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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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über die Stirn.
    Fassungslos starrte er in Charrus Gesicht. Unbeugsame Entschlossenheit war darin zu lesen. Die gleiche unbeugsame Entschlossenheit, die jetzt auch die Gesichter der anderen spiegelten.
    »Was ist, wenn wir es schaffen und die Marsianer den Spieß umdrehen?« fragte Gerinth langsam. »Das Leben ihrer Gefangenen gegen Jessardin?«
    »Sie werden nicht wagen, jemandem ein Haar zu krümmen. Schon weil niemand da ist, der bereit wäre, die Verantwortung für eine solche Entscheidung zu übernehmen. Helder - wer wird Ihrer Meinung nach in Jessardins Abwesenheit den größten Einfluß haben? Jom Kirrand?«
    Kerr schüttelte langsam den Kopf. Er fühlte sich immer noch wie benommen von dem Schock, den ihm dieser Wahnsinnsplan versetzt hatte.
    »Nicht Kirrand«, sagte er langsam. »Vielleicht Conal Nord -falls ihm Zeit genug bleibt und keine Situation eintritt, die eine sofortige Aktion des Vollzugs nötig macht. Aber das ändert nichts daran, daß es aussichtslos ist. Man wird Sie festnehmen, Sobald Sie auch nur einen Fuß in die Stadt gesetzt haben, man wird... «
    Er schwieg abrupt.
    Es war sinnlos zu argumentieren. Nichts und niemand konnte diesen schwarzhaarigen Barbarenfürsten von seiner Weg abbringen. Einem Weg, der schließlich in der Liquidationszentrale enden würde, in der Organbank.
    Gab es wirklich keine Chance?
    Helder Kerr schloß sekundenlang die Augen. Der Vollzug würde Charru von Mornag festnehmen und den Sirius-Krater angreifen. Und dann? Die Konsequenzen lagen auf der Hand Kerr kannte sie, aber alles in ihm wehrte sich gegen den Gedanken, daß es so enden mußte.
    »Wenn es schiefgeht, möchte ich, daß Sie Lara hier heraus bringen, Helder«, drang Charrus Stimme in sein Bewußtsein »Wird man Ihnen glauben, daß Sie als Gefangener bei uns waren und daß Ihnen dann die Flucht geglückt ist?«
    »Ja«, sagte Kerr langsam. »Das wird man mir glauben, denk ich.« Dann hob er plötzlich mit einem Ruck den Kopf. »Mai wird es glauben«, wiederholte er. »Und zwar auch dann, wen ich jetzt mit einem Jet in Kadnos auftauche. Allein haben Sie keine Chance, in die Stadt hineinzukommen. Mit mir zusammen ja. Ich als Flüchtling in Barbarenkleidung, Sie als Angehöriger des Raumhafens, auf den ich zufällig gestoßen bin und der mir geholfen hat. Jeder Offizier des Vollzugs kennt mich Niemand wird auch nur auf die Idee kommen, meine Worte zu bezweifeln oder sich meinen Begleiter näher anzusehen. «
    Charru starrte ihn an.
    Fast eine halbe Minute lang...
    »Sie würden nie wieder in ihr altes Leben zurückkehren können, Helder«, sagte er leise. »Sie wären ein Ausgestoßener Sie würden mit uns kommen müssen.«
    Kerr zuckte die Achseln. Er wußte, er würde trotz allem auf dem Mars bleiben. Die gespenstische Zukunftsvision, die ihn die Herren der Zeit gezeigt hatten, ließ ihm keine Wahl. Aber es war sinnlos, das jetzt auszusprechen.
    »Stimmt«, sagte er. »Aber ich glaube, daß dieser Punkt ziemlich unbedeutend ist im Verhältnis zu all den Menschenleben, die auf dem Spiel stehen. Und es wäre eine Chance. Die einzige.« Er machte eine Pause und verzog das Gesicht zur Andeutung eines ironischen Lächelns. »Sie sehen, daß ich ohnehin schon aufgehört habe, wie ein Marsianer zu empfinden. Warum also nicht die Erde?«
    Charru nickte langsam.
    Er ließ sich von dem sarkastischen Tonfall nicht täuschen.
    Aber er wußte, daß er kein Recht hatte, das Angebot abzulehnen - um all der Menschen willen nicht, deren Schicksal davon abhing, daß sie Erfolg hatten.
    »Ich weiß, was es für Sie bedeutet, Helder«, sagte er rauh. »Ich danke Ihnen... «
    *
    »Ein Terraner, der kooperationsbereit ist?« fragte Simon Jessardin zweifelnd. »Dieser Gillon von Tareth?«
    » Ja, mein Präsident«, nickte Jom Kirrand.
    »Wie haben Sie ihn dazu gebracht?«
    »Ein Zufall. Er hörte beim Erwachen meine Anweisung mit, den marsianischen Eingeborenen ins Reservat zurückschaffen und einen der Gefangenen liquidieren zu lassen, der schwer verletzt worden war. Beides wollte er verhindern. «
    »Hat er es verhindert?«
    »Ja, mein Präsident. Ich hielt es in diesem Fall für vertretbar, medizinische Maßnahmen einzuleiten- auch wenn der Patient letzten Endes doch liquidiert wird. «
    Jessardin nickte und runzelte flüchtig die Stirn.
    Er war überzeugt, daß sich die Kooperationsbereitschaft des Barbaren sehr rasch als das erweisen würde, was sie von Anfang an gewesen war: der verzweifelte Versuch, einen Freund zu retten.

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