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Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern

Titel: Söhne der Erde 10 - Aufbruch Ins Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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fing den stürzenden Körper auf und schleifte ihn in einen der schmaleren Flure, der nicht so aussah, als ob er oft benutzt wurde.
    Das Lasergewehr? Charru ließ es zurück. Er mußte damit rechnen, jemandem zu begegnen - mit einem Anzug des Raumhafens und einer Waffe des Vollzugs würde er dann sofort auffallen. Rasch verließ er den schmalen Flur, glitt auf das Transportband, das nach rechts führte, und ließ sich durch den breiteren, schimmernden Gang tragen.
    Er wußte, daß er noch ein Stockwerk höher gelangen mußte. Den Flur, an dem Simon Jessardins Büro lag, würde er finden. Einmal begegnete ihm ein kleiner, hagerer Mann in der Tracht eines Verwaltungsdieners, doch der hastete weiter, ohne ihm mehr als nur einen flüchtigen Blick zuzuwerfen.
    Der Transportschacht.
    Charru ließ sich nach oben tragen und erreichte einen weiteren hallenartigen Raum. In einiger Entfernung konnte er leise, erregte Stimmen hören, ohne die Worte zu verstehen. Das Summen der Transportbänder übertönte seine fast lautlosen Schritte. Charru runzelte die Stirn, weil ihn die Ruhe überraschte. Helder Kerrs Behauptung, daß die Barbaren ihre Gefährten befreien wollten, mußte für Aufregung gesorgt haben, aber diese Aufregung spielte sich offenbar nicht hier ab, sondern konzentrierte sich auf die Vollzugszentrale.
    Mit wenigen Schritten erreichte Charru die Einmündung des Flurs, der sein Ziel war, preßte sich gegen die weiße, leuchtende Wand und spähte vorsichtig um die Ecke.
    Die dritte Tür führte zum Büro des Präsidenten. Zwei Wachmänner standen mit geschulterten Strahlenwaffen davor. Helder Kerr, der auf direktem Wege hier heraufgekommen war, mußte sich schon im Innern des Raumes befinden.
    Charru zog den fremdartigen Verschluß des Marsianer-Anzugs herunter und tastete nach dem Dolch.
    Wenn er vorzeitig entdeckt wurde, blieb ihm nur die Möglichkeit, die Waffe zu schleudern. Ihr Griff trug das Wappen von Mornag: die Flamme mit den gekreuzten Schwerten. Schon sein Vater hatte diesen Dolch getragen. Charru schloß die Faust um das kühle Metall und schüttelte energisch die Erinnerung ab.
    »... eine Menge Glück gehabt, daß er entkommen konnte«, hörte er einen der Wachmänner sagen. »Ob die Barbaren wirklich versuchen werden, die Gefangenen zu befreien?«
    »Die sind völlig sicher in der Klinik«, meinte der andere. »Und an den dort drinnen kommt erst recht niemand heran. «
    Dabei wies er mit einer Kopfbewegung auf eine zweite Tür. Charru stutzte, überlegte sekundenlang. Hatte Jessardin persönlich einen der gefangenen Männer verhört? Jemanden, den er in einen Nebenraum hatte bringen lassen, während er mit Helder Kerr sprach? Möglich...Und wenn, dann würde es sich wahrscheinlich um Gillon von Tareth handeln. Die Marsianer hatten die Welt unter dem Mondstein lange genug studiert, um sich ausrechnen zu können, wer unter den Gefangenen die Führung hatte.
    Charru zögerte sekundenlang, dann verbarg er den Dolch hinter dem Rücken, wich wieder ein .paar Schritte von der Wand zurück und betrat das Transportband.
    Beide Vollzugspolizisten wandten die Köpfe.
    Sie sahen einen schlanken Mann mit schulterlangem schwarzem Haar in einem dunkelblauen Anzug, der ihn dem Bereich Raumhafen zuordnete. Der ramponierte Zustand des Anzugs ließ sie an den Techniker denken, der Helder Kerr nach Kadnos gebracht hatte. Daß dieser Mann hier oben eigentlich nichts zu suchen hatte, fiel ihnen nicht weiter auf, da die Gefahr, gegen die es sich zu wappnen galt, in ihrer Vorstellung aus einer Horde lärmender, blutrünstiger Wilder bestehen mußte.
    Als etwas in der Haltung des Unbekannten sie in letzter Sekunde warnte, war es bereits zu spät.
X.
    Helder Kerr atmete erleichtert auf, als ihm klarwurde, daß der Präsident allein mit ihm sprechen wollte.
    Kerr lehnte in dem weißen Schalensitz und hielt ein Glas Wein aus den Garrathon-Bergen in der Hand. Das kühle Licht, das durch die Filterstäbe der Fenster fiel, erschien ihm seltsam unwirklich nach der langen Zeit, die er in dem Labyrinth, unter der brennenden Wüstensonne oder dem Sternenhimmel verbracht hatte. Der forschende Blick von Jessardins unbestechlichen grauen Augen weckte Unruhe in ihm. Er wußte, wie sehr er sich verändert hatte, konnte nur hoffen, daß Erschöpfung, Strapazen und nicht zuletzt die grobe Lederkleidung dafür eine ausreichende Erklärung lieferten.
    »Ich freue mich, daß Ihnen nichts geschehen ist, Helder«, sagte der Präsident. Es klang so

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