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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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er übernervös reagierte. Die Situation mußte dafür verantwortlich sein. Nicht die Erfolgsaussichten für seinen Auftrag, die immer noch sehr gut standen, sondern dieser unentrinnbare Zwang, sich ständig den Gesetzen einer völlig fremden, irrwitzigen Umgebung anzupassen.
    Mit Hilfe von Chaka, Che und den Katzenfrauen brauchte Carrisser eine knappe Stunde, um die Rakete mit dem Energie-Sprengkopf aus dem unterirdischen Gewölbe zu holen und provisorisch auf der Abschuß-Rampe zu verankern.
    Die vage Unruhe, die unterdessen in den Ruinenfeldern ringsum herrschte, entging ihm. Er registrierte lediglich, daß Charilan-Chi samt Thron und Gefolge zum Schlupfwinkel der Priester zurückkehrte. Er hätte auch bemerken müssen, daß der größte Teil der Ratten, die sich sonst hier herumtrieben, plötzlich von der Bildfläche verschwand. Aber er war einfach nicht daran gewöhnt, seine Umgebung so genau zu beobachten.
    Irgendwann im Laufe der Arbeiten vermißte er Ciran.
    Hatte er den Jungen nicht eben im Gespräch mit seiner Mutter gesehen? Charilan-Chi war nicht in Sichtweite, also verzichtete der Uranier darauf, diesen Punkt zu klären, und beschäftigte sich statt dessen für eine Weile mit seinen Berechnungen.
    Es fiel ihm schwer, sich zu konzentrieren.
    Ein Hauch von Instinkt hätte ihm verraten, daß um ihn herum etwas vorbereitet wurde, über das man ihn nicht informiert hatte. Er besaß diesen Hauch von Instinkt nicht. Er spürte nur seine eigene Unruhe und reagierte darauf mit einer wachsenden inneren Wut, die ihm um so mehr zusetzte, als er sie sich nicht erklären konnte.
    Bar Nergal hatte seine Anweisungen längst gegeben.
    Heimlich, weil er nicht daran dachte, mit dem Uranier ein Streitgespräch darüber zu führen. Der Mann vom Mars war ihm willkommen, da er sich mit den alten Waffen auskannte, aber er wollte im Grunde etwas anderes als die Priester. Ihm war es nur darum zu tun, die Tiefland-Stämme und ihre Anhänger auszurotten, so schnell und problemlos wie möglich. Bar Nergal wollte sie unterwerfen, wollte sie am Boden sehen - wollte vor allem endlich den Stolz und den Willen des verhaßten Fürsten von Mornag brechen.
    Charilan-Chi verstand nicht genug von den Zusammenhängen, um zu einer anderen Reaktion fähig zu sein als unverbrüchlicher Treue für denjenigen, den sie nach wie vor als Obersten Gott von den Sternen betrachtete.
    Ihre Überzeugung bestimmte den Glauben ihrer Söhne. Ciran widmete sich mit Feuereifer dem Auftrag, den man ihm gegeben hatte. Chaka und Che taten, was man ihnen sagte. Sie verstanden nicht, warum ihr älterer Bruder immer wieder Fragen stellte. Aber in Cris waren Zweifel erwacht, die sich nicht mehr zum Schweigen bringen ließen. Zweifel, die sich von den Streitigkeiten zwischen den beiden Mächtigen von den Sternen nährten, denen niemand antwortete und die allmählich stärker wurden als die Furcht vor den vermeintlichen Göttern.
    Oder nein: nicht stärker als die Furcht.
    Jeder ketzerische Gedanke ließ Cris eine Welle von Angst spüren. Aber stärker als diese Angst empfand er den Wunsch zu verstehen, was geschah. Etwas Neues war in sein festgelegtes Leben eingebrochen, hatte seinen Horizont erweitert und ihm gezeigt, daß die Welt ganz anders war, als er geglaubt hatte. Die Gesetze seines Volkes schienen plötzlich weniger ehern und unumstößlich. Ihm war, als habe sich die Zukunft von einem Tag zum anderen aus einer vorgezeichneten Bahn in einen Fächer von Möglichkeiten verwandelt, und obwohl ihm verschwommene Begriffe wie Freiheit nichts bedeuteten, spürte er doch, daß es genau das war, was Bar Nergal, der vermeintliche Gott von den Sternen, bis aufs Messer bekämpfte.
    Etwas Kostbares.
    Ein Geschenk für denjenigen, der es sich erkämpfte - und daß man es erkämpfen mußte, wurde Cris mit jeder Stunde klarer. Die Fremden in ihrem Raumschiff kämpften darum. Yattur, der mehr als ein Jahr Charilan-Chis Gefangener gewesen war, hatte darum gekämpft, als er kein Sklave sein wollte. Cris begriff daß es gefährlich war, seine Hand danach auszustrecken, daß man den sicheren Grund der Gesetze und Regeln dafür verlassen mußte - aber die Lockung war stärker.
    Die Sonne versank als blutroter Ball im Westen, als Marius Carrisser, in eine Felldecke gehüllt, seine letzten Instruktionen für den Fortgang der Arbeiten gab.
    Bar Nergal und die Priester, Charilan-Chi und ihre Kinder hörten zu. Ringsum war es still. Carrisser vermißte immer noch den Jungen mit dem

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