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Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna

Titel: Söhne der Erde 11 - Die Katakomben von Luna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Schreckgespenst. Selbst die höheren Offiziere hatten nur eine schwache Vorstellung von dem marsianischen Mondstein-Projekt - eine Vorstellung, die mit Krieg und Gewalt, Blut und Horror zusammenhing. Carrisser preßte die Lippen zusammen und verdrängte energisch die Frage, ob sich die Dinge vielleicht doch anders entwickeln würden, als er glaubte.
    »Die Häftlinge werden wir schnell wieder unter Kontrolle bekommen«, entschied er. »Das Hauptproblem ist das Schiff. Ich wünsche allgemeine Alarmbereitschaft. Sobald feststeht, wo die -Terra herunterkommt, wird der Platz abgeriegelt. Vorsichtshalber außerhalb der Reichweite der Energiewerfer. «
    Die Offiziere atmeten auf.
    Eilig verließen sie das Büro, um alle notwendigen Schritte einzuleiten. Marius Carrisser wartete, bis er allein war, wischte sich die Schweißtropfen von der Stirn und seufzte tief.
    Vor ihm lag der, unangenehmste Teil der ganzen Angelegenheit: Er mußte die zuständigen Behörden auf dem Mars informieren.
    *
    Für die Dauer eines Herzschlags hatte Charru das Gefühl, allein im Nichts zu hängen: von den Gurten in den Sitz gepreßt, um sich die sternengespickte Dunkelheit des Alls und unter sich die gespenstische Krümmung der Mond-Oberfläche, eine Landschaft aus Felsen, Geröll und Staub.
    Es schien unmöglich, die »Terra« dort hinunterzubringen, ohne daß sie auseinanderbrach und explodierte. Charrus Hand lag verkrampft auf dem Schalter für die Brems-Triebwerke. Camelo saß neben ihm, bereit, seinen Teil der Aufgabe zu erfüllen: Schutzschirme aktivieren und nach dem Eintauchen in die Atmosphäre wieder abschalten, im richtigen Moment die Stabilisatoren ausfahren - ein Dutzend Dinge. Beryl beugte sich konzentriert über die Kontrollen. Es war still. So still, daß Charru seinen eigenen Herzschlag hören konnte.
    Er hatte Angst, aber diese Angst schien so vollständig von ihm Besitz ergriffen zu haben, daß sie ein Teil von ihm war, daß er sie so wenig beachtete wie den Rhythmus seines Atems oder das Pochen des Blutes in seinen Schläfen. Der Computer hatte ausgerechnet, wo sie in die Atmosphäre eintauchen und wie sie die Geschwindigkeit verringern mußten, um am Ende der Umlaufbahn in dem großen Krater landen zu können, den sie ausgewählt hatten. Aber das waren nur ungefähre Werte. Die Schubkraft der Bremstriebwerke ließ sich nicht genau berechnen. Es gab dutzenderlei Faktoren, die sich nicht genau berechnen ließen. Weil die »Terra« zu alt war, zu abgenutzt - ein Gefährt, das jeder Wahrscheinlichkeit und Vernunft zum Trotz überhaupt gestartet und bis hierher gekommen war.
    Aber sie ist bis hierher gekommen, dachte Charru verbissen.
    Und bei allen Göttern, sie wird auch hinunterkommen. Sie wird, weil sie muß...
    »Jetzt«, hörte er Beryls gepreßte Stimme.
    Mit einer wilden Bewegung schlug er auf den Schalter der Bremstriebwerke. Eine halbe Sekunde geschah überhaupt nichts, dann schien ein jäher, markerschütternder Donner die »Terra« von innen her auseinanderzureißen.
    Das Schiff rüttelte und ächzte, erbebte bis in die Tiefen, trudelte, als werde es von den Fäusten unsichtbarer Giganten umhergeworfen. Nach zwei Ewigkeiten verebbte das Höllenkonzert.
    Warnlampen flammten auf, und Charrus Hände bewegten sich schnell und konzentriert über das Pult, stabilisierten die Lage, bis das bösartige rote Flackern endlich aufhörte, in seine Augen zustechen.
    »Zu schnell!« murmelte Camelo, der die Geschwindigkeitsanzeige beobachtete.
    Ein neuer Bremsschub.
    Wieder Titanenkräfte, die das alte Schiff schüttelten, als wollten sie es zerbrechen. Beryl sagte etwas, das im Heulen der Triebwerke unterging. Aber Charru wußte, daß Camelo jetzt den Schutzschirm aktivierte, der verhindern würde, daß die »Terra« beim Eintauchen in die dünne Mondatmosphäre verglühte.
    » Zu schnell! Immer noch zu schnell!«
    Bremsschübe in rascher Folge. Apokalyptisches Heulen und Schrillen, endlos, unerträglich... Charru spürte das Vibrieren des Schiffs durch den Sitz hindurch, hörte es stöhnen wie ein lebendes Wesen unter der Folter, spürte mit jedem Nerv, mit jeder Hautzelle die Kräfte, die an den metallenen Eingeweiden zerrten. Und er glaubte, die Stimme Helder Kerrs in seinen Ohren dröhnen zu hören: Sie bricht nicht in Stücke... Sie hält mehr aus als du... Du mußt jeden Augenblick glauben, daß es sie auseinanderreißt, sonst werdet ihr ein Loch durch den Planeten bohren...
    Beim nächsten Bremsschub hatte er tatsächlich

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