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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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sein Bruder in dieser Situation getan hätte. Und Charru hegte selbst dann, wenn er angegriffen wurde, einen tief verwurzelten Widerwillen dagegen, die überlegenen, mörderischen Waffen der Marsianer auf ahnungslose Erdenmenschen zu richten.
    Dayel schluckte. »Glaubst du, sie können nicht in das Boot eindringen?«
    »Warum wollt ihr es darauf ankommen lassen?« protestierte Ciran. »Das sind doch nur Tiere.«
    »Sind die Katzenwesen deines eigenen Volkes Tiere?« fragte Jarlon heftig.
    »Aber ...«
    »Ihr braucht euch nicht zu streiten«, sagte Dayel tonlos. »Wir können die Schockstrahler ohnehin nicht einsetzen. Sie würden die Felsenzacken zerstören, und dann stürzt das Boot ab.«
    Jarlon schluckte.
    Ein einziger Blick zeigte ihm, daß Dayel recht hatte. Und ein zweiter Blick ließ keinen Zweifel daran, daß sich die Yetis zum Angriff sammelten.
    Ganz plötzlich setzte sich die ganze Meute in Bewegung.
    Fauchende Schreie erfüllten die Luft. Von überall näherten sich die zottigen Gestalten, tauchten aus Spalten und Mulden, sprangen über Felsblöcke, stürmten taumelnd und stolpernd auf das havarierte Boot zu. Schon schmetterte die erste Keule gegen den ringförmigen Wulst. Der Schneemensch sprang sofort zurück, wich hastig aus, als fürchte er, das schimmernde, für ihn völlig fremdartige Fahrzeug werde jeden Moment explodieren. Jarlon sah das verzerrte, von dünnen weißem Pelz bedeckte Gesicht, die groben Züge, die tiefliegenden Augen - und jetzt sah er auch, daß das Wesen wie betrunken schwankte.
    Dumpf krachten die Keulen gegen die Außenwand des Beibootes, doch sie konnten dem Fahrzeug nichts anhaben.
    Wie eine ablaufende Welle zogen sich die Angreifer zurück, kamen von neuem heran, zögerten, duckten sich tief zwischen die Felsen. Ihr Fauchen bekam einen hohlen, seltsam klagenden Ton. Jarlon hatte sie nie vorher gesehen, Dayel nur von weitem. Aber der junge Akolyth erkannte instinktiv, daß es nicht mehr dieselben Wesen waren, die in dem Hochtal mit der Wildheit vorzeitlicher Riesen gegen ihre Opfer gekämpft hatten.
    »Sie müssen krank sein«, stieß er hervor. »Seht doch! Sie können sich kaum auf den Beinen halten. Und irgend etwas ist mit ihren Fellen passiert.«
    »Die Bombe«, sagte Jarlon leise.
    Ciran starrte ihn an. »Sie werden uns umbringen, krank oder nicht! Hast du etwa Mitleid mit ihnen? Wir müssen ...«
    »Halt den Mund!« fauchte Jarlon. »Daß du kein Mitleid mit ihnen hast, kann ich mir denken. Du hättest die Atombombe auch abgeworfen, nicht wahr? Dir wäre es auch gleich gewesen, wen du damit umbrachtest. Frauen und Kinder ... Die unschuldigen Clones ... Und jetzt die Yetis, wenn es wahr ist, was Lara über die Strahlung sagt.«
    Ciran schwieg.
    Eine Sekunde lang fragte er sich, ob er es wirklich getan hätte. Aber er kam nicht dazu, lange darüber nachzudenken.
    Das Fauchen der Yetis schwoll jäh zum schrillen Triumphgeheul an.
    Jarlon sah einen Schatten, riß den Kopf hoch und erfaßte den Felsblock, der über ihnen die Steilwand herunterpolterte. Ciran entdeckte ihn im gleichen Augenblick. Ein Block, der das Boot zermalmen, zumindest die Kuppel zerschlagen würde! Für eine blitzhafte Sekunde glaubte Ciran wieder, die zottige Bestie zu sehen, die ihm mit der Keule den Arm gebrochen hatte, und Panik überschwemmte gleich einer Woge sein Bewußtsein.
    Gellend schrie er auf.
    Er schrie immer noch, als der Felsblock das Boot streifte, einen Teil des Ringwulstes abriß und in der Tiefe verschwand. Erst als er gepackt wurde und eine kräftige Ohrfeige seine Wange traf, verstummte er zitternd.
    »Reiß dich zusammen!« fauchte Jarlon ihn an. »Jammern kannst du später, wenn es uns wirklich an den Kragen geht. Das ist nämlich bestimmt nicht der letzte Stein, den sie uns auf den Kopf werfen.«
    *
    »Yetis!«
    Cris blieb abrupt stehen, die schrägen topasfarbenen Augen weit aufgerissen. Charru hatte die fauchenden Schreie in der Ferne ebenfalls gehört. Sie kamen von Westen von der zerklüfteten Bergflanke, die ein steiler Grat ihren Blicken entzog. Irgendwo dort drüben hing das Beiboot hinter einer Kette scharfer Felszacken fest. Und Charru erinnerte sich genau, daß es dort in einer Lage hing, die es den Insassen unmöglich machte, die Schockstrahler einzusetzen, ohne das Fahrzeug zum Absturz zu bringen.
    Camelo wußte es auch.
    »Sie haben Cirans Betäubungspistole«, sagte er leise. »Sie können sich wehren.«
    »Ja. Wenn sie bei Bewußtsein und nicht schwer verletzt

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