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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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neben sich. Lange blieb Charru reglos stehen und nahm das friedliche Bild in sich auf. Erst als Cori hereinhuschte, wandte er sich ab und verließ leise das Fahrzeug.
    Eine Gruppe Tiefland-Krieger wartete draußen. Camelo hatte leise mit Gerinth gesprochen. Der Alte fuhr sich mit der Hand durch das lange schlohweiße Haar.
    »Du willst noch einmal starten?« fragte er hellsichtig.
    Charru nickte. »Die Marsianer werden herausfinden, daß wir noch leben. Und die Explosion der Atombombe hat alles geändert. Ich will wissen, woran ich bin.«
    »Glaubst du, sie werden es dir sagen?« fragte Gillon bitter.
    »Das weiß ich nicht. Aber ich weiß, daß ich es nicht Bar Nergals Piloten überlassen will, den Marsianern zu erklären, was geschehen ist. Ich habe nicht damit gerechnet, daß sie ein Schiff schicken würden. Solange wir davon ausgehen durften, daß sie uns für tot hielten, konnten wir uns still verhalten. Aber jetzt? Willst du einfach abwarten, bis sie hier auftauchen?«
    Gillon schüttelte den Kopf. »Du hast recht, aber ...«
    »Camelo und ich werden mit einem einzelnen Boot im Tal landen. Darin kann niemand eine feindliche Absicht sehen.«
    »Und ein zweites Boot wird euch den Rücken decken«, sagte Gerinth bestimmt. »Oder zumindest beobachten, was geschieht. Vergiß nicht, daß die meisten Marsianer ziemlich leicht die Nerven verlieren.«
    »Einverstanden. Wir starten sofort und ...«
    »Willst du nicht bis zum Sonnenaufgang warten? Nachts sind die Marsianer vermutlich noch nervöser.«
    Charru zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf.
    »Nein«, sagte er leise. »Ich möchte wenigstens versuchen, Chan zu warnen. Und morgen früh kann es für ihn schon zu spät sein.«
    *
    »Beim Andromeda-Nebel«, murmelte der schlanke Marsianer. »Das ist ja ... Sie sterben, nicht wahr?«
    Durch die Bleiglasscheibe starrte er auf die beiden nackten, reglosen Gestalten, die gerade aus der Schleuse der Entseuchungskammer gefahren worden waren. Der Mediziner, schon wieder ohne Schutzanzug, folgte ihnen eine halbe Minute später. Die Art, wie er die Handflächen nach oben kehrte, sagte genug.
    Der Mann vor der Scheibe wandte sich schweigend ab und steuerte auf einen Transportschacht zu.
    John Coradi, Kommandant der kleinen »Solaris«, befand sich mittlerweile in einem Zustand, in dem er das Gefühl hatte, daß jeder seiner Nerven einzeln vibrierte. Der Bericht der Männer, die zwei Strahlenkranke aufgesammelt und später die Tunnel im Berg untersucht hatten, lag ihm wie ein Klotz im Magen. Die unterirdische Anlage an sich hatte keine Überraschung geboten; denn ihre von einem Aufklärungsboot entdeckte Existenz hatte die Landung der »Solaris« überhaupt erst veranlaßt. Aber die Tatsachen, auf die seine Leute gestoßen waren, reichten durchaus, um John Coradis Weltbild ins Wanken zu bringen.
    Clones!
    Eindeutig und unbezweifelbar, da sogar die Tanks gefunden worden waren, in denen sie herangezüchtet wurden. Dazu ein beschädigter Reaktor, der hochgefährlichen radioaktiven Dampf ausstieß. Dutzende von Hinweisen auf eine Technik, die wesentlich höher entwickelt war als die der Menschheit vor der Großen Katastrophe. Der Gedanke, daß eine Rasse von Überlebenden zwei Jahrtausende hier existiert hatte, während die Marsianer die Erde von ungefährlichen Primitiven bewohnt wähnte, ließ Coradi zusammenschauern.
    In der Kanzel nickte er dem wachhabenden Offizier zu und sank seufzend auf einen der Andrucksitze.
    Ein Blick zum Kommunikator zeigte ihm, daß die Verbindung zur Gefechtsstation stand. Seit der Landung waren sämtliche Waffensysteme aktiviert. Coradi hatte Angst. Die Tatsache, daß keinerlei konkreter Grund vorlag, konnte nichts daran ändern, und er wußte, daß es seinen Leuten genauso erging.
    Aufmerksam beobachtete er die kahle, gespenstische Landschaft im Mondlicht.
    Er überlegte, was er mit den beiden Strahlenkranken anfangen sollte. War der Entschluß, sie an Bord zu nehmen, übereilt gewesen? Sicher würde er ein paar interessante Einzelheiten von ihnen erfahren. Aber was dann? Sie hatten vermutlich noch ein oder zwei Tage zu leben. Einfach wieder hinauswerfen lassen konnte er sie schlecht. Und der Gedanke, hier eine Liquidation anordnen zu müssen, behagte ihm gar nicht.
    Er streckte die Hand nach dem Kommunikator aus, um sich mit dem Mediziner in Verbindung zu setzen, aber er kam nicht mehr dazu.
    »Kommandant!« rief der Offizier neben ihm schrill. »Da, Kommandant! Ein Beiboot! Wir ... wir werden

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