Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna
in alle Räume des Schiffs übertragen wurde und jeden veranlaßte, sich anzuschnallen oder an den vorher festgelegten Platz zu kommen. Charru zuckte zusammen. Mit zwei Schritten überquerte er den Gang und betrat die Kanzel.
Camelo und Beryl waren aufgesprungen und starrten auf die Kontrollpulte. Der Alarmton schaltete sich von selbst aus, die Stille wirkte lähmend. Beryl wandte sich um. Sein schmales Gesicht war angespannt vor Konzentration.
»Druckabfall im Frachtraum eins«, sagte er heiser. »Ich weiß nicht, was da los ist. Wenn ich es richtig sehe, muß es etwas an der Ausstiegs-Schleuse sein. Der ganze Bereich um die Schleuse, den Frachtraum und den Gang dazwischen scheint automatisch abgeriegelt worden zu sein. Die Kontrollen zeigen keinen Sauerstoff mehr an und außerdem sinkende Temperaturen. «
Charru biß die Zähne zusammen.
»Was kann das sein?« fragte er in Laras Richtung.
»Ein Leck. « Sie war blaß geworden. »Ein Leck an der Ausstiegsluke. Außerdem müssen irgendwelche Instrumente ausgefallen sein, sonst wäre der Frachtraum nicht in Mitleidenschaft gezogen worden.«
»Also keine Luft mehr... «
Charru hielt inne. Er hatte fragen wollen, ob die Vorräte, vor allem die Wassertanks, das überstanden hatten, jetzt durchzuckte ihn ein anderer Gedanke. Konzentratwürfel und Wasser wurden ständig benötigt. Er spürte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich.
»Schalt' den Bildschirm ein, Beryl«, sagte er heiser.
»Den... Ihr Götter!«
Beryl hatte begriffen. Seine Hand zitterte, als er auf die Sensortaste drückte. Der Monitor flammte auf, und Charru spürte, wie sich Laras Hand um seinen Arm krallte.
Zuerst sah er nur Schatten...
Schwerelos trudelten sie im luftleeren Raum. Menschen! Vier Menschen, die sich in dem Frachtraum aufgehalten hatten, um etwas zu holen - und die ahnungslos von der Katastrophe überrascht worden waren.
Charru wußte, daß sie nicht mehr leben konnten.
*
Mark Nord fröstelte in der dünnen, kalten Luft.
Geduckt verharrte er und spähte zu der Lichtglocke über Lunaport hinüber. Schweigend wartete er, bis auch seine Gefährten aus der Schwärze des Schachtes auftauchten. Diesmal hatten sie ein anderes Schlupfloch benutzt als beim letzten Mal - eines von vielen, die im Laufe der Zeit angelegt worden waren. Es befand sich näher an Lunaport, näher an ihrem Ziel: den Rampen der Kampfschiffe, die auf dem Mond stationiert waren.
Zwölf Männer huschten schließlich durch die Dunkelheit.
Zwei von ihnen waren mit plumpen, zu Gewehren umgebauten Bohrlasern bewaffnet, die anderen schwer beladen. Mark überschlug in Gedanken, ob sie nichts vergessen hatten. Sprengsätze, Zündkabel, Impulsgeber für die Initial-Zündung... Mark lächelte. Die Sache mit den Konzentratwürfel-Packungen war eine ausgezeichnete Idee gewesen. Sie hätten auch weniger primitive Bomben bauen können, hatten es früher bereits getan, aber nicht in dieser Menge und einem solchen Tempo. Normalerweise nahm alles, was sie konstruierten, endlos viel Zeit in Anspruch. Nicht wegen der technischen Schwierigkeiten, sondern weil sie sich jedes Fetzchen Material auf komplizierten Umwegen besorgen mußten. Den Sprengstoff hatten sie in langen Jahren körnchenweise angehäuft. Jetzt war er einsatzbereit, in Plastik verpackt - und sie verfügten über zwei Dutzend wirkungsvoller Bomben.
Sie schlugen einen weiten Bogen und näherten sich Lunaport von der Raumhafen-Seite her.
Einmal preßten sie sich flach zwischen die Felsen, weil ein Jet vorbeikam. Im Raumhafen wurde gearbeitet: Luna hing von der Versorgung durch den Mars ab" ein regelmäßiger Pendelverkehr schneller Fährschiffe war nötig. Auf dem abgetrennten Areal, wo die Kampfstaffel untergebracht war, herrschte Dunkelheit. Ständig bewacht wurde das Gelände nicht, nur regelmäßig von Patrouillen kontrolliert. Die Sicherheitsmaßnahmen entsprachen einem vom Computer festgelegten Standard, und sie hatten sich über Jahrhunderte als ausreichend erwiesen. Für den Kommandanten der Mondstation waren Rebellionen völlig undenkbar.
Ein matt glimmender Energiezaun umgab das Gelände.
Ken Jarels Fachgebiet. Auf dem Merkur hatte er sich zwar nicht mit Albernheiten wie Zäunen abgegeben, aber er brauchte nur knapp zehn Minuten, um das Tor zu öffnen, ohne den Energiefluß zu unterbrechen. Nacheinander schlüpften die Männer hindurch. Sie hatten etwas mehr als eine Stunde, bis die nächste Patrouille auftauchen würde - das glaubten sie
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