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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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entscheidende Phase.
    Schleusen öffneten sich.
    In unaufhörlicher Folge lösten sich schwere Behälter aus den riesigen Frachträumen der Container-Schiffe. Behälter mit Kohlendioxyd, unter Druck verflüssigt, noch geschützt von den stabilen Stahlmänteln. Einmal freigesetzt, würden sie sofort in gasförmigen Zustand übergehen. Mengen, die weit über das Maß hinausreichten, das die Ökologie selbst eines von Vegetation überquellenden Planeten zu binden vermocht hätte.
    Micro-Treibsätze überwanden die Gravitation der Mutterschiffe und trugen die unheilvollen Behälter tief in die Erdatmosphäre hinein.
    Aufmerksame Augen hingen an den Außenschirmen von Ortungsanlagen.
    Die Micro-Triebwerke waren sinnreich konstruiert, aber noch nicht in der Praxis erprobt. Das Prinzip beruhte darauf, daß sich zu einem bestimmten Zeitpunkt der Zünder eines Sprengsatzes überhitzte. Die ersten winzigen Blitze erschienen auf den Schirmen. Fast gleichzeitig wurden dreißig Druckbehälter aufgesprengt, und das freigesetzte Kohlendioxyd entwich in die Atmosphäre.
    Der verantwortliche Offizier in der Kanzel des Kommandokreuzers atmete erleichtert auf.
    Ab jetzt, so wußte er, brauchte er nur noch zu warten. Zwei Stunden später erhielt er die erste Vollzugsmeldung, und nach weiteren zwanzig Minuten die letzte.
    Die Operation »Tödlicher Ring« war erfolgreich abgeschlossen.
IV.
    Das Flugzeug wirkte winzig und verloren in der Weite des Bergmassivs.
    Wabernder Dunst verhüllte die Gipfel. Die Sonne senkte sich, die Täler bildeten blaue Schatteninseln. Chans Augen schmerzten, da er den Blick nicht von der einschüchternd grandiosen Landschaft wenden konnte, obwohl die Computersteuerung einwandfrei arbeitete. Nur die Landung würde er auf diesem Gelände ohne die Hilfe der Automatik bewerkstelligen müssen. Er hatte keine Angst, nicht vor der Landung. Er fürchtete das, was ihn in dem einsamen Himalaya-Tal erwarten mochte.
    Immer noch glaubte er, das einzelne Beiboot zwischen den Felsen zu sehen, von dem er nicht wußte, daß es nach einem Unfall zurückgelassen worden war. Die winkenden Menschen, dann den unerträglich grellen Blitz, der alles Leben vernichtete. Ciran und Jar-Marlod ... Cris, der ein Verräter war, aber dennoch sein Bruder ... Yattur, der letzte Überlebende des Fischervolks, das im Bombenhagel jener Schreckensnacht starb, deren Bilder Chan auch nach so vielen Wochen noch verfolgten. Olant, der schweigsame Tempeltal-Mann, kauerte angeschnallt im Co-Piloten-Sitz, tief in Gedanken versunken. Nur einmal machte er den Mund auf, als die weite, langgezogene Senke unter ihnen auftauchte. »Das Tal?« fragte er.
    »Ja.«
    »Schaffst du es?«
    »Ja.«
    »Weißt du das sicher?«
    Chan antwortete nicht.
    Es gab keine Sicherheit. Croi war mit dem Flugzeug gegen eine Felswand gerast, Chaka im Beschuß von Energiewerfern gestorben, weil die Menschen in der »Terra« sich wehren mußten. Chans Blick wurde starr, ging durch alles hindurch. Was zählte sein Leben? Was das Leben seiner Brüder und das des Mannes an seiner Seite? Nichts, gar nichts! Menschen waren nur Staubkörner in den Plänen eines Gottes, der nach der Herrschaft über die Erde strebte. Bar Nergal hatte versprochen, das Volk der toten Stadt mächtig und groß zu machen. Aber was hatte er getan, was bewirkt außer Tod und Verderben?
    Chan schüttelte den Kopf, als könne er auf diese Weise den quälenden Zweifel vertreiben.
    Mechanisch schaltete er auf Handsteuerung, mechanisch drückte er das Flugzeug tiefer. Seine Augen hingen an den verbrannten Flächen, an dem weiten Kreis der Verwüstung, an den Stellen, die aussahen, als sei ein gigantischer Hobel darüber hingefahren. Die Landung war einfacher, als er geglaubt hatte. Glatt setzte das Fahrwerk auf, heulend und fauchend verringerten die Bremsdüsen die Geschwindigkeit. Die Maschine rollte aus, die Triebwerke verstummten. Chan fuhr sich mit der Hand über die Stirn, und jetzt erst fiel sein Blick auf die steile Felswand, in der ein tiefer Spalt klaffte.
    Stahl schimmerte.
    Aufgerissene Tunnel und Gänge, verbogenes Metall, ein Labyrinth, das entfernt an die verwüsteten menschlichen Wohnstätten des toten New York erinnerte. Bunker, wie sie auch in der Ruinenstadt existierten? Ein weiteres Vermächtnis der alten irdischen Rassen, von der Bombenexplosion der Vergessenheit entrissen? Chan wußte es nicht, und es wurde ihm gleichgültig, als er die ersten verkohlten Leichen entdeckte.
    »Komm«, murmelte

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