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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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behagte der Gedanke, sein Schiff in dem Tal zu landen und die unterirdische Anlage zu untersuchen, ganz und gar nicht. Aber er wäre nie auf den Gedanken gekommen, einen Befehl des Präsidenten in Zweifel zu ziehen.
    *
    Ciran spürte würgende Übelkeit und ein Schwindelgefühl, das nicht nachließ.
    Die verdammten Betäubungsstrahlen! Er war nicht vorsichtig genug gewesen. Aber auf jeden Fall würde er nicht das Bewußtsein verlieren, sagte er sich verbissen. Er mußte nur eine Möglichkeit finden, seine Gefangenen zu fesseln, ehe sie wieder zu sich kamen. Und er mußte das Gebirge überqueren, schnell. Die Wolkenbänke im Süden gefielen ihm überhaupt nicht, genauso wenig wie die Nebelfetzen in den Tälern. Furcht nagte an ihm, und er wußte einfach zu wenig über die Gestalt der Erde, um auf den Gedanken zu kommen, daß er das gigantische Bergmassiv auch hätte vermeiden können.
    Die eisblauen Gipfel unter ihm erinnerten an bedrohliche Wachtposten.
    Manchmal zog sich der Nebel dichter zusammen und hüllte das Beiboot ein, dann wieder durchflog es Gebiete schimmernder Klarheit. Ciran wußte, daß er verfolgt wurde, daß die anderen Boote in der Nähe waren. Er wußte es, weil aus dem Lautsprecher immer wieder Charru von Mornags Stimme drang, die beschwörend auf ihn einredete, obwohl er längst nicht mehr antwortete.
    »Ciran! So hör doch, Ciran!«
    Jetzt war es Cris, der sich an seinen Bruder wandte, heiser vor Erregung. Ciran preßte die Lippen zusammen. In einem zornigen Impuls schlug er auf die Tastatur des Bordkommunikators.
    »Laß mich in Ruhe, Verräter!« fauchte er.
    »Meinetwegen kannst du mich nennen, wie du willst. Ciran, hast du nicht gehört, was Charru sagt? Begreifst du nicht, was mit Jarlon und Dayel geschehen wird, wenn du sie in die tote Stadt schleppst?«
    »Das ist mir gleich!«
    »Nein!« flüsterte Cris erstickt. »Das glaube ich nicht. Das kannst du nicht wirklich wollen, Ciran! Charru hat dir sein Wort gegeben. Er wird ...«
    Mit einer heftigen Bewegung schaltete der Junge die gesamte Kommunikationsanlage aus.
    Ein kalter Schauer kroch ihm über den Rücken. Oh ja, er wußte, was mit seinen Geiseln geschehen würde. Vielleicht ließ Bar Nergal die beiden Kinder am Leben, aber ganz sicher nicht Jarlon von Mornag. Und wenn es stimmte, daß der Junge mit dem Namen Dayel ein Abtrünniger war, der früher zu den Priestern gehört hatte, würde er die Hölle erleben. Bar Nergals Strafen für geringfügige Vergehen waren grausam genug. Was er mit dem Akolythen tun würde, mußte ungleich schrecklicher sein, und einen Augenblick fragte sich Ciran, ob er es wollte.
    Auf jeden Fall, dachte er, würden sich Jarlon und Dayel verzweifelt wehren, würden alles tun, um dem Oberpriester nicht in die Hände zu fallen.
    Er, Ciran, mußte endlich etwas unternehmen. Mit zusammengebissenen Zähnen kämpfte er gegen Übelkeit und Schwindel. Einen Moment lang verschwammen Schaltfelder und Kontrollen vor seinen Augen. Mühsam bediente er die Taste, die von der Handsteuerung auf die Automatik umschaltete. Für eine Weile konnte er das Boot sich selbst überlassen. Mißtrauisch starrte er in den grauen Dunst, der die Sichtweite einschränkte. Nebelfetzen trieben vorbei, bizarre Gebilde, die im zunehmenden Wind zerfaserten. Ciran dachte an die plötzlichen, mörderischen Schneestürme, die hier manchmal auftraten. Wieder spürte er die nagende Furcht, aber er wußte, daß er nicht mehr lange zögern durfte.
    Rasch löste er die Gurte und glitt aus dem Sitz.
    Seine bewußtlosen Geiseln waren bei dem überhasteten Start wie Stoffpuppen durcheinandergewirbelt worden, lagen jetzt verkrümmt auf dem Boden des Fahrzeugs. Die beiden Kinder hatten sich instinktiv aneinandergeklammert. Jarlon stöhnte leise, als er auf den Bauch gedreht wurde. Mit fliegenden Fingern zerrte Ciran dem Bewußtlosen den Gürtel aus den Schlaufen, fesselte ihm die Hände auf den Rücken und wandte sich Dayel zu, der gegen die Mittelkonsole des Bootes gesunken war.
    Der junge Akolyth blutete aus einer Platzwunde an der Stirn.
    Auch ihn zog Ciran halb herum, um ihn mit seinem eigenen Gürtel zu fesseln. Da er nur eine Hand benutzen konnte, brauchte er lange dazu. Jarlon stöhnte wieder, begann sich zu regen. Wahrscheinlich holte ihn der Schmerz von der Wunde allmählich in den Wachzustand zurück. Ciran warf ihm einen besorgten Blick zu, und im gleichen Moment erschütterte eine plötzliche Windbö das Beiboot.
    Ciran zog die Unterlippe zwischen

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