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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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die zottigen Hünen tatsächlich unsicherer, schwerfälliger, als er es in Erinnerung hatte? Verbissen kletterte er weiter. Hinter ihm polterten Steine, erklangen die Schritte von Gillon, Camelo und Yattur. Charru warf den Kopf herum, ließ sich tief in die Hocke fallen, um seinem Blutsbruder das Schußfeld freizugeben, und diesmal waren es zwei Feuerstrahlen, die den Pulk der zottigen Angreifer zurücktrieben.
    Die Yetis wandten sich zur Flucht.
    Heulend und fauchend, mit grotesken, hüpfenden Bewegungen strebten sie dem Schatten schützender Spalten zu. Sie waren zu Hause in dieser weißen Hölle. Nichts konnte sie aufhalten, niemand sie verfolgen. Binnen Sekunden waren sie wie ein Spuk verschwunden, und die eisige Wildnis lag still unter dem grauen Himmel.
    Charru ließ sich eine vereiste Schräge hinunterrutschen, fand Halt an einer Felsennadel, hastete so schnell wie möglich weiter. Einmal verschwand das Beiboot aus seinem Blickfeld. Als er es wieder sehen konnte, kletterten bereits die ersten Gestalten durch die geborstene Kuppel.
    Jarlon mit der Betäubungspistole in der Faust. Ciran, den Arm in der Schlinge, Dayel, Kjell mit dem feuerroten Tarether-Haarschopf, als letzter der stämmige blonde Derek. Sie winkten, schrieen erregt durcheinander. Offenbar war keiner von ihnen ernsthaft verletzt, und Charru fühlte sich fast schwindlig vor Erleichterung, als er die letzten Felsblöcke überkletterte.
    Minuten später hatten sich auch die anderen um das havarierte Boot versammelt.
    Jarlon lehnte erschöpft an einer verbogenen Landestütze und kämpfte gegen eine Schwäche, die er erst jetzt wieder zu spüren schien.
    Cirans schmales Gesicht war blaß und starr. Sein Blick ging von einem zum anderen. Ein Blick, der deutlich verriet, was er erwartete: daß jetzt das Strafgericht über ihn hereinbrechen würde.
    Charru hatte andere Sorgen.
    »Wir haben Fellkleidung und Medikamente mitgebracht«, sagte er knapp. »Es wird ein langer und ziemlich schwieriger Rückmarsch. Gillon, Erein, ihr montiert die Anschnallgurte im Boot ab, damit wir notfalls Tragesitze daraus basteln können. Karstein ...«
    »Schau dir das an!« unterbrach ihn Camelo leise.
    Charru wandte sich um und folgte der Blickrichtung des Freundes.
    Camelo starrte nach Osten, den Kopf in den Nacken gelegt. Noch war der Himmel hell. Etwas blitzte, warf flirrend die letzten Strahlen der sinkenden Sonne zurück. Ein schlanker, zylinderförmiger Körper, der rasch größer wurde und sich dem gewaltigen Bergmassiv zusenkte.
    Selbst aus der Ferne war jetzt das Donnern der Bremstriebwerke zu hören. Charru runzelte die Stirn und folgte der Bahn des Silberpfeils mit den Augen.
    »Ein Schiff«, sagte er gedehnt. »Ein marsianisches Schiff. Bar Nergal scheint nicht der einzige zu sein, der genau wissen will, was in dem Tal geschehen ist.«
V.
    »Ein Schiff!« flüsterte der hagere Tempeltal-Mann. »Es landet! Hörst du nicht, Chan? Ein Raumschiff landet!«
    Chan kauerte am Boden, würgend, verkrümmt, von einer Schwäche befallen, gegen die er nicht ankämpfen konnte. Er war weiter in das unterirdische Labyrinth eingedrungen als Olant, hatte sich viel zu lange im Bereich des radioaktiven Dampfes bewegt, dessen Gefährlichkeit er nicht kannte. Auch Olant spürte die Schwäche, auch er war bereits dem Tod geweiht, aber noch gelang es ihm, sich aufrecht zu halten.
    »Chan!« rief er beschwörend. »Chan! So hör' doch!«
    Mühsam hob der junge Mann den Kopf.
    Sekundenlang war alles um ihn versunken. Er wußte nicht mehr, ob er das urwelthafte Donnern wirklich hörte oder ob es nur in seinem gemarterten Hirn existierte. Etwas lauerte hier, das hatte er inzwischen begriffen. Etwas Unsichtbares, Dunkles, tödlich wie ein schleichendes Gift, wie das Verhängnis selbst ... Chans Hand zitterte, als er sich über die Augen fuhr. Verschwommen sah er den silbrig schimmernden Umriß, den Metallgiganten, der plötzlich mitten im Tal aufragte, als sei er aus dem Nichts gekommen.
    Das schreckliche Dröhnen verebbte.
    Ein Schiff ... Dunkel wurde Chan bewußt, daß Olant schon die ganze Zeit über etwas von einem Schiff geschrieen hatte. Bar Nergal? Aber nein, Bar Nergal hatte kein Schiff.
    »Die Marsianer«, krächzte Olant. »Chan, wir brauchen Hilfe! Wir können das Flugzeug nicht mehr allein starten. Ob sie uns helfen werden?«
    Hilfe von den Marsianern? Jetzt nicht mehr ... Bar Nergals Schuld! Chan lächelte bitter.
    »Carrisser ...«, flüsterte er.
    »Aber sie können nicht

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