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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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hinderte, unbeirrt das offenbar genau feststehende Ritual dieses Festes zu leiten.
    Karstein dagegen schien seine Umgebung nicht mehr wahrzunehmen. Seine Augen wirkten wie rauchgraues Glas: weit und leer, in die Ferne gerichtet, als erwarte er eine Offenbarung. Später würde ihn die Erinnerung wahrscheinlich in berstende Wut versetzen. Ein Gedanke, der seine Freunde unter anderen Umständen amüsiert hätte. Jetzt überwog die Sorge. Daß der Nordmann in eine Art Trance geraten war, spielte keine Rolle. Aber die Terraner hatten sich lange Zeit ausschließlich von den Konzentratwürfeln des Mars ernährt und wußten nicht, inwieweit die Nahrungsmittel der Erde überhaupt genießbar für sie waren. Sie hatten schon einmal erlebt, daß plötzliche Nahrungsumstellungen eine gefährliche Krise heraufbeschworen. Alles sprach dafür, sich vorerst auf keinerlei Experimente einzulassen.
    Es war schwierig genug gewesen, das den Gastgebern zu erklären, doch schließlich hatten sie es verstanden.
    Gerinth maß den Nordmann ab und zu mit einem prüfenden Blick. Auch Shaara, Erein und Jarlon waren unruhig und hatten Mühe, den Zeremonien des Festes ihre Aufmerksamkeit zu widmen. Einem Fest, das zu Ehren legendärer Götter gefeiert wurde. Der weißhaarige Älteste hatte noch einmal zu erklären versucht, daß diese »Götter« Menschen waren und die Sterne nichts anderes als Sonnen oder bewohnbare Planeten wie die Erde auch. Aber er bezweifelte, daß die Fremden ihm glaubten, zumal sie jetzt unter der Wirkung des geheimnisvollen Trankes standen.
    Die fremdartige Musik wurde lauter, drängender.
    Auch sie hatte eine eigentümlich euphorisierende Wirkung, zog die Menschen fast unmerklich in ihren Bann, betäubte die Sinne, schien Gedanken und Gefühle wie mit einem dunklen Zauber zu durchtränken. Erein tastete nach Shaaras Hand, als müsse er sich auf diese Weise der Wirklichkeit versichern. In Jarlons Gedanken verwoben sich Klänge und Atmosphäre mit Bildern der Erinnerung. Die Erntefeiern des Tieflands ... Kriegerweihen ... Lodernde Feuer, sich spiegelnd in Hunderten von Augenpaaren, in Schwertern und den glänzenden Schmucksteinen der rituellen Mäntel ... Camelo, der die Grasharfe spielte, die alten Balladen sang ...
    Jarlon schreckte auf, als sich am Ende der Halle das große Tor öffnete.
    Das Mädchen mit dem Namen Schaoli hatte sich vor einer Weile zurückgezogen. Jetzt trat sie wieder ein, begleitet von zwei Frauen, in ein langes feierlich anmutendes Gewand gehüllt, die hellen Augen im Widerschein der Fackeln leuchtend. Stumm blieb sie stehen, mit geneigtem Kopf, während sich ihr Vater erhob, gemessenen Schrittes auf die Terraner zutrat und die Hand ausstreckte.
    Eine Geste, die dem jüngsten der fünf Gäste galt. Jarlon stand langsam auf, immer noch im Bann der Musik, der murmelnden Stimmen, der entrückten Atmosphäre. Ein Augenblick der Unsicherheit ließ ihn den Kopf zu Gerinth wenden, doch der alte Mann nickte nur. Sie wollten diese Fremden kennenlernen, in deren Heimat vielleicht auch ihre eigene Zukunft lag. Sie wollten das Band der Freundschaft festigen, und dazu gehörte auch dieses seltsame Ritual.
    Schweigend folgte Jarlon dem Mann, dessen Tochter sich »Schwester der Sterne« nannte.
    Schaolis Gesicht war ernst, als ihr Vater die Hand des jungen Mannes in die ihre legte. Wieder öffnete sich das Tor. Begleitet vom hellen Klingen der Muschelplättchen und der dunklen Melodie des Horns folgte Jarlon dem Mädchen hinaus, schritt neben ihr durch die Dämmerung, ließ sich durch die Tür in eine der kleineren Hütten führen.
    Behänge im gleichen nachtdunklen Blau wie Schaolis Gewand bedeckten die Wände. Felle und gewebte Decken lagen auf dem Boden, ein winziges Talglicht schien den Raum in eine dämmrige Grotte zu verwandeln. Das Mädchen kreuzte die Arme über der Brust und lächelte.
    »Ich bin dein«, flüsterte sie. »Das Geschenk des Volks vom Meer an seine Gäste.«
    Jarlon schluckte benommen.
    Er war zu verwirrt, um wahrzunehmen, daß sie Gäste, nicht Götter gesagt hatte. Heftig schüttelte er den Kopf, als ihm mit ein paar Sekunden Verzögerung der Sinn ihrer Worte aufging.
    »Nein. Nein, das ...«
    Schaoli nahm seine Hände, blickte in sein Gesicht. Ein Lächeln erhellte die Augen des Mädchens. Ein wissendes Lächeln, in dem ein Wissender hätte lesen können, daß sie kein Kind mehr war, daß sie nach den Maßstäben ihres Volkes als Frau galt und so fühlte.
    »Ich bin die Schwester der

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