lara spürte den Stoff der grünen venusischen Tunika wie Gummi auf der Haut kleben. Das Wasser des Kratersees war kalt, hatte sie festgestellt. Prüfend musterte sie die dichte Buschkette ringsum, dann stand sie entschlossen auf und begann, die Kleider abzustreifen.
    Sie sah nicht den Schatten, der sich drohend und massig aus einem verborgenen Loch in den Felsen schob.
    Einmal hörte sie ein schabendes Geräusch, doch sie achtete nicht darauf. Als sie in das dunkle, kühle Wasser watete, hatte sie das Gefühl, alle Fragen und Probleme hinter sich zürückzulassen.
    *
    Conal Nord nippte an dem Wein, der in den staatlichen Zuchtanstalten der Garrathon-Berge gewonnen wurde.
    Simon Jessardin rief die letzten Informationen vom Sichtgerät ab. Er wirkte beherrscht bis in die Fingerspitzen. Als Präsident der Vereinigten Planeten war er der letzte, der sich von Gefühlen beeinflussen lassen durften schon gar nicht in einer solchen Situation. Und dennoch empfand er in diesen Sekunden eine fast schmerzhafte Leere. Zwischen ihm und Conal Nord bestand eine lebenslange Freundschaft. Eine Freundschaft, die an Laras Tod und der Liquidation der Barbaren zerbrochen war, obwohl sich äußerlich nichts änderte.
    Es hatte schon begonnen, als der Generalgouverneur der Venus bei seinem Staatsbesuch auf dem Mars zum erstenmal vor der schimmernden Halbkugel aus Mondstein stand.
    Damals, erinnerte sich Jessardin, lief gerade das Experiment einer religiösen Spaltung. Die schwarzen Götter - kostümierte marsianische Wachmänner - brachten die Priester dazu, die Feuerbestattung der Tiefland-Stämme zur Häresie zu erklären. Erlend von Mornag starb und nahm Charru, seinem zwanzigjährigen Sohn, .das Versprechen ab, seinen Körper dem Scheiterhaufen zu übergeben. Und die Wissenschaftler zeigten sich stolz und zufrieden, weil der vorprogrammierte Krieg pünktlich zum Termin des Staatsbesuches von der Venus ausbrach.
    Seltsam, daß Conal Nord von Anfang an weniger an den wissenschaftlichen Ergebnissen interessiert gewesen war als an der Frage, wie den Spielzeug-Figuren in jener Miniaturwelt zumute sein mochte.
    Jessardin dachte flüchtig daran, daß es auch für ihn nicht einfach gewesen war, plötzlich einer dieser Spielzeug-Figuren gegenüberzustehen und den normalen, lebendigen Menschen darin zu erkennen. Charta von Mornag hatte einen Fluchtweg gefunden, von dem die Wissenschaftler des Mars nichts ahnten. Wie ein Geist aus fernster Vergangenheit war er in Kadnos aufgetaucht. Ein Spielzeug, das sich wehrte und Rechenschaft forderte, das wissen wollte, warum man sein Volk zu Forschungsobjekten erniedrigt hatte, und nicht mehr lockerließ, bis dieses Volk befreit war.
    Jetzt ging es nicht mehr nur um die Barbaren, jetzt ging es um das Rätsel, das sie in der Sonnenstadt erlebt hatten. Mit einer ruhigen Bewegung senkte der Präsident die Hand auf das Schaltfeld des Operators und tippte die Kennung des Films ein, den er sehen wollte.
    Der Monitor flammte auf.
    Automatisch schlossen sich die Filterstäbe der Fenster, der Raum wurde abgedunkelt. Conal Nord straffte sich. Aus schmalen Augen betrachtete er die flimmernde Leinwand. Ei hatte den Film schon öfter gesehen, aber er hatte nie geahnt, daß er einmal mehr sein würde als ein historisches Dokument, das man besser versteckte, weil es den Beginn der neuen Menschheitsgeschichte auf dem Mars mit dem Stigma der Gewalt brandmarkte.
    Flimmernde Luft über roten Felsen und Sand: die New Mojave.
    Hügel und bizarre Steinformationen, zwischen denen es

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