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Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring

Titel: Söhne der Erde 19 - Der Tödliche Ring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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Nergals Hände ballten sich. Er fragte nicht nach Jar-Marlod, der zusammen mit dem Jungen gefangengenommen worden war, nicht nach Chan, nicht nach Olant.
    »Wie konnte es geschehen?« krächzte er.
    Ciran erwiderte den glühenden Blick.
    »Chan hat sich geirrt« sagte er. »Die Terraner hatten das Tal bereits verlassen, aber Chan sah ein Beiboot und Menschen und warf die Bombe trotzdem ab. Er hat ein Volk von Fremden umgebracht, die dort lebten. Und er hat Jar-Marlod getötet, der in dem Tal zurückgeblieben war, weil er hoffte, daß du wieder ein Flugzeug schicken würdest - ein Flugzeug, das ihn mitnehmen würde.«
    Scharf pfiff der Atem aus Bar Nergals Mund.
    Haß schüttelte ihn. Mehr als Haß, wie Ciran plötzlich erkannte. Es war Wahnsinn, der in den schwarzen Augen brannte, der von der hageren, dämonischen Gestalt wie eine Aura ausstrahlte und das fahle Gesicht zu einer Fratze verzerrte.
    »Und du?« flüsterten die bleichen Lippen.
    »Ich war verletzt und bewußtlos. Ich konnte nichts dagegen tun, daß die Terraner mich mitschleppten.«
    »Aber du weißt, wo sie sind! Du weißt es!«
    Ciran schluckte.
    Eiskalt schien etwas seinen Nacken zu berühren. Ich werde nicht mehr gegen euch kämpfen, hatte er Charru versprochen. Aber er hatte nicht bedacht, was dieses Versprechen bedeutete angesichts von Bar Nergals maßlosem, wahnsinnigem Haß.
    Was änderte es, daß er kein Gott war? Nichts, nichts! Alle gehorchten ihm. Ciran wußte, daß er sich nicht gegen ihn stellen konnte, und er spürte die jähe Angst wie eine würgende Schlinge an der Kehle.
    »Hör mir zu, Herr!« sagte er rasch. »Es ist viel geschehen, was du noch nicht weißt. Chan und Olant sind tot. Ein marsianisches Schiff landete im Tal und ...«
    Hastig begann er zu berichten.
    Bar Nergal starrte ihn an, doch der Junge war nicht sicher, ob er wirklich zuhörte. Nur die anderen Priester wurden unruhig. Irgendwo erklang das Quietschen und Rumpeln von Rädern, und Ciran wußte, daß sich der fahrbare Thron seiner Mutter näherte. Sie würde ihn nicht schützen. Sie konnte es gar nicht.
    Shamala trug das Lasergewehr auf dem Rücken, und die Katzenfrauen kannten nur zu gut die verheerende Wirkung dieser Waffe.
    »Ein Fluß im Norden«, wiederholte der Oberpriester flüsternd. »Steppen! Offenes Land! Das ist gut, sehr gut. Du wirst den Platz wiederfinden, Ciran. Du wirst ...«
    »Aber begreifst du nicht, Herr? Die Erde stirbt. Wir müssen uns retten. Deine Gegner haben ein Schiff, sie bieten dir den Frieden an.«
    »Frieden?« Ein dünnes Kichern schüttelte den dürren Körper. »Ich mache keinen Frieden mit diesen Frevlern. Niemals!«
    »Aber die Erde ....«
    »Unsinn! Ein Märchen, um uns zu erschrecken!« Bar Nergal straffte sich und breitete mit großer Geste seine Arme aus. »Wir werden sie vernichten. Diesmal werden wir sie vernichten! Wir werden mit Feuer und Tod über sie kommen. Wir werden sie zermalmen und in den Staub treten, wir werden ...«
    Schauernd lauschte Ciran den Worten, die immer lauter, immer beschwörender wurden, bis sie sich zu einem monotonen, unheimlichen Singsang steigerten, der wie ein schleichendes Gift den Geist betäubte.
    Das Rumpeln der Räder war verstummt. Charilan-Chis Thron wartete in einiger Entfernung. Langsam kam die Königin der toten Stadt heran, doch Ciran vermochte den Blick nicht von Bar Nergal abzuwenden.
    Mit einem scharfen, keuchenden Laut brach der Oberpriester seine Haßtiraden ab.
    Dünne Schweißperlen glitzerten auf seinem kahlen Schädel. Er starrte Ciran an, und der Junge erzitterte, weil er wußte, was jetzt kommen würde.
    »Wir haben noch mehr Bomben. Und wir wissen damit umzugehen. Du, Ciran, wirst der nächste sein, und du wirst es besser machen als dein Bruder.«
    »Herr, ich ...«
    »Bist du bereit?«
    Das kalte Lauern in Bar Nergals Tonfall traf den Jungen wie ein Stich. Er sah in das fahle Totenkopf-Gesicht und dachte an die Menschen auf der anderen Seite des Erdballs, denen er geschworen hatte, nicht mehr gegen sie zu kämpfen. Er dachte an den Mann vom Mars, den der Oberpriester hatte foltern lassen, bis er ihm half, den Umgang mit den schrecklichen Atomwaffen zu lernen. Bar Nergal würde jeden furchtbar bestrafen, der den Gehorsam verweigerte, auch ihn, Ciran. Er würde ihn zwingen. Oder er würde einen anderen schicken. Einen, der nicht zögerte, den Befehl auszuführen und noch einmal das Grauen zu entfesseln, das Ciran in dem einsamen Hochtal gesehen hatte.
    Der Junge senkte den

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