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Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars

Titel: Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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weißen Fetzen in der Hand auszumalen. Kormak allein fiel es schon schwer genug, sein aufbrausendes Temperament zu zügeln. Das Gesicht des Nordmanns färbte sich tiefrot unter dem hellen Haar, und er wandte sich sehr betont ab, um in einem der Transportschächte nach oben zu fahren. Er respektierte die Unantastbarkeit eines Parlamentärs. Aber er wußte nicht, wie weit seine Beherrschung reichen würde.
    Shamala war so weiß wie der Schnee ringsum.
    Als er die Männer sah, die aus dem Schott kletterten, machte er eine Bewegung, als wäre er am liebsten umgekehrt und davongelaufen. Charru hatte Gerinth, Scollon und Gren Kjelland geschickt, weil die Erinnerung an die Szene in dem halb überfluteten Keller auch ihn an seiner Beherrschung zweifeln ließ. Es dauerte nur wenige Minuten, bis Scollon zurückkam. Die Tempeltalleute hatten den wortkargen graubärtigen Mann als Sprecher gewählt. Noch vor kurzem war es ihm schwergefallen, sich gegen die tief in seinem Leben verwurzelte Autorität der Priester zu stellen. Jetzt nicht mehr. Sein Gesicht, hager und wie mit dem groben Messer geschnitzt, drückte verbissene Wut aus.
    Bar Nergal wollte verhandeln. Allein mit dem Fürsten von Mornag. Drüben in dem Beiboot, das immer noch ein Stück entfernt stand: im Schatten jenes Raumschiff-Wracks, das entfernt der »Terra« glich und vor mehr als zweitausend Jahren beim Start in eins der Gebäude gestürzt sein mußte.
    Charru und Camelo wechselten einen Blick. Der rothaarige Gillon von Tareth verzog die Lippen.
    »Wenn Bar Nergal verhandeln will, steckt eine Teufelei dahinter,« behauptete er.
    Camelo schüttelte den Kopf. »Nicht, wenn er sich selbst vorwagt.«
    »Und was kann er wollen, außer lächerliche Drohungen ausstoßen? Frieden will er bestimmt nicht.«
    »Das werden wir ja sehen,« sagte Charru ruhig. »Fest steht, daß er uns nichts anhaben kann. Sag Shamala, daß ich einverstanden bin, Scollon.«
    Der graubärtige Tempeltal-Mann nickte nur.
    Shamala eilte so schnell davon, als fürchte er jeden Moment, ein Messer in den Rücken zu bekommen. Das Schott der »Terra« schloß sich wieder, denn der Schlupfwinkel der Priester war auch aus der Kanzel zu beobachten. Charru wandte sich achselzuckend ab und fuhr ins Kontrolldeck hinauf, wo er zusammen mit Camelo, Beryl von Schun und Hasco dabei war, routinemäßig die Funktion von Antrieb und Lebenserhaltungs-Systemen zu überprüfen.
    Das überraschende Verhandlungsangebot der Priester schien einfach zu sinnlos, zu unglaubwürdig, um Unruhe auszulösen.
    Gespannt war die Atmosphäre im Schiff ohnehin. Eine eigentümlich verhaltene Spannung, die sich unter der Maske von Ruhe und Entschlossenheit verbarg. Die Menschen warteten darauf, daß etwas geschah. Sie waren bis zum äußersten herausgefordert worden, waren am Ende der Geduld - jetzt würde wenig genügen, um einen Sturm zu entfachen.
    Fast eine Stunde verging, bis Kormak aus der Kanzel meldete, daß Bar Nergal erschien.
    Charru überlegte, während die Plattform ihn nach unten trug. Wollte der Oberpriester aus irgendeinem Grund Zeit gewinnen? Oder schmeichelte es seinem Selbstgefühl, den Gegner warten zu lassen? Es paßte zu ihm. Charru hätte mit gleicher Münze zurückzahlen können, doch das wäre ihm kindisch vorgekommen.
    Minuten später stand er der hohen, hageren Gestalt mit dem kahlen Schädel gegenüber.
    Zwei bewaffnete Priester und ein paar von den Katzenfrauen hatten Bar Nergal eskortiert. Charru wußte Camelo und Gillon mit den Lasergewehren in der Nähe. Eine oft geübte Vorsichtsmaßnahme auf beiden Seiten. Die Priester hatten seit der Zerstörung des Mondsteins ständig ihr Wort gebrochen, und sie rechneten bei jedem anderen mit der gleichen Niedertracht, zu der sie selbst fähig waren.
    Bar Nergals ausgemergelte Züge wirkten maskenhaft starr, als er in die Kanzel kletterte. Die plötzliche Wärme ließ einen kaum wahrnehmbaren Schauer über seine Haut rinnen. In den roten Fetzen seiner Robe mußte er selbst in dem Lagerhaus frieren, aber es wäre ihm nie in den Sinn gekommen, etwas anderes zu tragen.
    Charru schloß die Luke und verschränkte die Anne über der Brust.
    »Nun?« fragte er gelassen.
    Bar Nergals schwarze Augen fixierten ihn. Ein merkwürdiger Blick, zögernd, voll abwägender Vorsicht. Er paßte nicht zu einem Mann, an dem zumindest eins immer eindrucksvoll gewesen war: das ungebrochene, von keinem Zweifel angefochtene Feuer des Fanatismus, das seine Kraft ausmachte.
    »Wir können

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