Söhne der Erde 15 - Die Rache Des Mars
traten? Auch in diesem Fall erwartete ihn eine Enttäuschung. Das Beiboot würde abheben, sobald die Kriegerinnen der toten Stadt Anstalten zum Angriff machten.
Jetzt lösten sich die ersten Ratten aus der Dunkelheit zwischen den Ruinen.
Lautlos, mit unruhig spielenden Ohren und witternden Schnauzen huschten sie auf die Landefähre zu. Also doch ein Versuch, die Männer ins Freie zu locken? Charru ballte die Fäuste. Sie können dem Fahrzeug nichts anhaben, hämmerte er sich ein. Camelo und die anderen würden bestimmt nicht die Nerven verlieren, die Sicherheit der Kanzel aufgeben und ...
Ein greller Blitz zuckte plötzlich durch die Dämmerung.
Dann ein zweiter, ein dritter und vierter - ein Dutzend weißglühender Explosionen, deren Krach wie Donnergrollen durch die Luft zitterte. Splitter, Trümmerstücke, zerfetzte Rattenkadaver wurden nach allen Seiten geschleudert. Feuer und Rauch hüllten das Beiboot ein, unsichtbare Gigantenfäuste schienen es zu packen und zu schütteln. Mit einem durchdringenden metallischen Kreischen kippte es zur Seite, die Landestützen knickten weg, und eine letzte, schmetternde Detonation überschüttete es mit einem Feuerregen.
»Ihr Götter,« flüsterte Charru kaum hörbar.
Mit dem nächsten Atemzug warf er sich herum und hastete zum Schott. Die anderen folgten ihm, drängten sich stumm und bleich auf die Plattform des Transportschachtes. Charru merkte nicht, daß er sich die Lippen zerbiß, spürte nur den salzig-bitteren Geschmack seines eigenen Blutes im Mund. Camelo, hämmerte es in ihm. Gillon, Karstein, Hakon ... Er hätte es wissen müssen. Die Ratten waren zahm, waren dressiert - nichts einfacher, als ihnen Sprenggranaten an die Körper zu binden; die Dinger scharfzumachen und die Tiere loszuhetzen. Eine teuflische Methode. Eine Methode, mit der er einfach nicht gerechnet hatte. Die Transport-Plattform schien einen Alptraum von Zeit zu brauchen. Charrus Herz hämmerte, und seine Faust umspannte den Griff des Schwertes, mit dem er Bar Nergal in dieser Sekunde gnadenlos durchbohrt hätte.
Als sie die Schleuse erreichten, drängten sich bereits die Menschen aus dem Frachtraum auf dem stählernen Flur.
Die ersten Männer rannten über das Betonfeld. Beryl hatte das Kommando übernommen, hatte dafür gesorgt, daß ein Dutzend Krieger mit Lasergewehren das Gelände sicherte. Gut, dachte Charru mechanisch. Bar Nergal würde sich hüten, noch etwas zu unternehmen. Denn er wußte, wenn er jetzt angriff, mit welchen Waffen auch immer, konnte nichts die wütenden Männer daran hindern, ihn aufzustöbern.
Bar Nergal! Dieser verräterische Hund von einem Priester ...
Charru rannte durch den Schnee, der in einem weiten Kreis um das Beiboot geschmolzen war. Blut floß auf den Beton, die zerfetzten Kadaver der Ratten boten einen schrecklichen Anblick. Immer noch hing Rauch in der Luft. Aber das Beiboot hatte den Flammen widerstanden, und noch während Charru versuchte, an den geknickten Landestützen hochzuklettern, öffnete sich die verbogene Luke über ihm.
»Camelo!«
Charru war sich nicht bewußt, daß er den Namen geschrieen hatte. Sein Blutsbruder wirkte geisterhaft blaß, die blauen Augen spiegelten noch den Schrecken.
»Schnell!« stieß er hervor. »Die anderen sind verletzt. Bei der Flamme, ich hätte es wissen müssen, ich ...«
Seine Stimme verlor sich in Gemurmel, weil er wieder in die Kanzel tauchte.
Charru kletterte nach oben, Hasco und Gerret folgten ihm. Im Innern des Beibootes sah es wüst aus. Der Anprall auf den Beton hatte die Kuppel zerschmettert, losgerissene Instrumentenblöcke lagen herum, Drähte hingen aus dem beschädigten Kontrollpult. Hakon war über einem Sitz zusammengesunken, bewußtlos, aus einer Platzwunde an der Stirn blutend. Gillon, ebenfalls ohne Bewußtsein, lag eingeklemmt unter Trümmern. Lediglich Karstein rappelte sich bereits wieder auf, aber es bedurfte nur eines Blickes, um zu sehen, daß sein rechter Arm gebrochen war.
Er fluchte bei sämtlichen schwarzen Göttern, der heiligen Flamme und den beiden Marsmonden.
Mechanisch bückte er sich, um Gillon zu helfen, und zuckte mit einem unterdrückten Schmerzenslaut zusammen. Hasco half ihm über den schräg hängenden Boden zur Luke. Charru und Camelo räumten einen losgerissenen Sitz und ein Dutzend anderer Trümmerstücke beiseite, um Gillon zu befreien. Der rothaarige. Tarether regte sich stöhnend. Blut lief von einer Schnittwunde über seine Brust. Er hatte eine Menge Kratzer
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