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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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bist nach Süden geflogen, nicht wahr? Wie weit?«
    Der Junge preßte die Lippen zusammen.
    Jarlon atmete scharf ein. Sekundenlang war er versucht, mit der Faust zuzuschlagen, dann nahm er sich zusammen.
    »Willst du hier sterben?« fragte er. »Willst du dich auf diese Art an uns rächen? Wofür?«
    »Ich will mich nicht rächen. Aber ich denke nicht daran, euch zu helfen, ich ...«
    »Du haßt uns«, sagte Dayel leise. »Ich weiß, warum. Damals, als ich noch nicht wagte, mich Bar Nergals Befehlen zu widersetzen, habe ich genauso empfunden. Ich kann verstehen, daß du Jarlon und mich haßt. Aber Derek und Kjell?«
    Derek wollte etwas sagen, das vermutlich sehr kriegerisch geklungen hätte, doch Jarlons warnender Blick ließ ihn verstummen.
    Kjell schwieg, eingeschüchtert von der Einsamkeit und Leere ringsum. Cirans Blick wanderte über die Kinder. Er hatte in Kauf genommen, daß Bar Nergal Rache an Jarlon und Dayel nehmen würde, aber er hatte nie damit gerechnet, daß auch die Kinder umkommen könnten.
    Mit zusammengepreßten Lippen starrte er nach draußen.
    »Es ist sowieso zu weit«, brachte er hervor. »Wir sind mitten im Gebirge. Wir würden nie aus den Bergen hinausfinden.«
    »Wir müssen es versuchen. Wir müssen, Ciran.«
    Jarlons Stimme klang rauh. Einen Moment lang kreuzten sich ihre Blicke. Ciran begriff, daß Jarlon längst wußte, wie aussichtslos ihre Lage war, daß er es nur nicht zugab, um den anderen nicht jede Hoffnung zu nehmen. Und auch Dayel wußte, wie es stand. In seinem schmalen fast noch kindlichen Gesicht gab es einen harten Zug, seine Hand lag beruhigend auf Kjells Schulter. Ciran schluckte und tastete nach der Platzwunde an seiner Stirn.
    »Sie wissen, wo wir sind«, murmelte er.
    »Wer?« fragte Jarlon scharf.
    »Dein Bruder und die anderen. Zwei von ihren Booten waren hinter mir her. Wahrscheinlich konnten sie hier nicht landen, aber ich glaube, sie werden kommen.«
    Jarlon atmete tief auf.
    »Ja«, sagte er. »Ja, sie werden kommen. Also brauchen wir nur zu warten und ...«
    Er verstummte abrupt.
    Neben ihm hatte sich Dayel plötzlich vorgebeugt und starrte durch die Sichtkuppel, deren Glas ein Netz feiner Risse aufwies. Jarlon folgte der Blickrichtung des jungen Akolythen und zuckte zusammen.
    Dort, wo ein steiler, vereister Grat aus einem schimmernden Schneefeld ragte, hatte sich etwas bewegt.
    Ganz kurz hob sich eine Gestalt von den dunklen Felsen ab und war im nächsten Moment wieder verschwunden. Jarlon versuchte, ihr mit den Augen zu folgen. Dabei entdeckte er den hellen Umriß, der sekundenlang über dem Steingrat auftauchte, eine weitere Gestalt im Schatten zwischen hochragenden Felsblöcken, ein zottiges Etwas, das geschmeidig von einem Vorsprung schnellte und mit dem Schnee zu verschmelzen schien ...
    »Yetis!« flüsterte Ciran mit bleichen Lippen.
    Jarlon nickte nur.
    Damals, als die Schneemenschen die Terraner angriffen, hatte er verletzt in einem der Boote gelegen und nicht mitbekommen, was geschah. Jetzt starrte er mit zusammengekniffenen Augen zu den geheimnisvollen Wesen hinüber. Sie waren fast unsichtbar, aber wenn man wußte, wonach man suchte, konnte man sie erkennen. Zottige, fellbedeckte Hünen mit mächtigen Schultern, langen, baumelnden Armen, krallenbewehrten Fäusten, die Keulen schwangen ...
    Wieviele?
    Ein Dutzend? Zwei? Jarlon wandte sich halb um und starrte in die Gegenrichtung. Eine spiegelnde Eiswand, nur von wenigen Vorsprüngen unterbrochen. Dort, wo das Beiboot hinter einer Kette scharfer Gesteinszacken festhing, stiegen die Felsen schwarz und steil an - und auch dort oben duckten sich die zottigen Gestalten in den Schatten von Spalten und Vorsprüngen.
    Jarlon spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust.
    Die Wunde, dachte er mechanisch. Er wollte nicht zugeben, daß er Angst hatte. Er durfte es nicht zugeben, schon wegen der Kinder nicht, die mehr neugierig als erschrocken durch die Sichtkuppel sahen. Cirans Gesicht schimmerte fast so weiß wie der Schnee. Er war bei dem Angriff der Yetis dabeigewesen, trug immer noch den Arm in der Schlinge, und nur Gillon von Tareths Wurfdolch hatte ihn damals davor gerettet, daß ihm der nächste Keulenhieb den Schädel zertrümmerte.
    »Die Schockstrahler«, flüsterte er. »Wir müssen ...«
    »Nein«, sagte Jarlon.
    Dayel wandte den Kopf. »Aber ...«
    Er brach ab.
    Einen Moment lang kreuzten sich die Blicke der beiden jungen Männer. Dayel begriff, was in dem anderen vorging. Jarlon fragte sich, was

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