Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Söhne der Erde 12 - Inferno Erde

Titel: Söhne der Erde 12 - Inferno Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
Vom Netzwerk:
Drohung erschien. Brass und Hunon hatten die Fäuste auf die Schwertgriffe gesenkt. Laras Gesicht glich einer blassen Maske, und winzige Schweißperlen glitzerten auf ihrer Stirn. Sekundenlang hatte Charru das deutliche Gefühl, daß sie mehr wußte, zumindest mehr ahnte, als sie ihm gesagt hatte. Er holte Atem, um eine Frage zu stellen, doch da hatte Hunon schon das Tor erreicht und rammte mit einer einzigen Bewegung seiner mächtigen Pranke den Riegel beiseite.
    Lara drängte sich an Brass vorbei und glitt neben den marsianischen Hünen.
    Gleichzeitig hörte Charru ein leises Rascheln am Rand der Lichtung. Als er den Kopf wandte, sah er nur noch einen goldfarbenen Lichtreflex, doch er war fast sicher, daß die Waldbewohner sie zumindest aus der Ferne beobachteten.
    Knarrend schwang ein Flügel des schweren Tors auf.
    Charru und Brass erreichten es mit wenigen Schritten. Lara stand bereits auf der Schwelle. Deutlich war zu sehen, daß in der Höhle dahinter eine Fackel brannte. Eine Fackel, deren unruhiger Widerschein über graue Felsen huschte, über zwei zusammengesunkene Körper, deren goldfarbene Haut im ungewissen Licht eigentümlich stumpf wirkte - und über die hünenhafte Gestalt des Nordmanns, der reglos an einer Wand lehnte.
    »Kormak!« stieß Brass hervor.
    Charru hielt den Atem an und starrte auf die Szene, deren verhängnisvolle Bedeutung er eher instinktiv als bewußt wahrnahm.
    Lara Nord, die Ärztin, sah mit einem einzigen Blick mehr als die anderen. Sie sah die beiden Waldbewohner, deren goldglänzende Haut sich verändert hatte, matt und grau wirkte, wie von Reif überzogen. Sie sah Kormaks geisterhaft blasses Gesicht, das fiebrige Glitzern in seinen Augen, und der Verdacht, gegen den sie sich innerlich so verzweifelt gewehrt hatte, verdichtete sich zur Gewißheit.
    Mit einem scharfen Atemzug wirbelte sie herum und starrte Charru an, der gerade Anstalten machte, die Höhle zu betreten.
    »Nein, nicht!« Ihre Stimme zitterte. »Wartet! Bleibt zurück! Es ist wichtig!«
    Charru zögerte.
    Hunon fuhr zusammen, Brass sog scharf die Luft ein, aber beide blieben stehen, weil in Laras Stimme etwas lag, das sie unwiderstehlich an ihren Platz bannte. Charru furchte die Brauen. Auch er hatte die zusammengesunkenen Gestalten der Goldenen und Kormaks fiebrige Augen gesehen. Auch er begriff sofort, daß etwas nicht stimmte. Seine Magenmuskeln zogen sich schmerzhaft zusammen.
    »Lara ...«, begann er.
    »Hör' mir zu! Bitte, hör mir zu und tu jetzt nichts Unüberlegtes! Kormak ist krank. Und die beiden Goldenen ebenfalls. Verstehst du? Es ist eine Krankheit, die die Höhlenbewohner unberührbar macht. Irgendein Erreger. Ein mutierter Virus vielleicht. Etwas, mit dem sie leben können, aber niemand anders.«
    Schweigen.
    Die Worte schienen in der heißen Stille zu zittern. Charru brauchte zwei Herzschläge, um die Bedeutung zu erfassen, und dann traf ihn diese Bedeutung wie ein Schlag ins Gesicht.
    »Komm zurück!« sagte er tonlos. »Schnell! Komm zurück und ...«
    »Das kann ich nicht! Du weißt, daß ich das nicht kann.«
    »Lara ...«
    »Wir müssen es wissen! Verstehst du nicht? Wir müssen wissen, was es ist und ob es uns gefährlich werden kann. Wenn wir es nicht herausfinden, können wir nur fliehen. Und Kormak zurücklassen! Willst du das?«
    Charru grub die Fingernägel in die Handballen. »Nein! Aber du kannst auch an Bord des Beibootes untersuchen, ob ...«
    »Das kann ich nicht! Dabei liefen wir Gefahr, daß alle anderen angesteckt würden. Ich werde herausfinden, was es ist, Charru. Allein. Ihr müßt das Tor hinter mir schließen.«
    »Aber das ist Wahnsinn, das ...«
    »Ich bin Ärztin«, sagte Lara mit einem fremden, harten Unterton in der Stimme. »Ich muß hierbleiben. Und ich glaube, daß ich mich schützen kann. Ich habe alles bei mir, was ich brauche. Aber ihr dürft die Höhle nicht betreten. Nicht, bevor ich Genaueres weiß. Du mußt es einsehen, Charru. Du kannst weder Kormak hier zurücklassen noch die Gesundheit aller aufs Spiel setzen.«
    Für ein paar Sekunden erschien die Stille unerträglich.
    Charru schloß die Augen. Er wußte, daß es keine neue Entscheidung war, die von ihm verlangt wurde. Er hatte sie oft treffen müssen - Entscheidungen, von denen Leben und Tod abhängen konnten. Aber nie hatte sie ihn so sehr persönlich berührt, nie ihn so bis ins Innerste aufgewühlt wie heute.
    Lara hatte recht.
    Jedenfalls dann, wenn Kormak wirklich noch eine Chance besaß. Dafür

Weitere Kostenlose Bücher