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Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land

Titel: Söhne der Erde 14 - Das verheißene Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sich vorzustellen, was die Marsianer tun würden. Verstärkung holen vermutlich. Versuchen, ihre Opfer aufzuspüren. Und dann?
    Sinnlos, sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Fest stand, daß sie nicht hierbleiben konnten. Hier waren sie wehrlos, und hier würden sie Yatturs Volk mit ins Verderben reißen, wenn es zum Schlimmsten kam. Charru preßte die Lippen zusammen und straffte sich.
    »Wir ziehen uns in die »Terra« zurück«, entschied er. »Die Energiewerfer sind immer noch der beste Schutz. Und schlimmstenfalls bleibt uns die Möglichkeit, wieder zu starten.«
    Er wartete Hascos Bestätigung ab, dann schob er das Mikrophon zurück in die Halterung.
    Sekundenlang blieb er stehen, starrte mit einem Blick voll brennender Bitternis zum Himmel, der so hell und friedlich wirkte. Als er sich umwandte, hatte er seine Gefühle wieder in der Gewalt. Inzwischen waren mehr als zwei Dutzend Menschen um das Beiboot versammelt. Gerinth und Camelo, Jarlon, Karstein, die beiden Tarether. Auch Yarsols Söhne und ein paar Tempeltal-Leute. Yattur sah von einem zum anderen und runzelte die Stirn.
    »Ihr wollt fort? Wegen des fliegenden Bootes?«
    Charru nickte. »Wir müssen, Yattur. Sie suchen nach uns. Von euch wollen sie nichts.«
    »Wir können gemeinsam kämpfen.«
    »Danke, Yattur.« Charru lächelte. »Aber das wäre sinnlos. Hier gibt es keine Möglichkeit, sich zu wehren, und in der »Terra« kommt es nicht auf die Zahl der Verteidiger an.« Er stockte und sah dem anderen eindringlich in die Augen. »Falls die Marsianer hier auftauchen sollten, dann kämpft nicht gegen sie, Yattur. Sie werden euch zufrieden lassen, wenn sie sehen, daß wir nicht hier sind.«
    »Aber ...«
    »Ihr hättet keine Chance. Ihr würdet nur die Vernichtung eures Volkes heraufbeschwören. Und wir würden den Platz verlieren, an dem wir leben möchten, den einzigen Platz, an dem wir später vielleicht Hilfe finden könnten, wenn wir sie brauchen.«
    Yattur nickte langsam.
    »Und die Priester?« fragte er.
    Charru zuckte die Achseln. Er hätte Bar Nergals fast vergessen. »Brass, Beryl - ihr holt den Oberpriester her! Gerinth und Camelo benachrichtigen die anderen. Wir müssen uns beeilen.«
    Die Angesprochenen setzten sich bereits in Bewegung.
    Der Aufbruch würde nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Es war nicht das erste Mal, daß sie von einer Stunde zur anderen fliehen mußten. Jeder wußte, was er zu tun hatte.
    Charru fuhr leicht zusammen, als er Bar Nergals dünne, krächzende Stimme hörte.
    Er konnte nicht verstehen, was der Priester schrie, Es klang nach Protest, hatte einen jammernden, zugleich anklagenden und anmaßenden Ton - der infantile Protest eines Menschen, der sich Zeit seines Lebens als Mittelpunkt der Welt wähnte. Charru dachte an die düstere Würde, die in der Welt unter dem Mondstein von Bar Nergal ausgegangen war, an jene unbezwingliche, fast dämonische Kraft, die in dem Glauben an seine schwarzen Götter wurzelte. Jetzt stand er vor der etwas abseits gelegenen Hütte, fuchtelte mit den dürren Armen und geiferte fast vor Wut und Panik.
    »Er will nicht«, sagte Beryl von Schun achselzuckend, als Charru neben ihn trat. »Er hat Angst, daß die Marsianer die »Terra« vernichten. Er will nicht an Bord gehen.«
    Charru runzelte die Stirn.
    Ihm war klar, daß auch die anderen Priester diese Angst teilen würden. Sie war der Grund dafür, daß sie ihre eigenen Wege gingen. Er hatte kein Recht, sie zu zwingen. Und es widerstrebte ihm auch, Bar Nergal gewaltsam mitzuschleppen.
    Yattur hatte nichts dagegen einzuwenden, daß der Oberpriester im Dorf zurückblieb.
    Im Gegenteil: den Fischern war der Gefangene als Faustpfand dafür willkommen, daß Charilan-Chis Kriegerinnen nicht die Gelegenheit nutzen würden, um einen Rachefeldzug zu unternehmen. Bar Nergal verbarg seine Erleichterung hinter einer maskenhaft starren Miene, als er sich wieder ins Halbdunkel der Hütte zurückzog. Charru wandte sich ab und überzeugte sich durch einen Blick, daß sich die Terraner fast vollzählig auf dem Dorfplatz versammelt hatten.
    Minuten später startete das Beiboot mit Erein im Pilotensitz, zwei alten Frauen aus dem Tempeltal, einem kranken Kind und Jerle Gordal, der sich beim Holzfällen mit der Axt verletzt hatte.
    Die anderen verließen zu Fuß das Dorf.
    Der Himmel war leer. Charru nahm an, daß es eine Weile dauern würde, bis die Marsianer zurückkamen. Falls sie zurückkamen! Aber daß es anders sein könnte, war eine Hoffnung, der

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