Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land
klatschte.
Über dem Dorf stieg Rauch in den Himmel.
Auch an einer anderen Stelle waberten Flammen: mindestens eins der beiden Beiboote von der »Terra« mußte zerstört worden sein. Gestalten bewegten sich im roten Widerschein, rannten durcheinander, versuchten zu löschen oder warfen sich den Angreifern entgegen. Auf den ersten Blick schien Chaos zu herrschen. Auf den zweiten Blick erkannten die Terraner an Bord des Segelschiffs deutlich die Linien der Verteidiger, die das Dorf und das zweite Beiboot schützten. Kleine, geduckte Gestalten auf den Rücken mutierten Ratten rannten wieder und wieder gegen den Abwehrring an. Mit schrillen, unartikulierten Lauten trieben die Katzenfrauen ihre monströsen Reittiere vorwärts. Grell stachen die Feuerstrahlen der Lasergewehre aus dem wabernden Rauch. Menschen und Tiere brachen zusammen, wandten sich zur Flucht, griffen erneut an, und dort, wo die Kriegerinnen der toten Stadt das Abwehrfeuer umgehen konnten, krachten immer wieder die grellen Explosionen.
An Bord des Segelschiffs nahm sich niemand die Zeit, das kleine Boot zu benutzen.
Im seichten Wasser genügten wenige Schwimmzüge, um ans Ufer zu gelangen. Charru, Camelo und Yattur waren die ersten, die den flachen Strandstreifen erreichten. Auf dem Plateau oberhalb der Bucht schlug der Kriegsschrei der Angreiferinnen in ein wirres Schreckensgeheul um. Charru begriff, daß sich die Katzenfrauen zurückzogen. Undeutlich sah er die Umrisse der Ratten zwischen Klippen und Gebüsch, sah den Schauer von Pfeilen und Speeren, die ihnen folgten. Auch Yarsols Volk wußte zu kämpfen. Und unter den Terranern im Dorf waren mindestens dreißig wehrhafte Krieger, waren Frauen, die ein Schwert zu führen verstanden, und Kinder an der Schwelle zum Erwachsenwerden, die sich durchaus nicht kopflos verkrochen, sondern wußten, wie man einer Gefahr begegnete. Schon verebbte der Lärm. Der Angriff war abgeschlagen, aber Charru wagte nicht daran zu denken, welche Opfer er gekostet haben mochte.
Seine Faust fuhr zum Schwert, als er einen Schatten über den Klippenweg auf sich zupreschen sah.
Eine der katzenhaften Reiterinnen, vom Laserfeuer in die Bucht getrieben. Mit der Linken umklammerte sie das fremdartige, aus Plastikbändern geflochtene Zaumzeug, in der Rechten hielt sie eine einfache, schimmernde Metallkugel. Panik verzerrte das Gesicht mit dem spitzen Kinn und den schrägen gelben Augen. Der fellbedeckte Körper duckte sich tief zusammen. Jetzt holte sie aus, und die glänzende Kugel flog im Bogen durch die Luft und rollte auf die Menschen am Strand zu.
Charru handelte instinktiv.
Er sprang, erwischte den Sprengkörper und schleuderte ihn zurück, ohne nachzudenken. Erst Sekunden später begriff er, was er damit getan hatte. Er hätte das Ding ins Meer schleudern können oder zwischen die Klippen. Jetzt traf er den grauen Körper der Ratte, die sich mit einem quiekenden Laut aufbäumte - und im nächsten Moment stand ein gleißender Feuerball in der Dämmerung.
Die Gewalt der Druckwelle schleuderte Charru zu Boden.
Sein Schädel dröhnte, Funken sprühten vor seinen Augen, er hörte Yattur aufstöhnen. Ein kreischender, unmenschlicher Schrei schlug an seine Ohren. Blindlings stützte er sich hoch, aber es dauerte Sekunden, bis er wieder klar sehen konnte.
Die unheimliche Kugel war genau unter dem Körper der Ratte explodiert.
Die Bestie lebte nicht mehr. Auch nicht die Reiterin. Charru hörte einen erstickten Laut und sah, wie Jarlon die Hand vor den Mund preßte. Der Anblick war schrecklich - schrecklich genug, um jeden Triumph im Keim zu ersticken. In der atemlosen Stille hörte Charru das Geschrei der abziehenden Angreiferinnen, das Prasseln der Flammen, das Zischen des Löschwassers in der Glut. Langsam richtete er sich auf, nickte Yattur zu und klomm neben ihm über den steilen Pfad zwischen den Klippen empor.
Selbst aus der Entfernung konnte er deutlich sehen, daß eines der Beiboote nur noch aus einem geschmolzenen Klumpen Metall bestand, doch das war es nicht, was ihn im Augenblick interessierte.
Er strebte dem Dorf zu, genau wie Yattur und die Fischer, genau wie Lara, Jarlon, Camelo, Karstein und die anderen. Einem Dorf, über dem düstere Rauchwolken hingen und nur allmählich zerfaserten. Vier oder fünf der Hütten waren bis auf den Grund niedergebrannt, zwei, drei andere bestanden nur noch aus geschwärzten Ruinen. Gestalten zeichneten sich im wabernden Dunst ab. Tiefland-Krieger mit Lasergewehren in den
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