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Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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einen eigentümlichen, rituellen Sprechgesang verfielen. Er sah auch die Frauen, die Schalen aus gebranntem Ton trugen, aber er nahm sie erst bewußt wahr, als Karstein eine davon an die Lippen setzte.
    Eine Geste der Höflichkeit. Unbedacht ...
    »Nein, nicht!« sagte Gerinth scharf, doch da konnte er schon nichts mehr ändern.
    »Der Saft der Sternwurzel«, erklärte Schaoli mit ihrer klaren, glockenreinen Stimme. »Der Trank, der Träume schenkt, die uns den Göttern näher bringen.«
    »Heilige Flamme!« flüsterte Erein erschüttert.
    Karstein schluckte krampfhaft und sah erschrocken von einem zum anderen. Sie kannten die Wirkung berauschender Drogen. Die Priester hatten sie im Tempeltal bei ihren Ritualen benutzt, und die Halbwüchsigen der Tiefland-Stämme hatten sie heimlich ausprobiert. Karstein biß die Zähne so hart zusammen, daß es knirschte, aber das half ihm nun auch nichts mehr.
    Sein Blick zerfaserte, und er spürte bereits, wie sich etwas wie ein leichter Schleier über seinen Geist legte.
    *
    Das silberne Beiboot schwebte immer noch über dem endlosen Panorama aus schroffen Berggipfeln, Schluchten und grünen, undurchdringlichen Wäldern.
    Die fünf Menschen in der Fähre suchten einen anderen Platz, wollten einen neuen Versuch unternehmen. Das Land war groß. Die Wälder mußten nicht überall so feindlich sein, nicht überall brauchte dieser schwüle, süßliche Pesthauch in der Luft zu liegen. Lara hatte bezweifelt, daß sie irgendwo andere Bedingungen vorfinden würden, aber inzwischen nahm auch sie das herrliche Bild wieder gefangen. Und zumindest Charru und Brass trieb noch ein anderer Grund. Für sie hatten die goldenen Gestalten, der schwarze Nebelsee und das geheimnisvolle Tor im Felsen nicht nur den Schrecken unbekannter Gefahren, sondern auch die Faszination des ungelösten Rätsels.
    Zweimal hatten sie Schluchten überflogen, in denen der gleiche seltsame Nebel nistete. Einmal eine Lichtung, auf der sich goldene Schatten drängten und zu ihnen aufsahen - Menschen mit jener metallisch glänzenden Haut, die Lara für ein Ergebnis der Evolution hielt, einen natürlichen Schutz gegen die radioaktive Strahlung. Eine weitere Lichtung, durch deren blütengesprenkeltes Gras fester Felsen schimmerte, wählten sie schließlich als zweiten Landeplatz. Aber unter der Kuppel herrschte lastendes Schweigen, als Charru das Boot langsam nach unten lenkte.
    Auch diesmal setzten sie leicht und glatt auf.
    Die Waldsäume umschlossen die Lichtung von drei Seiten, während die vierte von Felsen und Gebüsch gebildet wurde. Der Wald wirkte hier lichter, das sahen sie sofort. Grünliche Sonnenflecken huschten über den Boden, ein leichter Wind ging, und zwischen blühenden Ranken, hohem Farn und Flechten war nichts zu sehen, das auch nur entfernt an Schlangen oder lebende Schlingpflanzen erinnert hätte.
    Kormaks verkrampfte Haltung lockerte sich etwas.
    Ganz hatte er das Erlebnis noch nicht verkraftet. Ein Erlebnis, das für Lara Nord einen exakten wissenschaftlichen Namen hatte. Als Ärztin kannte sie die Wirkung eines traumatischen Schocks. Aufmerksam beobachtete sie, wie der blonde Nordmann aus der Einstiegsluke sprang, leicht geduckt stehenblieb und sich umsah.
    Rasch kontrollierte sie den Strahlenmesser und stellte fest, daß die Radioaktivität hier tatsächlich schwächer war. Dabei beobachtete sie Kormaks kantige Züge. Er empfand Angst vor dem düsteren Schatten unter den Baumkronen. So wie ein marsianischer Patient nach einem traumatischen Schock Angst vor der Maschine oder dem Fahrzeug empfinden mochte, mit dem er einen Unfall angerichtet hatte. In der Klinik von Kadnos wurde so etwas schnell und einfach mit Psycho-Drogen behoben. Aber die gab es hier nicht. Ganz davon abgesehen, daß Kormak sie nicht genommen hätte.
    Mit einem Ruck warf er das flachsfarbene Haar zurück und begann, auf den Waldsaum zuzumarschieren.
    Er ging langsam, ruhig, in einer Haltung äußerster Entschlossenheit. Seine Rechte war um den Schwertgriff zur Faust geballt. Er tat das, was in seiner Natur lag. Er stellte sich dem inneren Kampf genauso, wie er sich einem Angriff von außen gestellt hätte.
    »Soll ich ihn zurückholen?« fragte Brass.
    Charru schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, da müßtest du ihn schon bewußtlos schlagen. Bleibt hier und schaut euch um! Ich werde mitgehen.«
    Mit wenigen Schritten hatte er Kormak eingeholt.
    Unmittelbar vor den ersten Stämmen blieb der Nordmann stehen und starrte in das

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